Teurer Umweg für "Moby Dick": Schließung der Schleuse Plötzensee sorgt für Unmut

Nichts geht mehr. Die Schleuse Plötzensee hat zum Leidwesen der Schifffahrt bis auf Widerruf geschlossen. | Foto: Matthias Vogel
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Charlottenburg-Nord. Seit zwei Wochen ist die Schleuse Plötzensee wegen Personalmangels geschlossen. Und das sorgt bei den betroffenen Reedereien für Wut, Unverständnis und wirtschaftliche Einbußen.

„MS Moby Dick“ heißt das Tourismusschiff, das für die Stern und Kreisschiffahrt GmbH auf den Binnengewässern der Stadt unterwegs ist. Das Schiff mit der auffälligen Wal-Fassade fährt die Tour mit dem Titel „H8 – Von Tegel in die City“. Vom Tegeler See führt sie normalerweise über den Berlin-Spandauer Schiffahrtskanal, hier durch die Schleuse Plötzensee, weiter zum Westhafen, Nordhafen und Humboldthafen und dann auf der Spree bis zum Haus der Kulturen. Dort legt es an, wendet und fährt wieder zurück. „Eine besondere Tour, die sich gut entwickelt hat. Sie dauert hin und zurück dreieinhalb Stunden. Das ist die Zeit, die der Fahrgast noch gerne investiert“, sagt Christian Garbrecht, bei der Stern und Kreis im Vertrieb tätig.

Durch die Sperre muss "Moby Dick" nun schon in Höhe Seestraße auf die Spree abbiegen und einen Umweg von einer Stunde in Kauf nehmen. Dadurch ist das Schiff nun fünfeinhalb Stunden hin und zurück unterwegs. Anstatt zweimal pro Tag nur noch einmal, und auch für den üblichen zusätzlichen Einsatz auf der Oberhavel fehlt laut Garbrecht die Zeit. „Dazu kommt, dass die Passagiere bei über fünf Stunden Fahrzeit schon schlucken. Insgesamt fallen sechs Fahrten pro Woche aus. In Spitzenzeiten fehlen uns damit 500 bis 600 Fahrgäste. Und wir haben im Frühjahr 100 000 Fahrpläne gedruckt, die nicht mehr stimmen.“

Garbrecht ärgert sich sehr über die Schließung der Schleuse. Weil es bereits die fünfte in diesem Jahr ist, die zweite mitten in den Sommerferien und zum ersten Mal auf Widerruf. „Bislang war die Schließung wenigstens befristet.“ Und er ärgert sich auch, weil der drohende Personalmangel wegen Überalterung dem Wasser- und Schifffahrtsamt Berlin (WSV) nicht neu sei. „Das Problem haben wir doch schon seit 2015.“

Die Gesellschaft ist Mitglied im Tourismusverein Berlin Treptow-Köpenick. Dessen Vorstandsvorsitzender Robert Schaddach suchte nach einer Alternative für die Schließung und schlug per E-Mail dem WSV-Leiter Michael Scholz vor, die Schleuse von ausgedienten Schleusenwärtern aus den Reihen des Vereins bedienen zu lassen. Die Antwort von Scholz war ernüchternd: „Leider ist eine externe Hilfe aufgrund der Gefahrensituation sowie der Verkehrssicherungspflichten auf den Schleusen der WSV des Bundes nicht möglich.“ Es gebe auch keinen Grund zum Pessimismus, schreibt Scholz weiter, die Betroffenheit für den allgemeinen Schiffsverkehr sei "extrem niedrig". Und ab 2018 werde die Schleuse Plötzensee über die Schleuse Charlottenburg fernbedient, dann sei alles wieder gut.

Schaddach will nicht locker lassen und ein Schreiben an Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt verfassen. „Das WSV hat eine Daseinsfürsorge für die Gesellschaften und Reedereien.“ Garbrecht beruhigt die angekündigte Fernbedienung der Schleuse nicht: „Auch das war schon einmal Thema. In der rbb-Abendschau hat Scholz als Zeitpunkt Frühjahr oder Mitte 2018 genannt. Für uns eine Katastrophe. Wir müssen genau planen.“ maz

Nichts geht mehr. Die Schleuse Plötzensee hat zum Leidwesen der Schifffahrt bis auf Widerruf geschlossen. | Foto: Matthias Vogel
Wegen Personalmangels soll die Plötzenseeschleuse künftig automatisiert und über die Charlottenburger Schleuse ferngesteuert werden. | Foto: Matthias Vogel
Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

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