Mit der Reinigungskolonne unterwegs

Auch auf der Autobahn sprießt das Grün und muss in Handarbeit entfernt werden. | Foto: Wecker
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Charlottenburg-Wilmersdorf. Fast 190 000 Fahrzeuge befahren täglich die nur 22 Kilometer lange Autobahn 100, die mitten durch Berlin führt. Unweigerlich entstehen bei dieser Belastung Schäden an der Fahrbahn. Deren Beseitigung führt jedes Mal zu Staus, da in diesem Fahrzeugstrom kaum eine Lücke zu finden ist, um die Arbeiten auszuführen. Diese Belastung führt aber auch zu einer starken Verschmutzung der Autobahn, dennoch ist sie jeden Tag sauber, ohne dass in ähnlicher Weise die Reinigung der Trasse bemerkbar wäre.

Dieses Wunder vollbringen Männer wie Carsten Wegener und Stefan Krawutschke, die Nacht für Nacht mit Reinigungsfahrzeugen auf der Strecke unterwegs sind. Von 22 bis 5 Uhr sind sie als Truppführer mit mehreren Mitarbeitern, zwei Sicherungsfahrzeugen, einem Kehrsauger, Motorsensen, Gebläse und Schaufeln auf zwei Autobahnabschnitten unterwegs. Zunächst mähen sie in Handarbeit das Unkraut, denn selbst in Höhe des Funkturms sprießen am Rande und in der Mitte der Autobahn die Pflanzen. Dann holen sie mit Besen und Schaufel den Schmutz aus den Nischen. Sie fegen oder treiben ihn mit dem Gebläse auf die Fahrbahn, wo er dann maschinell vom Kehrsauger aufgenommen wird. Die Gullys werden entleert beziehungsweise gespült und anschließend ausgesaugt. Außer der Fahrbahn werden auch die Zufahrten, Standstreifen, Brücken, Haltestellen und Revisionsgänge für Wartungsarbeiten an den Brücken gereinigt.

Innerhalb eines Jahres haben die zehn Straßenkehrer die gesamte Autobahn dreimal gereinigt. Früher war das eine staatliche Aufgabe. Inzwischen hat der Senat sie ausgelagert und dem Privatunternehmen Ruwe übertragen. Dieses Unternehmen ist unter anderem auch bei der Reinigung der Straße des 17. Juni nach den Fanmeilen und der Silvesterparty gefragt, macht den Winterdienst auf den Berliner Flughäfen und putzt in Ministerien. Viele dieser Stationen haben auch Carsten Wegener und Stefan Krawutschke durchlaufen, bevor sie auf der nächtlichen Autobahn gelandet sind. "Das Schöne an dem Job ist, dass ich zu ruhigen Verkehrszeiten ohne Stress unterwegs bin. Andererseits ist meine Frau nicht ganz glücklich, dass sie jede Nacht alleine schlafen muss", sagt Carsten Wegener. Vielleicht ist der Schlaf auch etwas unruhig, denn ihr Mann arbeitet im fließenden Verkehr. Nur die Arbeitsspur wird gesperrt. "Viele Fahrzeugführer fahren sofort, kaum dass sie den Kehrsauger überholt haben, wieder in die Arbeitsspur, ohne zu bedenken, dass vor dem Fahrzeug noch unsere Mitarbeiter zu Fuß unterwegs sind", sagt Stefan Krawutschke. "Deshalb achten wir darauf, dass sie nicht zu weit vor dem Fahrzeug arbeiten". In Tegel wurde die Autobahn aus Umweltgründen schmaler gebaut. Dort wurde den Ruwe-Fahrzeugen schon mal von Lastwagen der Spiegel abgefahren.

Nicht nur Müll sammeln die Autobahnreiniger auf, sondern auch das Strandgut der Zivilisation. Da waren schon Betrunkene darunter, die zu Fuß zur polnischen Grenze unterwegs waren. Sie bekamen gleich eine Warnweste und wurden, bis die Polizei kam, in Obhut genommen. Bisweilen werden unter den diversen Radkappen, Schirmen, Flaschen, Kippen auch mal Handys und neulich sogar ein noch funktionierender Fotoapparat aufgelesen.

Frank Wecker / FW
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Lokalredaktion aus Mitte

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