Trauer um Unternehmer Hagen Müller

Die Autowerkstatt in der Zillestraße war der Lebensmittelpunkt von Hagen Müller. | Foto: Wecker
  • Die Autowerkstatt in der Zillestraße war der Lebensmittelpunkt von Hagen Müller.
  • Foto: Wecker
  • hochgeladen von Lokalredaktion

Charlottenburg. "Er war zu gut für diese Welt", seufzt Arne Wiedenhöft, der sich neben Meister "Edwin" zu den wenigen engen Freunden von Hagen Müller rechnen durfte. Am 30. November heißt es auf dem Luisen-Friedhof Abschied von Hagen Müller (67) zu nehmen.

Nach der Beisetzung am Fürstenbrunner Weg 37-67 wird im Restaurant Hoeck in der Wilmersdorfer Straße 149 das Kondolenzbuch ausliegen. Mit 500 Trauernden rechnet Tochter Tanja Rudolph an diesem Tag, denn Hagen Müller war berühmt für seinen großen Freundeskreis. Deshalb erhielt er den Beinamen "König von Charlottenburg". Hagen Müllers Freunde konnten sich in der Not auch auf finanzielle Unterstützung verlassen, aber viel wesentlicher war, dass er Arbeit gegeben hat, sodass sich seine Freunde ihr Auskommen verdienen konnten. Für ihn trifft der Begriff "Arbeitgeber" im vollen Wortsinne, obwohl er im Gegensatz zu den meisten Vertretern dieser Zunft nicht mit Schlips und Kragen durch sein kleines Imperium von sechs Betrieben lief, sondern im Kernladen, der Autowerkstatt Zillestraße, selbst mit anpackte.

Seine Unternehmerlaufbahn begann als Taxifahrer. Als das "goldene Zeitalter" des Taxigewerbes zu Ende ging, tat er erfolgreich neue Geschäftsfelder auf. Zu seinen weniger flexiblen und damals arbeitslosen befreundeten Kollegen sagte er: "Ich kaufe euch Arbeit." Sprach’s und eröffnete mehrere Gaststätten, wo er sie beschäftigte. Davon sind noch zwei Gaststätten übrig: eine am Südstern und das historische "Wilhelm Hoeck 1892". Die 1892 gegründete Kneipe ist Charlottenburgs älteste Gaststätte. Sie ist schon unschwer auf Heinrich Zilles Zeichnung "Schnapsdestille" von 1916 zuerkennen. Sie wurde zu seiner liebsten Schöpfung. Hier hat er sich mit seinen Freunden getroffen, denen wie ihm selbst anzusehen ist, dass sie die Nachkommen jener Typen sind, die einst "Vater Zille" gezeichnet hatte.

Nun wird das Hoeck von Tanja Rudolph im Sinne ihres Vaters weitergeführt. Das betrifft nicht nur das Altberliner Angebot mit Soleiern, Boulette und Heringen, sondern auch seinen Habitus. Heute sagt die Tochter: "Bargeld hat er uns nicht hinterlassen, dafür aber Arbeit, die - richtig angepackt - allen ein gutes Auskommen sichert." Das betrifft auch die Werkstatt, den Taxibetrieb, den Abschlepp- und Bergungsdienst und die Lackiererei, für deren Fortbestand sich Tanja Rudolph mit ihrem Gatten Marcus und ihren Brüdern Mirko Müller und Florian Goldmann einsetzt.

Die Firmen sind Hagen Müller nicht in den Schoß gefallen. Alles hat er mit eigener Hände Arbeit aufgebaut und mit unternehmerischem Geschick zum Erfolg geführt. Sein Leben war Arbeit, von frühester Jugend als Hucker auf dem Bau bis zum letzten Atemzug als Unternehmer. Dieses Vermächtnisses wird sich die Familie annehmen.

Frank Wecker / FW
Autor:

Lokalredaktion aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.

Beitragsempfehlungen

PolitikAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 50× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 121× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 554× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.