Der Kirschgarten in Deutschland: Debüt-Inszenierung der Jugendtheaterwerkstatt

9. September 2017
19:00 Uhr
Jugendtheaterwerkstatt Spandau, 13583 Berlin
Der Garten wird verkauft, aber die Bewohner machen Party. | Foto: Christian Schindler
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  • Der Garten wird verkauft, aber die Bewohner machen Party.
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Falkenhagener Feld. Die Jugendtheaterwerkstatt Spandau ist mit der Premiere von „Der Kirschgarten“ nach Anton Tschechow in die neue Theatersaison gestartet.

Die Formulierung „nach Tschechow“ ist in diesem Fall nicht nur ehrlich, sondern auch ein Qualitätszeichen. Gerne „vergreifen“ sich Regisseure an wichtigen Theatertexten, was dann nur zur Verhunzung eines Klassikers führt. Nicht so im Fall von Till Ernecke. In der Reihe „Junge Regisseure“ der Jugendtheaterwerkstatt inszeniert er selbst zum ersten Mal. In der freien Theaterszene stand er schon mehrfach auf der Bühne, und vielleicht hatte er deswegen auch schnell ein konkretes Bild vor Augen, als ihm sein Vater vorschlug, doch den Kirschgarten „zu machen“.

Ernecke setzte sich zunächst an den Schreibtisch und erstellte eine deutsche Fassung. Der Kirschgarten steht nun in Deutschland, und wenn die Bewohner in eine Metropole reisen wollen, fahren sich nicht nach Paris oder Moskau, sondern nach Berlin oder Hamburg. Der Garten selbst kommt gleich zweimal vor, als Projektion von Kirschblüten auf weißen Kostümen und Laken, und als putziges Miniaturmodell.

Eine zu lange ignorierte Gefahr

Bei Tschechow wird der Garten der hoch verschuldeten Gutsbesitzerin verkauft, und auch Erneckes deutsche Protagonisten können ihn nicht halten. Dem Regisseur geht es darum, zu zeigen, wie eine Gefahr lange ignoriert wird. Er lässt die Ergebnisse von Wahlumfragen einblenden, die das Erstarken von Rechtspopulisten in der Politik voraussagen. Die Gartennutzer pflegen derweil ihre persönlichen Interessen und Animositäten, und zwischendurch müssen auch die Zuschauer Fragen beantworten, ob sie sich in ihrem Leben treiben lassen oder aktiv Veränderungen anstreben. Nach dem Ende der Aufführung wird viele Zuschauer die Frage noch lange beschäftigen, was Tschechows Stück heute noch bewirken kann. Für eine Debüt-Inszenierung ist das kein schlechtes Ergebnis.

„Der Kirchgarten“ ist noch am 9. September um 19 Uhr sowie am 10. September um 16 zu sehen in der Jugendtheaterwerkstatt Spandau, Gelsenkircher Straße 20. Der Eintritt in die rund zweistündige Inszenierung mit einer Pause ist frei, es wird um Spenden gebeten. CS

Empfohlen wird eine Reservierung unter  37 58 76 23.
Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

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