Endstation Tierheim: Wenn Katz und Hund die Urlaubsplanung stören

Glück im Unglück: Schwer verletzt kam Katze Ava ins Tierheim und musste notoperiert werde. | Foto: Josephine Klingner
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Falkenberg. Die Sommerferien sind fast vorbei. Und das Tierheim am Hausvaterweg platzt – wie leider in jedem Jahr – aus allen Nähten. In den vergangenen Wochen sind täglich Tiere abgegeben oder ausgesetzt worden, weil die Besitzer in den Urlaub wollten. Darunter befinden sich auch viele traurige Schicksale.

Mindestens eine Woche lang musste sie unterwegs gewesen sein – Ava, die zierliche dreifarbige Katzendame, die im Tierheim Berlin ums Überleben kämpft. Das rechte Hinterbein zertrümmert, blank bis auf den Knochen, die Pfote nur noch lose am Unterschenkel hängend. Maden hatten sich bereits durch die offene Wunde gefressen. Bei einer Notoperation mussten die Ärzte des Tierheims das Bein amputieren.

Ava ist keine Ausnahme. Fast täglich werden in der Hauptstadt herrenlose Tiere aufgefunden und in die amtliche Tiersammelstelle gebracht. Entlaufen, ausgesetzt oder einfach an einen Baum gebunden – ohne Wasser in praller Sonne sich selbst überlassen. Besonders gefährlich: Bei den sommerlichen Temperaturen können sie innerhalb weniger Stunden überhitzen und austrocknen. „Das kann schnell lebensbedrohlich werden“, sagt Karin Bartl, Tierärztin im Berliner Tierheim.

Plötzlich allergisch

Pünktlich wie die Uhr steigt mit Beginn der Ferien die Anzahl der Tiere, die ausgesetzt oder am Schalter abgegeben werden. „Es ist schon erstaunlich, wie viele Menschen im Juli plötzlich eine Tierhaarallergie bekommen“, sagt Ulf Hoffmann, Sprecher des Tierheims. Kaum einer wolle zugeben, dass das Tier nicht zu den Urlaubsplänen passe. So seien in der letzten Juliwoche allein 31 Katzen abgegeben und 23 über die Tiersammelstelle aufgenommen worden.

Auch Samtpfote Ava war darunter. „Sie muss entlaufen oder ausgesetzt worden sein, denn sie ist total zutraulich und verschmust“, sagt Alisa Ehlert. Die ehrenamtliche Mitarbeiterin ist zugleich Namensgeberin und nutzt täglich ihre Mittagspause, um die zweijährige Katze auf der Rehastation des Tierheims zu besuchen. „Ihr Zustand ist noch immer kritisch. Sie frisst nicht und bekommt Schmerzmittel.“

So weit sollte es erst gar nicht kommen, sagt Sprecher Hoffmann. Auf der Website des Tierheimes gibt es eine Datenbank mit über 1000 ehrenamtlichen Tiersittern. Hund, Katze und Co. können auch in einer Pension untergebracht werden. „Das kostet Geld, aber darüber muss man sich im Klaren sein, wenn man sich ein Tier anschafft.“ Hoffmann rät, zuerst im Freundeskreis und bei Verwandten nachzufragen.

Nicht ohne meine Ente

Wichtig sei, abzusprechen, welche Vorlieben der tierische Kumpel hat und ob er Medikamente braucht. Und selbstverständlich darf das Lieblingsspielzeug nicht fehlen: „Mein verstorbener Kater hatte zum Beispiel eine Ente, die immer mit musste. Sonst war Terror angesagt.“ Hoffmann baut darauf, dass die Menschen mit ihren Tieren verantwortungsvoller umgehen, auch wenn die Erfahrungen der letzten Jahre anderes gezeigt haben.

Für Ava gibt es dagegen schon ein kleines Happy End. Auf Nachfrage der Berliner Woche gehe es ihr schon viel besser. Nur das Laufen auf drei Beinen müsse sie noch lernen. JK

Autor:

Josephine Klingner aus Tegel

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