Wirtschaftsförderung testet taiwanesischen Tee und preisgekrönte Pralinen

Wirtschaftsförderung beim Teegenuss: Karl Tappe und seine Tochter empfangen Reinhard Naumann und Jeannette Saleh Zaki vom Bezirksamt. | Foto: Thomas Schubert
8Bilder
  • Wirtschaftsförderung beim Teegenuss: Karl Tappe und seine Tochter empfangen Reinhard Naumann und Jeannette Saleh Zaki vom Bezirksamt.
  • Foto: Thomas Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Charlottenburg-Wilmersdorf. Zu viel Hektik? Zwei Spezialgeschäfte in der City West machen Schluss mit Alltagsstress. Nun besuchte die Wirtschaftsförderung das Teelokal „Chentee“ und die „Confiserie Mélanie“ – und traf hier keine geringere als die deutsche Schokoladenmeisterin.

Nicht gleich schlucken – erst riechen! Langsam führt Karl Tappe einen feinen, weißen Kolben an die Nase, schwenkt das Gefäß, vertieft sich in die Abfolge von Aromen. Dann stülpt er ein Schälchen über den dampfenden Kolben, kippt beides um 180 Grad. Und erst jetzt darf der goldgelbe Tee aus dem Schälchen über die Lippen zum Gaumen fließen. Teezeremonie bei „Chentee“ in der Uhlandstraße.

Auch Kenner des Heißgetränks wie Bürgermeister Reinhard Naumann haben hier zu lernen. Das fängt beim Tempo an und hört bei der Genussreihenfolge auf. Zweienhalb bis sechs Stunden sollte die Einkehr dauern, wenn man den Lehren bei „Chentee“ Glauben schenkt.

Tradition präsentiert

An einem mächtigen Tisch mit faustdicker Platte präsentiert Inhaber Karl Tappe mit seiner Frau Mila Chen nicht nur die Eigenarten der taiwanesischen Teetradition. Er betreibt einen Platz für Zusammenkünfte von fernöstlichen Gästen und solchen, die an der Spree heimisch sind. „Tee ist ein Medium“, betont Tappe, während er der Delegation der Wirtschaftsförderung verschiedene Spezialitäten zum Probieren gibt.

„Eigentlich wollte ich es erst mit einem Antiquitätenladen versuchen“, sagt der Sinologe, der lange Jahre in Taiwan lebte, bevor er mit seiner Familie zurück nach Deutschland kam. „Aber dann wollte ich etwas Lebendigeres. Der Tee, das habe ich gelernt, öffnet die Menschen.“ Derweil ergründet Naumann die Nuancen eines weiteren Getränks, schwenkt den Kolben vor der Nase. „Fast wie ein Parfum“, befindet er. Und kostet wieder. Wulongtees liegen in der Mitte zwischen den komplett oxidierten Schwarztees und und den überhaupt nicht oxidierten grünen. Die Mitte finden, darum geht es auch in fernöstlichen Philosophie – und bei „Chentee“.

Detailverliebtheit beeindruckt

Nach dieser kleinen Erleuchtung will der Weg ins Abendland erst einmal gefunden sein. Er führt nach Norden in die Grolmanstraße, wo Sabine Dubenkropp ihrem Schoko-Atelier entsteigt. Hier fertigt und verkauft sie in der „Confiserie Mélanie“ 90 Pralinensorten. Die besten des Landes – meinen jedenfalls Juroren. Als „German Chocolate Master 2015/2016“ vertrat Dubenkropp Deutschland zuletzt bei der Schokoladenweltmeisterschaft in Paris.

Jetzt will es der Bürgermeister genau wissen. Wie kommt man denn so weit in solch einer Disziplin? „Die einen machen Schokoladenblüten aus fünf Teilen“, erklärt die gelernte Köchin. „Bei mir hatten sie 80.“ Detailverliebtheit beeindruckt. Doch nirgends wird die Versessenheit auf Verfeinerung so deutlich wie bei der Pralinenfüllung. Gesalzene Erdnuss, Yuzu, Rosmarin, „Orange hoch drei“, das sind die meist verlangten Sorten in diesem Sommer. Selbst nach Japan lassen sich Kakaoliebhaber Kreationen kommen. Dort entdeckt man anno 2016 neue Traditionen wie den Valentinstag – und Charlottenburger Schokolade. „Man findet mich dort in den Empfehlungen von Bloggern“, verweist sie auf Freunde in der Ferne.

Daheim in der City West hat sich der hohe Rang der Pralinenkünstlerin hingegen noch nicht so weit herumgesprochen, wie man meinen könnte. Noch immer bleibt Dubenkropp dem alten Namen des Geschäfts verbunden, dessen Gründerin Mélanie früher in der Goethestraße die Geschicke führte. Nun ist man in der Grolmanstraße Mieter der Degewo, hat Platz für den Cafébetrieb und schielt auf Kundschaft von Ku'damm und Kantstraße.

„Es macht Spaß, im Besonderen die Qualität von etwas zu vermitteln, was es in jedem Laden gibt“, stellt sich die Schokoschöpferin dem Markt. Woran man eine wirklich gelungene Praline erkennt? Am Verzicht auf künstliche Aromen. Und am Boden: Die wahrhaft handgemachten Schokokugeln sind nicht an einer Stelle platt (vom Einsatz der Maschine), sondern rund. tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

PolitikAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 33× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 114× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 549× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.