Eichendorff-Grundschule pflegt Wandertradition

Die früheren Lehrerinnen Karin Trageheim, Gerda Jursch Sigrid Gaußmann zeigen das erste Wanderbuch des Lehrerkollegiums. | Foto: Wecker
  • Die früheren Lehrerinnen Karin Trageheim, Gerda Jursch Sigrid Gaußmann zeigen das erste Wanderbuch des Lehrerkollegiums.
  • Foto: Wecker
  • hochgeladen von Lokalredaktion

Charlottenburg. Gerda Jursch ist 532 Kilometer durch Deutschland und auch ein klein wenig durch Polen gewandert. Diese Strecke teilt sich auf 55 Wanderungen auf, womit die frühere Lehrerin der Eichendorff-Grundschule in der Goethestraße 19 von all ihren Kollegen am weitesten gewandert ist.

Seit 100 Jahren wandern die Lehrer dieser Schule. In den Herbstferien hatten sie die erste Lehrerwanderung dieser Schule wiederholt. Es war die 237. Wanderung der Lehrer der Eichendorff-Grundschule. Sieben Kilometer wanderten sie von Belzig Richtung Wiesenburg auf dem gleichen Pflaster und an den gleichen Eichen vorbei wie seinerzeit "der alte Wolf, Ehmke und Schulz". Letzterer war der jüngste unter den Gründern dieser Tradition. Ihn hatte Gerda Jursch noch als Schulleiter und späteren Schulrat kennengelernt.

"Früher wurde in allen kleinen Ferien also Ostern, Pfingsten und im Herbst gewandert. Heute hat sich das auf eine Wanderung im Jahr reduziert", berichtet Gerda Jursch. Auch die Originalstrecke von 28 Kilometern haben sich die Lehrer heute nicht mehr zugetraut, sie halbierten das Pensum. So wird wohl der Rekord des im gesegneten Alter von 91 Jahren gestorbenen früheren Charlottenburger Schulrates Schulz - 2318 Wanderkilometern auf 136 Wanderungen - ewig die Bestmarke setzen.

An ihre Tradition erinnerten die Lehrer mit einer Eintragung in das Gipfelbuch des Hagelberges, der mit seinen 201 Metern die höchste Erhebung im Fläming ist.

Festgehalten wird diese Tradition aber auch in den Wanderbüchern, die mittlerweile auf drei stattliche Bände angewachsen sind. Darin sind alle 237 Wanderungen ausführlich beschrieben. Die Bücher sind eine Fundgrube für Historiker. Ihnen ist zu entnehmen, dass bis zur Nachkriegszeit ausschließlich Männern wanderten und überhaupt erst nach dem Krieg Frauen in das Lehrerkollegium aufgenommen wurden.

Die erste Frau, die an der Lehrerwanderung teilgenommen hatte, war Dr. Hilde Gralow. Das historische Geschehen ereignete sich am verregneten und stürmischen Freitag, 30. März 1951, auf der 103. Wanderung, die um den Wannsee führte. Einzig der Zweite Weltkrieg hatte die Wandertradition der Lehrer unterbrechen können. Von 1943 bis 1950 wurde nicht gewandert.

Die Wanderbücher verzeichnen auch die lustigsten Ereignisse, als ein Teil des Kollegiums sich im Speisewagen vergnügend an einen anderen Zugteil, der nach Hamburg statt nach Plön fuhr, koppeln ließ. Es verzeichnet die gefährlichste Wanderung, als auf dem Nordseedeich bei Butjadingen die Pferde mit den Lehrern durchgingen. Es verzeichnet die abenteuerliche Reise zur Wendezeit nach Polen, als die Lehrer den Geburtsort des Namensgebers ihrer Schule in Lubowitz besuchten.

Aus der Zeit, als sich wegen der Mauer die Wanderungen auf Wannsee, den Tegeler und Spandauer Forst sowie den Zoo beschränkten, stammt der gereimte Eintrag in das Wanderbuch. "Fräulein Dr. Gralow auch Frau Günzel lächelt froh, am schönen Tag heut wieder traf sich das Kollegio. Fröhlich reicht man sich die Hände, schön war‘s wieder mal im Zoo, als Wanderung ist zu Ende, 150 plus zwo."

Frank Wecker / FW
Autor:

Lokalredaktion aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüft- und Knieschmerzen müssen nicht sein.  | Foto: AdobeStock_197992483

Infoabend für Patienten
Schluss mit Hüft- und Knieschmerzen!

Leiden Sie unter Hüftschmerzen, die Ihr Leben dauerhaft beeinträchtigen? Oder schmerzt das Knie bei jedem Schritt? Dann lassen Sie sich nicht länger quälen! Wir laden Sie herzlich zu unserem Infoabend ein, bei dem Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüft- und Knieschmerzen entdecken können, ohne sich vor dem Eingriff fürchten zu müssen. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, wird Sie durch die modernsten Methoden...

  • Westend
  • 26.03.24
  • 227× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 414× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Seinen Füßen sollte man sehr viel Aufmerksamket schenken.

Infos für Patienten
Thema: „Rund um den ganzen Fuß"

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Doch wenn Probleme auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen einen tiefen Einblick in die Anatomie des Fußes und beschäftigen sich gezielt mit Problemen wie Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen für diese häufig auftretenden Probleme....

  • Pankow
  • 06.03.24
  • 1.379× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Wir beantworten Ihre Fragen gern. | Foto: Volkmar Otto

Sicherheit während der OP
Wie sicher sind Narkosen im Alter?

Im Laufe unseres Lebens steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Operation benötigen. Doch mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Zum Beispiel können Herz-Kreislauf-Erkrankungen, schwere Lungenkrankheiten oder Demenz die Narkoseverträglichkeit beeinflussen. Wir laden Sie herzlich ein, Ihre Fragen und Bedenken mit uns zu teilen. Unser Ziel ist es, Ihnen die Angst vor der Narkose zu nehmen und Ihnen ein Verständnis dafür zu vermitteln, wie wir Ihre...

  • Reinickendorf
  • 13.03.24
  • 1.207× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.