Wie kommen Flüchtlinge zu Jobs? Expertenrunde bei der Agentur für Arbeit Nord

Arbeitsagentur-Chef Robert Winter (r.) im Talk mit Branchenexperte Andreas Koch-Martin (l.), Bürgermeister Kleebank (2.v.l.) und weiteren Experten. | Foto: Thomas Schubert
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Westend. Ein Bürgermeister, ein Handwerksvertreter, ein Chef der Arbeitsagentur: Verschiedene Akteure müssen gemeinsam handeln, wenn Flüchtlinge im Berufsleben Fuß fassen sollen. Eine Podiumsdiskussion zeigte: Gute Absichten sind da. Barrieren allerdings auch.

Knapp 80 000 Asylanträge in 2015 – mit dieser Zahl müssen die Berliner Behörden erst einmal umgehen. Und gut 54 000 Antragsteller bleiben dauerhaft in Berlin, werden in erheblicher Menge also dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Und in manchen Branchen sind sie nicht nur willkommen, sondern sogar ersehnt.

„Der Bedarf ist riesig“

„Der Bedarf ist riesig“, sagte Andreas Koch-Martin, Leiter des Berliner Ausbildungszentrums für Sanitär, Heizung und Klima. Als Redner bei einer ersten Podiumsdiskussion im Hause der Agentur für Arbeit Berlin Nord lieferte er wertvolle Praxiserfahrungen bei einem Thema, zu dem viele Seiten mitreden müssen. „Das Wichtigste ist, dass der Asylstatus geklärt ist“, warnte Koch-Martin vor einer unüberlegten Stellenbesetzung. Es sei schon vorgekommen, dass Betriebe Mitarbeiter mit Asylhintergrund wieder verloren hätten, weil ihre Bleibeberechtigung erlosch.

Was Kandidaten in seinem Gewerbe mitbringen müssen? Deutschkenntnisse und Soft Skills, entgegnete Koch-Martin „Bei uns zählt die Lust, etwas zu lernen und sich zu entwickeln. Hautfarbe und Religion sind egal.“ Umgekehrt müssten Angehörige fremder Kulturen ebenfalls Aufgeschlossenheit beweisen: „Wer die Rechte von Frauen nicht achtet, hat bei uns keinen Platz."

Mehr Tempo, bitte

Optimistisch blickt Robert Winter als Vorsitzender der Geschäftsführung Berlin Nord auf die neue Lage. Wenn in Deutschland mehrere Millionen von Erwerbstätigen 300 000 erwerbsfähigen Flüchtlingen gegenüberstehen, sei die Integration machbar. Man müsse die Eingliederung in den Arbeitsmarkt aber stark beschleunigen – „derzeit vergeht noch zu viel Zeit.“

Vor erheblichen Problemen steht derzeit Spandaus Bürgermeister Hartmut Kleebank (SPD). Auch er saß in der Podiumsdiskussion und warnte davor, dass die Belastung der Bezirke durch immer neue Flüchtlingsunterkünfte stetig wächst, aber die Kommunalpolitik keinen Einfluss nehmen kann. „Wir haben null Zuständigkeit, null Ressourcen und demnächst 18 000 Plätze für Flüchtlinge.“ Neun Prozent aller Spandauer hätten dann Asylstatus, rechnete Kleebank vor. „Sie können sich vorstellen, was das für Anstrengungen bedeutet.“ tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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