Blick durch die Himmelskanone 

Die Archenhold-Sternwarte mit dem Riesenfernrohr im Treptower Park. | Foto: Ralf Drescher
3Bilder
  • Die Archenhold-Sternwarte mit dem Riesenfernrohr im Treptower Park.
  • Foto: Ralf Drescher
  • hochgeladen von Ralf Drescher

Für die einen sind das Allianz-Hochhaus oder die Molecule Men das Wahrzeichen von Treptow. Nicht wenige vor allem Ältere setzen jedoch auf die Archenhold-Sternwarte mit ihrer Himmelskanone.

Noch heute ist das riesige Teleskop mit 21 Metern Brennweite das größte Linsenfernrohr der Welt. Und nach mehreren Überholungen ist es auch 122 Jahre nach seiner Inbetriebnahme voll funktionsfähig.
Dass das Fernrohr noch immer im Treptower Park steht, ist dem finanziellen Desaster im Rahmen der Gewerbeausstellung 1896 zu verdanken. Das 130 Tonnen schwere optische Instrument war nicht rechtzeitig zu Ausstellungsbeginn fertig geworden. Nach Beendigung der Ausstellung fehlten Friedrich Simon Archenhold (1861-1939) einfach die finanziellen Mittel, das Monstrum wieder abzubauen. Nach einem Bittbrief an den Berliner Magistrat entschieden die Stadtverordneten, das Fernrohr und Sternwarte im Park bleiben dürfen. Somit ist das Fernrohr das einzige Ausstellungsstück von 1896, welches am Ort überdauert hat.
Das heutige Sternwartengebäude entstand erst 1909. Es ersetzte die baufällige Bretterbude, die noch auf alten Ansichtskarten von der Gewerbeausstellung zu sehen ist. Archenhold gründete einen Verein und betrieb die Sternwarte fortan als Volkssternwarte. Bereits um 1900 kamen pro Jahr rund 60 000 Besucher.
Der Sternwartenbegründer ging 1931 in den Ruhestand, sein Sohn Günter Archenhold übernahm die Leitung. Ab 1933 geriet die Familie in den Strudel der politischen Veränderungen durch das NS-Regime. Weil jüdischstämmig, mussten Familienmitglieder emigrieren oder kamen in Konzentrationslager.
Zum Ende des Zweiten Weltkriegs wäre die Sternwarte fast noch gesprengt worden. Soldaten der Roten Armee hielten das riesige Fernrohr für ein Ferngeschütz der Wehrmacht und rückten schon mit Sprengstoff an. Ein russischer Physiklehrer kannte die Sternwarte allerdings aus Lehrbüchern und konnte das Missverständnis aufklären.
Heute gibt es in der Sternwarte ein astronomisches Museum, ein Kleinplanetarium und mehrere Fernrohre zur Himmelsbeobachtung. Mehrmals im Jahr wird jedoch die über 120 Jahre alte Himmelskanone in Bewegung gesetzt.

Wissenswertes und Öffnungszeiten unter www.planetarium.berlin

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

15 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 472× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 440× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 389× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 423× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.739× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.