Dahlem. Mai 1945, die hohen Bäume unweit der Miquelstraße werden gerade grün. Für Hans Zietemann sind sie vielleicht die letzten, die er von seinem Heimatort Berlin sieht.
Drei Jahre später ist er tot, gestorben in einem sowjetischen Internierungslager in Deutschland. Der Architekt organisiert in der NS-Zeit die Instandsetzung kriegswichtiger Gebäude. Dafür wohnt und arbeitet er im Eckhaus Thielallee/Am Anger in Dahlem. "Mein Opa war einer der vielen Mitglieder der NSDAP und sammelte als Blockwart unter anderem die Mitgliedbeiträge der Parteimitglieder ein", sagt Franziska Zietemann. Dieser Umstand führte Anfang Mai 1945 zu seiner Verhaftung durch die sowjetische Besatzungsmacht.
Die Enkeltochter hat sich jetzt auf Spurensuche begeben. Über 200 000 deutsche Zivilisten wurde nach dem Krieg durch sowjetische Militärangehörige inhaftiert, 35 000 zu langjährigen Haftstrafen oder zum Tod verurteilt. Auch in Berlin verschwanden Tausende in Gefängnissen oder Lagern. Erste Station war nicht selten ein sogenannter GPU-Keller - provisorisch eingerichtete Kellerräume in denen gefoltert, gequält und nicht selten falsche Geständnisse erpresst wurden. Die meisten von ihnen befanden sich im späteren sowjetischen Sektor, doch so kurz nach Kriegsende in der noch ungeteilten Stadt, werden zunächst auch in West-Berlin Standorte eingerichtet.
Über diese Orte des Terrors ist wenig bekannt. Franziska Zietemann sucht Zeitzeugen, die Auskunft über einen möglichen GPU-Keller oder eine sowjetische Kommandantur in der Miquelstraße geben können. "Vielleicht kann auch jemand einfach nur den Fakt bestätigen", sagt sie.
Kontakt zu Franziska Zietemann: info@zietemann.com oder 01577/341 33 72.
Sabine Kalkus / sabka
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