Witzleben bleibt männlich: Linke und Piraten sorgen mit Umwidmungsantrag für Aufruhr

Wirbel um die Witzlebens: Straße und Platz verweisen auch weiterhin auf den früheren Besitzer der Gegend am Lietzensee, den Minister Karl Ernst Job Wilhelm. | Foto: Schubert
  • Wirbel um die Witzlebens: Straße und Platz verweisen auch weiterhin auf den früheren Besitzer der Gegend am Lietzensee, den Minister Karl Ernst Job Wilhelm.
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Charlottenburg. Es ging um Geschlechtergerechtigkeit auf Straßenschildern und Militarismus: Mit ihrem Wunsch, Witzlebenplatz und -straße vom preußischen Minister zu lösen und einer Behindertenrechtlerin zuzuschreiben, blieb die Pink-Orange-Allianz in der BVV erfolglos. Doch dieser Gender-Vorstoß war nicht der letzte.

Um die großen Schilder ging es ihr nicht - aber um die kleinen Unterschiede. Genauer gesagt um Zusatzschildchen, die Passanten erklären, wer oder was Witzleben war. Marlene Cieschinger, Bezirksverordnete der Linken, hätte selbst kaum geglaubt, dass sie die heftigste BVV-Debatte des Jahres lostritt, indem sie mit den Piraten fordert, Witzlebenstraße und -platz einer Pionierin der Schwerhörigenbewegung zu widmen. Zusatzschildchen mit Hinweisen auf Margarethe von Witzleben (1853-1917) sollten doch kein Problem sein?

Und ob. Denn ein solcher Akt sei in den Umbenennungsregularien nicht vorgesehen, ließ Stadträtin Elfi Jantzen (Grüne) vom Senat ausrichten. Neben diesem grundsätzlichen Nein stießen Cieschinger und die Piraten um Merle von Wittich auf Widerstand aus allen anderen Lagern der BVV.

"Es ist merkwürdig, so mit Geschichte umzugehen", ärgerte sich Arne Herz (CDU) über die Herabwürdigung des Karl Ernst Job Wilhelm von Witzleben (1783-1837) wegen angeblichem Militarismus. Diesen Mann von den Straßenschildern zu degradieren kann sich auch die SPD nicht vorstellen. "In Preußen gab es zu der Zeit aufklärerische Tendenzen", erklärte Jürgen Murach. Und SPD-Kollege Wolfgang Tillinger konnte sich nicht verkneifen, dass die Parteibezeichnung "Piraten" ebenfalls militaristisch klingt.

"Männer wurden früher bei Widmungen mehr wahrgenommen", bedauert Ansgar Gusy von den Grünen. "Wir sollten den Fehler nicht wiederholen, aber auch nicht nachträglich daran rütteln."

Über diese Abfuhr zeigte sich Cieschinger enttäuscht. Zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention gehöre auch der Aspekt der "Bewusstmachung" im Alltag. Zum Thema Geschlechtergerechtigkeit liegt im Übrigen schon ihr nächster Antrag bereit: Dann geht es um die Einführung von weiblichen Ampelfiguren. Und diesmal sind die Grünen mit an Bord. Kommentar auf S. ??.

Thomas Schubert / tsc
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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