Konzept für Business Improvement District (BID) vorgestellt

Aufwertung für die Mittelstreifen: Dem Ku’damm und der Tauentzienstraße blüht dank des Extrageldes eine noch üppigere Bepflanzung. | Foto: Thomas Schubert
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Charlottenburg. Im Minna-Cauer-Saal des Rathauses wurde kürzlich das Konzept für das Upgrade des Quartiers Ku’damm/Tauentzienstraße zu einem sogenannten Business Improvement District (BID) öffentlich vorgestellt. Für Diskussionsstoff sorgten vor allem die Befürchtungen von Andreas Abel vom Verein Gangway, die Aufwertung zu einem Hochglanz-Shopping-Boulevard könnte zur Verdrängung der Obdachlosen führen, die in unmittelbarer Nähe am Bahnhof Zoo verkehrten.

Was in anderen Großstädten bereits gang und gäbe ist, soll jetzt auch in Berlin entstehen: Grundstückseigentümer und Gewerbetreibende bündeln ihre Kräfte und investieren gemeinsam in die Attraktivität ihrer Geschäftsstraße.

Online-Handel Paroli bieten

Dem zunehmendem Online-Handel Paroli bieten lautet die Devise, die Laufkundschaft soll Lust aufs Verweilen und Einkaufen bekommen. Business Improvement District (BID) darf sich der entsprechende Zentrums- und Handelsbereich dann nennen, in diesem Falle würde er sich entlang des Kurfürstendamms ab der Uhlandstraße und an der Tauentzienstraße bis zum Wittenbergplatz erstrecken. Um die Umsetzung der Maßnahmen möchte sich dann die Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG) kümmern, die von der City AG – einem Zusammenschluss von 450 Geschäftsleuten der City West – und Immobilieneigentümern gegründet werden soll. Entsprechende Antragsunterlagen und das Konzept lagen bis 24. Mai zur öffentlichen Einsicht im Rathaus aus.

Für den Berliner BID-Piloten sind eine Verschönerung der Mittelstreifen beider Einkaufsadern durch eine ansehnliche Bepflanzung und zwei Gastro-Pavillons geplant. Touristen wie Berliner dürften sich zudem über freies WLAN sowie intensive Grünpflege und Reinigung in diesem Bereich freuen, Geschäftsleute über ein professionelles Marketingpaket. City Guides als Ansprechpartner sind ebenfalls vorgesehen und die aus Gründen des Datenschutzes jetzt schon umstrittene Erhebung von Smartphone-Daten zur Erfassung der Kundenfrequenz. Insgesamt will die ISG dafür rund neun Millionen Euro in die Hand nehmen.

Werden Obdachlose verdrängt?

Was den Gewerbetreibenden ein breites Grinsen ins Gesicht zaubert, löst bei Sozialarbeitern besorgtes Stirnrunzeln aus. Streetworker Andreas Abel vom Verein Gangway, einem Verein für Straßensozialarbeit in Berlin, äußerte seine Bedenken. Im Zuge derartiger Verschönerungsmaßnahmen des öffentlichen Raums seien etwa in Hamburg Obdachlose durch subtile Methoden verdrängt worden. Nächtliche Beschallung und Beleuchtung an Schlaforten, spezielle Mülleimer, aus denen keine Pfandflaschen mehr gefischt werden könnten oder den Abbau von Sitzgelegenheiten führte Abel an. Und auch das Aufgabenprofil der City Guides bereite ihm Sorgen. Unter anderem sei dort vermerkt: Unterstützung von Ordnung und Sicherheit. Und das dürften sie per Gesetz ja gar nicht.

Klaus Jankowsky, Rechtsanwalt und Mitglied der City AG, sagte, er verstehe die Bedenken. Solche Methoden würden aber garantiert nicht angewandt. Und die City Guides seien auch keine 1,90-Meter-Riesen, die grimmig dreinschauen würden. Kontakt- und auskunftsfreudige Menschen in hübschen Anzügen und Kostümen, die Auskünfte erteilen, würden als City Guide gesucht.

"Geben Sie uns Zeit"

Auch Gottfried Kupsch, AG City-Vorstandsmitglied, versuchte die Bedenken Abels zu zerstreuen: „Wir befinden uns im engen Austausch mit der Sozialstation am Bahnhof Zoo und machen auch nichts ohne die Zustimmung des Bezirksamtes.“ Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) bestätigte abschließend: „Als Aufsichtsbehörde dieses Projektes ist uns sehr daran gelegen, dass es nicht laufend Trouble gibt. Sollte das trotzdem mal der Fall sein, dann schlüpfen wir auch gerne in die Mediatorenrolle. Das hilft in der Regel.“

Auf einen Beginn der Maßnahmen ließ sich die City AG nicht festnageln. „Geben Sie uns bitte zwei, drei Wochen Zeit, dann wissen wir mehr“, sagte Kupsch. „Wir müssen die Ergebnisse der Auslegung abwarten.“ Rege sich mehrheitlich Widerstand gegen die Pläne, müsse zunächst noch einmal Überzeugungsarbeit geleistet werden. Sollte das nicht der Fall sein, kommt das Thema bei den Bezirksverordnetenversammlungen in Charlottenburg-Wilmersdorf und Tempelhof-Schöneberg auf die Tagesordnung. Die geplanten Maßnahmen berühren beide Bezirke. maz

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

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