Effizienzhaus Plus: Wohnung und Kraftwerk in einem

Ein Haus, das Energie abgibt: Christian Roch von der Firma Zebau erklärt Neugierigen, wie das geht. | Foto: Thomas Schubert
5Bilder
  • Ein Haus, das Energie abgibt: Christian Roch von der Firma Zebau erklärt Neugierigen, wie das geht.
  • Foto: Thomas Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Charlottenburg. 136 Quadratmeter Lebensraum voller zukunftsweisender Technologie: Im Effizienzhaus Plus beginnt nach der Eröffnung Ende 2011 eine neue Phase. Jetzt dürfen Neugierige persönlich erfahren, was Gebäudetechnik in Sachen Energieausbeute hergibt.

Einschwenken unter den Carport – und ran an die Steckdose. Paul Günter Frank ist natürlich mit einem elektrisch angetriebenen Roller angerauscht. Im Namen des Verbands freier Wohnungsunternehmen will Frank als einer der ersten erleben, was ab sofort allen frei steht: der Rundgang durch einen von 35 Vorzeigebauten des Bundesumweltministeriums. Fasanenstraße 87a. Klingt nach einer Adresse für altehrwürdige Villen, ist aber in Wirklichkeit ein Grundstück am Campus Charlottenburg, wo die Hamburger Firma "Zebau" ein Pionierprojekt betreibt. Das kantig-moderne Effizienzhaus Plus produziert mehr Energie, als es verbraucht. Lag der Überschuss anfangs noch bei überschaubaren 900 Kilowattstunden pro Jahr, waren es zuletzt annähernd 6000.

Da fühlt sich auch Frank bestätigt, wenn er trotz langer Ladezeiten auf seinen Elektroroller und den ebenfalls elektrifizierten Opel Ampera schwört, wobei letzterer vom Markt verschwand. "Man hätte das Auto länger bewerben müssen", glaubt der Nutzer. Neue Technik braucht ihre Zeit.

Entsprechender Durchhaltewillen war auch beim Effizienzhaus angesagt. "Was man nicht ausprobiert, weiß man nicht", nennt Hans Dieter Hegner vom Bundesumweltministerium die Devise. Erst das richtige Zusammenspiel aus aufwendig gedämmten Wänden, Fenstern mit einer Isolierung durch Argongas, ausgefeilter Solartechnik und kluger Steuerung aller Mechanismen durch Computer führten an ein Ziel, das anfangs in weiter Ferne erschien.

Gerade die hohe Technisierung bedurfte aber bei den beiden Familien, die hier seit 2011 zur Probe wohnten, Zeit zum Eingewöhnen. "Es war angenehm und funktional", urteilt etwa Wolfgang Brenner nach seinem Auszug. "Insgesamt haben wir hier gerne gelebt." Das Wohnen im hoch technisierten Effizienzhaus habe ihn aber auch neugierig gemacht, ob man eine solche Energiebilanz nicht auch mit "Low Tech"-Maßnahmen erreichen könnte.

Und in der Tat führen viele Wege zum "Plus", wie "Zebau"-Fachmann Christian Roch genau weiß. Es gibt bei diesem Haustyp kein Modell "von der Stange" – jedes orientiert sich an den Gegebenheiten vor Ort, sagt Roch. Ein Haus, das in der Wildnis steht, muss anders aussehen als eines mitten in Charlottenburg.

Dass der Bau in der Fasanenstraße Energieüberschuss erwirtschaftet, heißt aber nicht, dass man ganzjährig ohne Strom von außen über die Runden käme. Denn zum Jahreswechsel pflegt der Himmel über Berlin mit Sonnenstrahlen zu geizen. "Im Januar könnte man ein Problem bekommen", räumt Roch ein. Doch völlig autark zu wirtschaften war auch kein primäres Ziel.

Und im Gegensatz zum futuristisch gezeichneten Äußeren überrascht das Innere eher durch eine unaufgeregte, praktische Gestaltung. Vom Kinderbett bis zur Kloschüssel gibt es kaum etwas, das sich vom typischen Bild eines Neubaus der 2010er-Jahre abheben würde. Nur, dass allein die einfache Liege schon 1600 Euro kostet, lässt aufhorchen: "Sie ist nun einmal nachhaltig produziert und fair gehandelt", lautet die Erklärung.

Bis Ende September darf Roch jedem, der durch die Tür kommt, Finessen wie das Heizen mit einer strombetriebenen Wärmepumpe erklären. Und den Technikraum aufschließen, von wo Maschinen alle Funktionen steuert. Am besten nimmt man auch einmal im Garten Platz, wo eine anmutige Buche den technischen Charme erfolgreich mildert. Sie wird auch dann noch mit den Blättern rascheln, wenn das Effizienzhaus Plus eines Tages zerlegt und verwertet wird. Denn dies zu bewerkstelligen, das ist der letzte Punkt des Versuchs. tsc

Das Effizienzhaus Plus in der Fasanenstraße 87a ist bis zum 27. September kostenlos zu besichtigen, Donnerstag bis Sonntag zwischen 12 und 18 Uhr.

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüft- und Knieschmerzen müssen nicht sein.  | Foto: AdobeStock_197992483

Infoabend für Patienten
Schluss mit Hüft- und Knieschmerzen!

Leiden Sie unter Hüftschmerzen, die Ihr Leben dauerhaft beeinträchtigen? Oder schmerzt das Knie bei jedem Schritt? Dann lassen Sie sich nicht länger quälen! Wir laden Sie herzlich zu unserem Infoabend ein, bei dem Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüft- und Knieschmerzen entdecken können, ohne sich vor dem Eingriff fürchten zu müssen. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, wird Sie durch die modernsten Methoden...

  • Westend
  • 26.03.24
  • 239× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 420× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Seinen Füßen sollte man sehr viel Aufmerksamket schenken.

Infos für Patienten
Thema: „Rund um den ganzen Fuß"

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Doch wenn Probleme auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen einen tiefen Einblick in die Anatomie des Fußes und beschäftigen sich gezielt mit Problemen wie Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen für diese häufig auftretenden Probleme....

  • Pankow
  • 06.03.24
  • 1.392× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Wir beantworten Ihre Fragen gern. | Foto: Volkmar Otto

Sicherheit während der OP
Wie sicher sind Narkosen im Alter?

Im Laufe unseres Lebens steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Operation benötigen. Doch mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Zum Beispiel können Herz-Kreislauf-Erkrankungen, schwere Lungenkrankheiten oder Demenz die Narkoseverträglichkeit beeinflussen. Wir laden Sie herzlich ein, Ihre Fragen und Bedenken mit uns zu teilen. Unser Ziel ist es, Ihnen die Angst vor der Narkose zu nehmen und Ihnen ein Verständnis dafür zu vermitteln, wie wir Ihre...

  • Reinickendorf
  • 13.03.24
  • 1.214× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.