Bezirk und Gasag schließen Vertrag zur Energieoptimierung

Die Tinte ist trocken. Matthias Trunk und Frank Mattat von der Gasag flankieren bei der Vertragsunterzeichnung Stadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne). | Foto: Matthias Vogel
4Bilder
  • Die Tinte ist trocken. Matthias Trunk und Frank Mattat von der Gasag flankieren bei der Vertragsunterzeichnung Stadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne).
  • Foto: Matthias Vogel
  • hochgeladen von Matthias Vogel

Jetzt ist es amtlich. Ab 2018 bündeln der Bezirk und der Energieversorger Gasag ihre Kräfte, um das Leben, Arbeiten und Wohnen auf der Mierendorff-Insel klimaneutral zu machen. Ein Kooperationsvertrag über zehn Jahre wurde am 17. November im Rathaus unterzeichnet.

Nicht nur begutachten und analysieren, sondern auch umsetzen, fordert Grünen-Stadtrat Oliver Schruoffeneger stets, wenn es um das völkerrechtlich verbindliche Ziel des Umweltabkommens von Paris aus dem Jahr 2015 geht: die klimaneutrale Stadt. Unter dem Titel „Stadtlabor 2050“ haben der Leiter des Stadtentwicklungsamts und seine Abteilung die Bestrebungen des Bezirks zusammengefasst, sich auf den Weg dorthin zu machen. Behandelt werden drei Themenblöcke: Energie, Mobilität und Wohnen.

Die Mierendorff-Insel bietet sich für den Modellversuch zum Thema Energie bestens an. „15 000 Einwohner, abgeschlossener Raum, Gewerbe, Wohnen, öffentlichen Institutionen und Grünflächen. Sie ist wie eine eigene kleine Stadt“, sagte der Stadtrat bei der Vertragsunterzeichnung. Außerdem gebe es wegen des Projekts "Nachhaltige Mierendorff-Insel 2030" viele engagierte Bürger, ein Dutzend Arbeitsgruppen und viele brauchbare Ansätze.

Vorreiter in Berlin

In Zusammenarbeit mit dem Energieversorger Gasag soll ab kommendem Jahr ein Instrumentenbaukasten entwickelt werden, mit Hilfe dessen sich in dem Kiez die Energieeffizienz steigern und der Anteil der erneuerbaren Energien erhöhen lässt. Er soll sich wenigstens auf weitere Quartiere des Bezirks übertragen lassen. Ginge es nach Schruoffenerger auch auf andere Bezirke, ganz Berlin und womöglich die gesamte Bundesrepublik. Die Kooperation zwischen einem Energieversorger der freien Wirtschaft und einer kommunalen Verwaltung sei im Land Berlin einzigartig. „Mir ist auch in Deutschland kein weiteres Projekt dieser Art bekannt“, unterstrich Schruoffeneger die Vorreiterrolle von Charlottenburg-Wilmersdorf.

Drei bis vier Jahre wird die Analyse des Bestandes dauern. Eine komplexe Aufgabe, wie der Stadtrat erklärte: „Die Bronzegießerei auf der Insel hat ganz andere Anforderungen als die 70-jährige Frau, die ein Mehrfamilienhaus als Rentenversicherung hat.“ Die Motivation der jeweiligen Eigentümer, ins Boot einzusteigen, sei eine andere, die Beratungsstruktur und die Förderstruktur auch, vermutlich sogar die Ansprache. Dazu müsse – ebenso wie bei den Themenblöcken Wohnen und Mobilität – beachtet werden, welche Auswirkungen etwa die zunehmende Digitalisierung und der demografische Wandel auf die Entwicklung der Innenstädte in Zukunft haben. „Wie steuert man diesen gesamten Prozess, was muss auf jedem einzelnen Grundstück passieren, um im Jahr 2050 an der gewünschten Stelle zu sein?“ Wenn der bestehende Energieverbrauch ermittelt ist und die Möglichkeiten zur Energieeinsparung sichtbar gemacht worden sind, werden Umsetzungskonzepte erstellt, bei denen auch die Anwohner, Immobiliengesellschaften und Gewerbetreibenden einbezogen werden. „Die energetische Optimierung soll aber nicht nur in Konzepten beschrieben, sondern auch umgesetzt werden“, beschrieb Schruoffeneger die zweite Phase des Projekts.

"Wir haben das Know-how"

Beide Partner finanzieren das Vorhaben gemeinsam. Das Bezirksamt bringt seine Ortskenntnis und die Gasag ihr Energiewissen ein. Matthias Trunk, Vorstandsmitglied der Gasag, äußerte bei der Vertragsunterzeichnung seine Freude, bei diesem zukunftsweisenden Projekt Partner zu sein: „Wir haben das Energie- und Berlin-Know-how und können mit konkreten Lösungsvorschlägen den Bezirk bei seinem Vorhaben unterstützen. Wir verstehen uns schon immer als Partner der Stadt und tragen zur Erfüllung der Klimaschutzziele bei. Als erstes Unternehmen hat sich die Gasag 1998 gegenüber dem Land verpflichtet, zwei Millionen Tonnen CO2 einzusparen. Und davon haben wir schon drei Viertel des Weges geschafft.“

Für das Management des Modellversuchs wird eine Projektkraft eingestellt. Ziel der Vereinbarung ist es auch, Gelder aus öffentlichen Förderprogrammen einzuwerben, um die konkreten Umsetzungsmaßnahmen zu finanzieren.

Das Wohnen und Leben auf der Mierendorff-Insel werde trotz der energetischen Sanierung bezahlbar bleiben, beteuerten die Vertragspartner. „Für uns ist eine ganz wichtige Frage, wie wir Klimaverträglichkeit und Sozialverträglichkeit unter einen Hut bringen“, sagte Trunk. „Wohnen soll grüner werden, aber nicht teurer.“

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

7 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 103× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 543× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 504× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 458× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 480× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.