Bohnsdorf. Die Sonne über Bohnsdorf muss in diesem Jahr schon ganz besonders intensiv gestrahlt haben. Im Gewächshaus von Siegfried Andreae (64) hat es eine 28 Jahre alte Agave jedenfalls bis zur Blüte gebracht.
„Meine Nachbarn wunderten sich Anfang Mai, weil ich eine Scheibe aus dem Gewächshaus entfernt habe. Der Blütentrieb ist an manchem Tag um mehrere Zentimeter gewachsen“, sagt Siegfried Andreae.
Der promovierte Chemiker hat sich seit seinem sechsten Lebensjahr stachligen Gewächsen wie Agaven und Kakteen verschrieben. In seinem Protokollbuch kann er nachvollziehen, wann er den Samen der Agave ausgesät hat. Unter dem Datum 10. April 1988 steht dort „Schale 15 - 100 Korn Agave utahensis." Bekommen hatte er die Körner von Christa Roberts, einer Händlerin in den USA, in einem schlichten Briefumschlag. Aus den 100 Samenkörnern wuchsen rund 30 gute Pflanzen heran. Die wurden an Freunde verschenkt oder verkauft, eine kam als Nummer 27 ins eigene Gewächshaus. Das ist jene, die jetzt über ein Vierteljahrhundert später ihre Blüte in den Bohnsdorfer Himmel reckt.
Nach der Wende hatte sich der langjährige Mitarbeiter der Akademie der Wissenschaften ganz der Kakteenzucht verschrieben und den Job als Chemiker an den Nagel gehängt. Sein Wissen nutzt ihm noch heute, wenn es gilt, mit chemischer Unterstützung das Keimen wertvoller Samen zu verbessern oder Schädlinge und Pilze von der Aussaat fern zu halten. Über das Internet liefert Andreae heute Kakteensamen in alle Welt.
Einmal im Jahr öffnet er seine Gewächshäuser für Besucher, erläutert Wissenswertes zu Kakteen und Agaven und verkauft Pflanzen und Saatgut sowie Weinstöcke zum Anbau von Tafeltrauben alter ungarischer Bauernsorten.
Am 18. Juni können Sie zwischen 9.30 und 16 Uhr bei Siegfried Andrea in der Bohnsdorfer Fasanenstraße 33 vorbeischauen, der Eintritt ist frei. Und aller Voraussicht nach kann auch noch die blühende Agave aus dem Wüstenstaat Utah bestaunt werden. RD
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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