Neue Steuerung: So funktionieren Herzschrittmacher

Ob eine starke Herzrhythmusstörung vorliegt, kann nur ein Langzeit-EKG zeigen. Doch nicht jede Herzrhythmusstörung erfordert einen Herzschrittmacher. Foto: Jana Tashina Wörrle | Foto: Jana Tashina Wörrle
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Wenn das Herz zu langsam schlägt oder aus dem Takt gerät, können Herzschrittmacher helfen. Sie greifen dann ein, wenn der Körper die Steuerung der Herzfunktionen nicht mehr alleine schafft.

Nur etwa so groß wie ein Streichholzbriefchen sind Herzschrittmacher heute. In den meisten Fällen werden sie dann eingesetzt, wenn ein Patient unter bradykarden Herzrhythmusstörungen leidet. Dann schlägt sein Herz zu langsam oder es setzt sogar ganz aus. Typische Symptome sind Luftnot, starker Schwindel und Ohnmachten, wenn das Herz über mehrere Sekunden kein neues Blut durch den Körper pumpt. Da die Ohnmachten plötzlich einsetzen können – auch im Ruhezustand –, verletzten sich die Betroffenen häufig, wenn sie stürzen. Aber „nicht jede Herzrhythmusstörung kann solche Folgen haben“, warnt der Berliner Kardiologe Alexander Albrecht. Es seien nur schwere Fälle, in denen das Herz lange aussetzt und dann durch einen Herzschrittmacher stimuliert werden müsse. Therapien mit Medikamenten reichen dann nicht aus.

Um Herzschrittmacher einzusetzen, ist nur eine kleine Operation nötig. Sie kann ambulant erfolgen. Der Herzschrittmacher hat zwei spiralförmige Metallsonden, die in den rechten Vorhof und in die rechte Herzkammer gelegt werden und dort – wenn nötig – einen elektrischen Impuls auslösen. Damit bringen sie das stolpernde Herz wieder in den normalen Takt. Wo genau der Kardiologe Sonden platziert, hängt davon ab, an welcher Stelle im Herz der Auslöser für die Störung liegt. Meist ist es nötig, sowohl eine Sonde in der Muskulatur des Vorhofs als auch eine in der Kammer zu verankern. Sie stimulieren das Herz etwas zeitversetzt, so dass eine Pumpleistung wie bei einem gesunden Herz entsteht.

Die Sonden werden über die obere Hals- und die Hohlvene zum Herzen geführt. Den eigentlichen Herzschrittmacher implantieren die Ärzte unter dem Schlüsselbein ins Gewebe. Hier sitzt er solange, bis die Batterien leer sind. Bei modernen Geräten ist das im Schnitt nach acht Jahren der Fall – die Haltbarkeit der winzigen Batterien wird maßgeblich davon bestimmt, wie häufig der Herzschrittmacher einen fehlenden Herzschlag ersetzen oder das langsame Herz antreiben muss. Moderne Herzschrittmacher kontrollieren den Herzschlag, greifen je nach Bedarf ein und stimulieren das Herz nicht dauerhaft. Diese elektrische Steuerung kann aber noch viel mehr. Sie passt sich manchmal auch dem Herzrhythmus an – etwa beim Sport – und versorgt das Herz dann in einem entsprechend anderen Takt. „Kleine Bewegungssensoren machen das möglich, die registrieren, wenn der Patient zum Beispiel beginnt zu joggen und dann über einen längeren Zeitraum angestrengter ist“, sagt Albrecht.

Etwa zwei Mal im Jahr werden alle Funktionen des Herzschrittmachers überprüft und wenn nötig, kann das Gerät umprogrammiert werden. Das geschieht in einer kardiologischen Praxis, der Herzschrittmacher bleibt dazu in der Gewebetasche unterhalb des Schlüsselbeins. Kardiologen wie Alexander Albrecht legen dazu den Programmierkopf von außen auf den Herzschrittmacher, können dann alle darin gespeicherten Daten auslesen und gezielt in die Steuerung eingreifen.

Neben den Herzschrittmachern, die eingesetzt werden, wenn das Herz zu langsam schlägt oder aussetzt, gibt es auch solche die bei schwerer Herzschwäche dafür sorgen, dass ein krankes Herz wieder synchron pumpt, die sogenannte kardiale Resynchronisationstherapie. Es gibt auch Geräte, die lebensbedrohliche schnelle Herzrhythmusstörungen behandeln können. Das sind sogenannte Defibrillatoren.

jtw
Ob eine starke Herzrhythmusstörung vorliegt, kann nur ein Langzeit-EKG zeigen. Doch nicht jede Herzrhythmusstörung erfordert einen Herzschrittmacher. Foto: Jana Tashina Wörrle | Foto: Jana Tashina Wörrle
Moderne Herzschrittmacher sind sehr dünn und nur etwa so groß wie ein Streichholzbriefchen. Ins Gewebe implantiert spürt der Patient sie meistens gar nicht. Foto: Jana Tashina Wörrle | Foto: Jana Tashina Wörrle
Autor:

Jana Tashina Wörrle aus Charlottenburg

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