Warum die Pflege für ehrenamtliche Helfer keine Last ist

Die Chemie muss stimmen: Siegrid Haase de Moreno weiß, wie Menschen in Sachen Pflege zu einander finden. | Foto: privat
  • Die Chemie muss stimmen: Siegrid Haase de Moreno weiß, wie Menschen in Sachen Pflege zu einander finden.
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Charlottenburg-Wilmersdorf. 30 Ehrenamtliche leisten bei der Kontaktstelle PflegeEngagement Dienste für Senioren und behinderte Menschen. In diesem Gastbeitrag beschreibt Mitarbeiterin Siegrid Haase de Moreno ihre Arbeit.

„Seit 46 Jahren lebe ich mit diesem Fenster, ich möchte hier bleiben. Auf keinen Fall ins Heim!“ Frau Schulz hat recht: der Blick aus dem zehnten Stock ihrer kleinen Wohnung ist phantastisch. Und ich darf ihn genießen, während ich die 80-Jährige ein wenig kennenlerne, um ihr einen unterstützenden Besuchsdienst zu vermitteln. Damit sie im Rollstuhl mal an die frische Luft kommt oder in die Oper. Denn Frau Schulz hat sogar schon Pavarotti persönlich die Hand geschüttelt. Während ich mir Notizen mache, überlege ich, wer von unseren 30 Ehrenamtlichen zu Frau Schulz passen könnte. Als Koordinatorin weiß ich, dass gemeinsame Interessen wichtig sind und die „Chemie“ stimmen muss.

Beide Seiten profitieren

So hat es der 26-jährige Ben erlebt. Der Philosophiestudent wollte „das Menschliche kennenlernen“. Sein erster Besuch mit mir bei einer künstlerisch und weltanschaulich sehr bewanderten alten Dame machte schnell klar: Hier sind sich zwei sympathisch und haben einander etwas zu sagen. Ein generationenübergreifender Kontakt, von dem beide Seiten profitieren.

Immer wieder höre ich von langjährigen oder auch erst seit Kurzem aktiven Ehrenamtlichen, dass ihnen die Besuche bei älteren oder betreuungsbedürftigen Menschen viel bedeuten. „Ich bekomme ’ne Menge zurück“, sagte mir eine 72-jährige Engagierte beim zweimonatlichen Ehrenamtstreffen „Auch, wenn’s manchmal anstrengend ist, aber ich habe auch was davon!“

Warum sonst würde unsere älteste freiwillig Engagierte auch mit 88 Jahren noch voller Tatendrang nach einer neuen Aufgabe fragen? Sie besucht seit fünf Jahren eine 106 Jahre alte Dame und entlastet so die mit ihr lebende Tochter.

Pflegende und sorgende Angehörige wenden sich an die Kontaktstelle PflegeEngagement, kurz KPE, weil sie Unterstützung für ihre betreuungsbedürftigen Angehörigen und somit Entlastung für sich selbst wünschen. Unser Angebot des Besuchs- und Begleitdienstes ist kostenfrei. Die KPE wird gefördert durch die Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales sowie durch die Pflegekassen.

Neben der Vermittlung von Besuchs- und Begleitdiensten, denen eine Schulung vorausgeht, unterstützen meine Kollegin und ich Gesprächsgruppen von pflegenden Angehörigen (auch in Pflegewohngemeinschaften), nachbarschaftliche Hilfenetze sowie Gruppen von Menschen, die gemeinsam mit anderen für eine spätere Pflegesituation im Alter Vorsorge treffen wollen.

Team sucht Verstärkung

Wie alle zwölf Berliner Kontaktstellen PflegeEngagement haben wir das Ziel, die Lebensqualität und Selbstbestimmung der Menschen im Umfeld von Pflege zu fördern und zu verbessern. Damit dies gelingt, arbeiten wir mit Partnern im Bezirk zusammen wie den Pflegestützpunkten, Stadtteilzentren oder Selbsthilfe-Kontaktstellen. In Charlottenburg-Wilmersdorf sind wir als KPE angeschlossen an SEKIS (Selbsthilfe Kontakt- und Informationsstelle).

Übrigens hat sich erst vor Kurzem bei mir eine frischgebackene Rentnerin gemeldet, die gerne einen Besuchsdienst übernehmen möchte. Sie liebt Reisen und geht gern in die Oper. Das könnte passen...

Wer das Team verstärken möchte, meldet sich unter  89 02 85 35 oder per E-Mail unter pflegeengagement@sekis-berlin.de.
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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