Polizei sensibilisiert Senioren für Trickbetrug

Martha Krause hat der Trickbetrügerin Zugang zu ihrer Wohnung gewährt. Jetzt geht alles ganz schnell: Während die Frau den Sichtbereich mit einem Tuch verdeckt, räumt ihr Komplize die Kommode der Rentnerin aus. | Foto: Matthias Vogel
  • Martha Krause hat der Trickbetrügerin Zugang zu ihrer Wohnung gewährt. Jetzt geht alles ganz schnell: Während die Frau den Sichtbereich mit einem Tuch verdeckt, räumt ihr Komplize die Kommode der Rentnerin aus.
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Die Zahl der Senioren wächst, die der Trickbetrügereien nimmt nicht ab. Die Berliner Polizei hat deshalb 2018 zum Seniorensicherheitsjahr erklärt.

Zum Auftakt einer Reihe von Präventionsveranstaltungen begrüßte Polizeivizepräsidentin Margarete Koppers 80 Senioren im Theater Coupé am Hohenzollerndamm.

Martha Krause, die Frau aus dem Ein-Zimmer-Appartement im Machandelweg, ist eine liebenswerte Rentnerin: hilfsbereit, gutgläubig und ein wenig sorglos. Das macht sie zum perfekten Opfer für Trickbetrüger. In sechs Szenen spielte das Präventionstheater der Polizeidirektion 2 die Maschen nach, mit der die oftmals in mafiösen Strukturen organisierten Verbrecher vorgehen. Vom allseits bekannten „Enkeltrick“, bei dem sich die Täter am Telefon geschickt als Verwandte verkaufen und sich so Geld ihres Opfers erschleichen, bis hin zum moderneren „Call-ID-Trick“, wenn Betrüger vom Ausland aus über das Internet sich die Rufnummer 030 110 kaufen, um sich am Telefon leichter als Polizist ausgeben zu können. „Sie sehen ja auf dem Display, dass ich von der Polizei bin. Wir schicken gleich einen Kollegen, der Ihr Geld abholt, bevor es der Gangster tut.“ Fast erleichtert händigt Frau Krause in diesem Fall ihr Erspartes aus.

Sich richtig verhalten

Sie kann aber auch anders: Das Polizei-Ensemble spielte einige Szenen mit der richtigen Verhaltensweise. Die humorvoll verpackte Darstellung der Vorgehensweisen von Trickdieben kam bei der Zielgruppe merklich gut an, die Ernsthaftigkeit blieb dabei aber nicht auf der Strecke. „Das ist ja eigentlich alles nichts Neues“, stellte eine Dame, die ehrenamtlich bei der Seniorenvertretung im Rathaus tätig ist, in der Pause fest. „Aber man kann gar nicht oft genug sensibilisiert werden und umso besser, wenn das dann auf so unterhaltsame Art und Weise geschieht. In grauer Vorzeit bin ich selber schon einmal Opfer eines Trickbetrugs geworden, obwohl ich die Masche kannte.“

Melanie Skiba, Präventionsbeamtin des Abschnitts 22 und bei der Veranstaltung für Inhalt und Ablauf auf der Bühne verantwortlich, bestätigt: „Im Prinzip sind die Betrüger vor 15 Jahren schon genauso vorgegangen. Sie haben aber immer noch Erfolg damit.“

"Enkeltrick" zieht noch immer

Die Statistik untermauert diese Aussage. Alleine mit dem „Enkeltrick“ verursachten Trickbetrüger im Jahr 2017 einen wirtschaftlichen Schaden in Höhe von 1,6 Millionen Euro. In 773 von 855 Fällen blieb es dabei bei einem Versuch. Mit der Call-ID-Masche waren die Gauner im vergangenen Jahr in 110 von 2350 angezeigten Versuchen erfolgreich. Der Schaden: 1,3 Millionen Euro. „Und die Dunkelziffer ist hoch“, sagt Michael Kühl, beim Landeskriminalamt Ansprechpartner für Seniorensicherheit. „Wer so betrogen wird, schämt sich oft sehr und zeigt die Tat nicht an.“ 

Mit einfachen Mitteln können sich Senioren vor Tricktaten schützen, das machten zunächst Hans Hoffmann mit seinen Tipps gegen Taschendiebstahl und dann das Präventionstheater der Direktion 2 deutlich. Und auch weil Bilder eindrücklicher sind als textliche Hinweise, sind Melanie Skiba und ihr Team von ihrer Arbeit überzeugt. „Auch wenn der Erfolg von Prävention nicht messbar ist“, wie Skiba sagt. Schon lange gebe es das Theater und die Vorstellungen seien fast immer ausgebucht. „Das Thema beschäftigt die älteren Menschen einfach sehr.“

Für Informationen zu kommenden Veranstaltungen und Fragen stehen die Ansprechpartner des Landeskriminalamtes für Seniorensicherheit unter 46 64 97 92 22 oder seniorensicherheit@polizei.berlin.de zur Verfügung.
Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

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