Skulpturenschau der Nachkriegsmoderne

Ein Detail aus der Aquarell-Serie „Poträ von Berlin 1947". | Foto: © Trökes-Archiv, Berlin, Fotograf : Matthias Grobe, VG-Bildkunst, Bonn 2015
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  • Ein Detail aus der Aquarell-Serie „Poträ von Berlin 1947".
  • Foto: © Trökes-Archiv, Berlin, Fotograf : Matthias Grobe, VG-Bildkunst, Bonn 2015
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Dahlem. Neun Meter hohe Räume und Glasfronten bis zum Boden sind der Rahmen für die Ausstellung „Portrait Berlin. Künstlerische Positionen der Berliner Nachkriegsmoderne 1945-1955“. Sie ist die erste im ehemaligen Staatsatelier von Arno Breker, einem Lieblingsbildkünstler von Adolf Hitler. Mitte Juni eröffnete das Haus nach fast einem Jahr Umbau.

Geschäftsführerin Dorothea Schöne ist auch die Kuratorin der auf zwei Jahre angelegten Ausstellung. Rund 70 Werke von 19 Künstlern sind zu sehen, auch aus der NS-Zeit. Die Arbeiten der Nachkriegsmoderne werden dazu in Bezug gesetzt. „Es ist sehr spannend, zu sehen, wie sich Kunst aus einem totalitären System entwickeln kann“, sagt Schöne.

Hauptthema ist der menschliche Körper, propagandistisch überhöht in der Nazi-Zeit, später neu definiert. Der Kontrast zeigt sich an der überlebensgroßen Frauenfigur „Maja“ von Gerhard Marcks von 1942 und der Gruppe „Die Artisten I“ von Waldemar Grzimek aus dem Jahr 1951. „Hier sind die Formen verflacht und vereinfacht im Vergleich zur Maja“, erklärt Schöne.

Die Spuren des Krieges sind mehr oder weniger drastisch dargestellt. „Der Befreite“ von Georg Kolbe ist eine kleine gebrochene Gestalt, das Gesicht in den Händen verborgen. „Der geschlagene Jude“ von Theo Balden hat einen aufgerissenen, schmerzverzerrten Mund. Stilistisch weit abstrakter sind der aus Eisenblech gefaltete „Kopf“ von Hans Uhlmann und die Bronzeplastik „Krieger II“ von Jeanne Mammen. Auch Hannah Höch, Louise Stomps und Ruthild Hahne sind vertreten. Das war wichtig für die Kuratorin: „Viele Künstlerinnen dieser Zeit sind fast vergessen, ich wollte sie ins Gedächtnis rufen.“

Dem Bildhauer Bernd Heiliger, der von 1949 bis zu seinem Tod 1995 sein Atelier im Haus hatte, ist ein Extra-Raum gewidmet. Darin überragt eine mehr als drei Meter hohe Plastik alle anderen: die „Große Nike“ von 1956. „Um sie überhaupt erhalten zu können, mussten wir sie restaurieren lassen. Sie war fast zerstört.“

Ergänzend zu den Skulpturen sind auf der Galerie Gemälde, Grafiken und Skizzen zu sehen, etwa von Werner Heldt, Mac Zimmermann und Juro Kubicek. Hannah Höch ist mit Miniaturen vertreten („damit bezahlte sie ihre Heizkosten“), Heinz Trökes mit seiner Aquarell-Serie „PoträvonBerlin 1947“.

Mit der Besucherzahl ist Schöne zufrieden. „Das Kombiticket mit dem benachbarten Brücke-Museum kommt gut an“. Ein weiterer Anziehungspunkt soll das demnächst fertiggestellte Café werden. Workshops, Konzerte und Lesungen locken ebenfalls Gäste an. Glücklicherweise kämen nicht die ewig Gestrigen. Das Haus werde nicht als Nazi-Pilgerstätte gesehen.

Träger ist die Atelierhaus Dahlem GmbH, eine Tochtergesellschaft der Bernhard-Heiliger-Stiftung. Der Senat unterstützt das Haus mit 230 000 Euro jährlich.
Öffnungszeiten im Kunsthaus Dahlem, Käuzchensteig 8: Mi-Mo, 11-17 Uhr. Der Eintritt kostet 6, ermäßigt 4 Euro; das Kombi-Ticket mit dem Brücke-Museum 8 und 5 Euro. Am Mittwoch, 12. August, 13 Uhr findet die nächste Kuratorenführung statt. uma

Weitere Informationen unter  83 22 72 58 und auf www.kunsthaus-dahlem.de.

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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