Im Zukunftsstadt-Wettbewerb will die Mierendorff-Insel als Ort der Experimente punkten

An Farbe herrscht kein Mangel: Andrea Isermann-Kühn und Patricia Spengler mit Kunstwerken, die Jugendliche mit Spraydosen gestaltet haben. | Foto: Thomas Schubert
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Charlottenburg. Was sich Anwohner für ihre Zukunft wünschen? Sie gaben ihrem „Zukunftsteam“ bei einer Konferenz rund 350 Rückmeldungen. Und das Bezirksamt will mit der Initiative „Nachhaltige Mierendorffinsel 2030“ möglichst viele verwirklichen. Zunächst geht es um Bänke und Toiletten.

Wasser im Norden, Wasser im Süden. Und auch im Osten und Westen steht man vor einer Spundwand und blickt in einen Kanal. Gibt es in Berlin noch einen anderen Kiez, der so klar umrissen ist wie die Mierendorffinsel?

Berliner Woche ist Medienpartner

Eben darum taugt das Viertel, mit seinen 15 000 Einwohnern eine Kleinstadt innerhalb der Großstadt, als Experimentierfeld für das Leben von morgen. Und verdient nach Auffassung von Stadtteilmanagerin Patricia Spengler und Andrea Isermann-Kühn von der örtlichen Nachhaltigkeitsinitiative noch größere Beachtung. Die kann es geben, sollte der Bezirk das Projekt beim Bundeswettbewerb „Zukunftsstadt“ in die zweite Runde heben. Derzeit schreibt man den Antrag und hofft darauf, das die bisherigen Anstrengungen die Jury überzeugen. Und mit der „Initiative Bundesplatz“ in Wilmersdorf gibt es sogar noch ein zweites Pferd im Rennen. Für beide ist die Berliner Woche der Medienpartner.

Positive Signale

Für das Vorhaben der Mierendorffinsel jedenfalls wollen die Verantwortlichen positive Signale aufgenommen haben. Dafür verantwortlich sieht Isermann-Kühn eine Inselkonferenz im März, die sie als Erfolg empfand. „Es war ein kleines Volksfest“, hält sie fest. Jetzt weiß man dank einer Abstimmung, was die Insulaner im Experimentierfeld verwirklicht sehen möchten. Es beginnt mit ganz einfachen Installationen wie Bänken und öffentliche Toiletten. Zur Nachhaltigkeit gehört es eben auch, dass sich der Stadtraum an den Bedürfnissen einer alternden Gesellschaft orientiert. „Es gibt den Wunsch, dass sich im Kiez die Aufenthaltsqualität erhöht“, erklärt Spengler die häufigste Rückmeldung.

Durch Vernetzungsarbeit kann die Initiative dafür sorgen, dass sich Finanziers für Sitzmöbel und WCs finden. Und kleinere Einnahmen durch den Verkauf des neuen Insel-Aufklebers (Stückpreis 5 Euro) füllen die Kassen für künftige Projekte. Generell gilt es, dem Kiez noch mehr Identität zu verpassen. Sei es durch das Aufstellen von fantasievoll gestickten Fahnen aus der Jugendkunstschule oder durch Zurschaustellung von Graffitikunst aus Sprühkursen für Jugendliche.

Dass die Insel unter dem Vorzeichen der Nachhaltigkeit Beachtung findet, zeigt sich auch daran, dass BMW in Kürze eine Befragung zum Thema Carsharing startet. Dann geht es darum, zu erfahren, unter welchen Umständen Anwohner ihr eigenes Auto gegen einen Elektroflitzer zur Miete tauschen würden. Wenn die Nachbarn dann tatsächlich ihre Privatwagen verkaufen, käme die oft gewünschte Verkehrsberuhigung fast von allein.

Inselrundweg kommt gut an

Aber auch im Fall, wenn der Traum von Runde zwei im Wettbewerb „Zukunftsstadt“ platzt, werden die Akteure nicht hinschmeißen. „Eine Struktur, um Bürger mitzunehmen, braucht Zeit“, warnt Spengler vor falschen Erwartungen. Auch will man nicht über andere Köpfe hinweg entscheiden, sondern mit ihnen gemeinsam.

Wie Kiezbewohner Neuerungen allmählich annehmen, zeigt der 5,3 Kilometer lange Inselrundweg, der sich seit einem Jahr an den Wasserstraßen vorbeizieht. „Er hat inzwischen eingeschlagen. Und immer mehr Menschen erkennen seine Reize“, berichtet Spengler. Ob solch wachsende Beliebtheit und die übrigen Projektideen zum Vorrücken in Runde zwei des Wettbewerbs reichen, wird eine Jury entscheiden. Auch die übrigen Mittbewerber aus ganz Deutschland werden es an Einfällen und Engagement nicht mangeln lassen. Aber in diesem Kandidatenfeld gibt es nur eine einzige Insel. tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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