Das Erbe Fritz Kühns ist nicht mehr in Bohnsdorf

Helgard Kühn diskutiert mit Gerichtsvollzieher und Anwalt der Gegenseite. | Foto: Ralf Drescher
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Bohnsdorf. Die Zufahrt ist verrammelt und durch ein Auto blockiert. Kampflustig steht Helgard Kühn vor dem Grundstück an der Richterstraße und wartet auf den Gerichtsvollzieher. Zahlreiche Journalisten warten mit ihr.

An jenem 17. Februar kommt der Gerichtsvollzieher überpünktlich, um ein 6000 Quadratmeter großes Areal für eine Baugenossenschaft in Besitz zu nehmen. Dafür sollen die bisher dort gelagerten Kunstwerke des bekannten Metallbildhauers Fritz Kühn (1910-1967) geräumt werden. Der Mann hat zwei Möbelwagen und ein Dutzend kräftige Möbelpacker mitgebracht.

Weil Helgard Kühn, die Schwiegertochter von Fritz Kühn, den Zugang über ihr Privatgrundstück verweigert, stockt die Aktion erst einmal. Dann wird ein Zaunfeld abgeschraubt und Gerichtsvollzieher nebst Anwalt der Gegenseite und der Chef der Möbelleute ziehen los - und kehren schnell wieder zurück. Fritz Kühns Kunstwerke sind am Freitag vor dem Räumungstermin bereits abgeholt worden. "Sie sind außerhalb Berlins in Sicherheit und sollen dort auch künftig öffentlich präsentiert werden", erzählt Helgard Kühn. Genauere Angaben macht sie mit Verweis auf noch abzuschließende Verträge nicht. "Wir haben das Erbe Fritz Kühns vor der Schrottpresse bewahrt", ist ihr Fazit.

Dabei gab es Pläne, das Erbe des bekannten Kunstschmieds auf dem Grundstück gleich neben der Werkstatt zu zeigen. Beide Areale hatte Kühn bereits 1958 gekauft. "Unredlich", wie ein Berliner Gericht 2002 urteilte und die Rückübertragung anordnete, wie der Anwalt der Gegenseite am Rand der versuchten Räumung betont. Damit wird behauptet, Kühn wäre ein privilegierter, staatsnaher Künstler gewesen. "Er war nicht einmal in der Partei", sagt Helgard Kühn.

Das Grundstücksgeschäft drei Jahre vor dem Mauerbau hätte die Firma von Sohn Achim Kühn fast an den Rand der Existenz gebracht. Wegen des Gerichtsurteils von 2002 durfte er 55 Jahre später das Grundstück auf dem die Werkstatt steht, noch einmal kaufen. Für das Nachbarareal, auf dem die Metallarbeiten lagerten, fehlte ihm aber das Geld.

Für Familie Kühn dürfte der Einsatz des Gerichtsvollziehers noch ein finanzielles Nachspiel haben. Vermutlich dürfen sie die Rechnung für ihn, seinen Gehilfen, den Anwalt der Baugenossenschaft und die Möbeltransporteure bezahlen.

Einen Filmbeitrag sehen Sie auf http://youtu.be/3hUxZklkstw.
Ralf Drescher / RD
Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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