Adlershof bleibt für immer seine Heimat: Chronist Rudi Hinte vermittelt Wissen zur Ortsteilgeschichte

Seit Februar wohnt Rudi Hinte in dieser Seniorenresidenz in Baumschulenweg. Zu Hause fühlt er sich immer noch in Adlershof. | Foto: Ralf Drescher
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Adlershof. Nein, ein echter Adlershofer ist Rudi Hinte (88) nicht. Geboren ist er in Ostpreußen und seinen Alterssitz hat er seit einigen Monaten drei S-Bahnstationen entfernt in Baumschulenweg. Trotzdem wird Hinte immer Adlershofer bleiben.

Denn rund um die Dörpfeldstraße ist er als Ortschronist immer noch bekannt wie ein bunter Hund. Er bekommt Besuch in der Heimatstube in der Alten Schule und hält historische Vorträge. Geboren ist Hinte 1927 in Masuren. „Zwei Jahre später zogen meine Eltern mit mir aus wirtschaftlichen Gründen nach Berlin. Erst in eine Kellerwohnung an der heutigen Schnellerstraße, später in eine ausgebaute Wohnlaube nach Altglienicke“, erinnert er sich. Bei einem Adlershofer Autohersteller hat er später Technischer Zeichner gelernt und 1944 musste er mit 17 als Panzergrenadier in den Krieg. Zum Kriegsende war er beim Häuserkampf in Berlin dabei, geriet in Staaken in Gefangenschaft. Weil verletzt, kam er ins Lazarett in Potsdam. „Dort konnte ich mit Glück stiften gehen, so blieb mir die Gefangenschaft erspart“, erinnert er sich.

Nach dem Krieg hat Rudi Hinte erst Kartographie, später Maschinenbau studiert und 30 Jahre bei der Akademie der Wissenschaft gearbeitet, dort war 1990 Schluss. „Ich habe mich schon immer für preußische Geschichte interessiert und eine Führung durch Adlershof kurz nach der Wende hat mein Interesse geweckt. Als ich in Unterlagen festgestellt hatte, dass Adlershof 1994 sein 240. Gründungsjubiläum feiert, habe ich dafür gemeinsam mit dem örtlichen Bürgerverein geworben. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten wurde die Gründung durch Friedrich den Großen gefeiert, mit einer Ausstellung, Festvorträgen und der Wiedergründung der Adlershofer Zeitung“, erzählt Rudi Hinte.

Die kleine Kiezzeitung gibt es noch immer und aus der Ausstellung ist die von dem 88_Jährigen betreute Heimatstube geworden. Dort – Alte Schule, Dörpfeldstraße 56 – sitzt Hinte immer noch an jedem zweiten Dienstag im Monat 15 bis 17 Uhr und wartet auf Besucher. Die interessieren sich unter anderem für die Geschichte des Deutschen Fernsehfunks, den früheren Flugplatz oder die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt, deren steinerne Hinterlassenschaften wie der riesige Windkanal immer noch bewundert werden können.

Im Herzen ist und bleibt Hinte Adlershofer. Von 1962 bis Februar 2015 hat er dort gelebt. Der Umzug in die Seniorenresidenz nach Baumschulenweg erfolgte wegen seiner kranken Fra, und weil es auf die alten Tage auch bequemer ist. Ostpreußen hat er mehrfach besucht. „Aber ich habe im Alter von zwei Jahren Masuren ja nicht wirklich erlebt. Meine Heimat ist und bleibt Adlershof“, so der Ortschronist.

Da er sich inzwischen an seinem Alterssitz gut eingelebt hat, will er spätestens im Frühjahr 2016 wieder die beliebten historischen Führungen durch Adlershof aufnehmen. „Notfalls mit Rollator, aber ich kann doch meine Fans nicht im Stich lassen“, meint er. RD

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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