Grüne Woche: Kulinarisches unterm Funkturm

15. Januar 2016
Messe am Funkturm, 14057 Berlin
Gurken aus dem Spreewald dürfen bei den regionalen Spezialitäten natürlich nicht fehlen. | Foto: Messe Berlin GmbH
10Bilder
  • Gurken aus dem Spreewald dürfen bei den regionalen Spezialitäten natürlich nicht fehlen.
  • Foto: Messe Berlin GmbH
  • hochgeladen von Christian Hahn

Charlottenburg. Erst kommt Weihnachten, dann die Grüne Woche. Mit einem vollen Programm feiert die Ausstellung für Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau zu Beginn des neuen Jahres ihren 90. Geburtstag.
Die Internationale Grüne Woche Berlin findet vom 15. bis 24. Januar zum 81. Mal in ihrer 90-jährigen Geschichte statt. Über 1700 Aussteller aus rund 70 Ländern zeigen eine Leistungsschau aus allen Bereichen der Landwirtschaft, Ernährungswirtschaft und des Gartenbaus. Marokko, das Königreich im Nordwesten Afrikas, ist das erste außereuropäische Partnerland der Grünen Woche.
Die Internationale Grüne Woche Berlin zählt zu den traditionsreichsten Berliner Messen und zu den bekanntesten Veranstaltungen in Deutschland überhaupt. Im Jahr 2016 blickt sie auf eine 90-jährige wechselvolle Geschichte zurück. Aus einer schlichten lokalen Warenbörse hat sich die weltgrößte Verbraucherschau für Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau entwickelt.

Mit Lodenmänteln fing's an

Angefangen hatte alles mit Lodenmänteln. Als die deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) Ende des 19. Jahrhunderts ihre Wintertagungen in Berlin abhielt, bestimmten eine Woche lang grüne Kleidungsstücke das Bild der Stadt. Handwerk und Industrie boten parallel dazu im Tagungsviertel auf offener Straße berufsspezifische Artikel und Verbrauchsgüter an. Als dieser wilde „Handel und Wandel“ immer stärkere Formen annahm, hatte der Landwirt Hans-Jürgen von Hake, seinerzeit Mitarbeiter im Berliner Fremdenverkehrsamt, die Idee, die Tagung 1926 erstmals mit einer landwirtschaftlichen Ausstellung am Kaiserdamm zu verknüpfen. Die „Grüne Woche“ – der Begriff stammte wohl von Journalisten – war geboren.
Die Grüne Woche entwickelte sich in den folgenden Jahren rasant. Errungenschaften aus Wissenschaft und Technik feierten fortan auf der Grünen Woche ihre Premieren. So sollte beispielsweise 1928 eine Fußspurmaschine beweisen, dass ein Hund nur der menschlichen Fußspur und nicht dem Geruch nachläuft. Bei der 5. Grünen Woche 1930 sorgte eine riesige Eierfrischhaltemaschine für Aufsehen, in der sich 5000 Eier im Kreis drehten und auf diese Weise über ein Jahr frisch gehalten werden sollten. Neuigkeiten wie eine Kannenmelkanlage, ein Raupenschlepper oder leistungsfähigere Getreidesorten bekannter Züchter fanden in den 20er- und 30er-Jahren immer großen Zuspruch.

Hungersnot und Pappwürste

Nach Jahren des Krieges, des Hungers und der Zerstörung erweckte der Zentralverband der Kleingärtner, Siedler und Boden nutzenden Grundbesitzer im Spätsommer 1948 die Grüne Woche wieder zum Leben. 59 Aussteller präsentierten ihre Exponate dem Publikum – und das unter widrigen Umständen. Die drei Westsektoren Berlins erhielten nämlich nur von 23 bis 1 Uhr sowie von 9 bis 11 Uhr Strom und litten unter der sowjetischen Blockade aller Land- und Wasserwege. So brachten beispielsweise am Eröffnungstag der Grünen Woche britische und amerikanische Flugzeuge Versorgungsgüter aller Art in den Westteil der Stadt. Auf dem Ausstellungsgelände waren Obst und Gemüse wie eine 3,3 Kilogramm schwere Kastengurke oder ein Kürbis, der 40 Kilogramm auf die Waage brachte, viel bestaunte Anziehungspunkte, die in Zeiten des Hungers und Mangels für viele unerreichbare Schätze darstellten. Die Kreuzberger Zuchtsau „Dora“ mit ihren Ferkelchen ließ bei den Besuchern Träume von Schinken und Speck aufkommen – doch was tatsächlich an Schinken und Würsten an einigen Ständen hing, war nur aus Pappe.

Aufschwung nach der Wende

Im Jahr 1990 begann für die Internationale Grüne Woche Berlin eine neue Blütezeit. Neu in das Programm aufgenommen wurden seitdem die Produktmärkte für Bier, Milch, Fleisch/Wurst, Tee/Kräuter/Gewürze und Seafood.
Das Land Brandenburg beteiligt sich an der Verbrauchermesse mit einer eigenen Halle (Halle 21a). Marktstände, Gastronomiebereiche, eine Bühne, das Koststudio und das Gläserne Studio lassen einen großen regionalen Marktplatz entstehen, in dem der Agrarstandort Brandenburg präsentiert werden kann. Beim Brandenburg-Tag am 18. Januar gibt es zusätzlich besondere Aktionen. my

Geöffnet ist die Grüne Woche in den Messehallen unterm Funkturm vom 15. bis 24. Januar täglich 10 bis 18 Uhr, am 16., 22. und 23. Januar 10 bis 20 Uhr. Der Eintritt kostet 14, das Sonntags-Ticket 10 Euro. Weitere Infos auf www.gruenewoche.de.
Autor:

Christian Hahn aus Niederschönhausen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.