Friedenau. Was ist Glück? Philosophen zerbrechen sich seit der Antike den Kopf über die Erfüllung menschlichen Wünschens und Strebens und den Weg dorthin. Das Theater Morgenstern macht sich ebenfalls Gedanken – in einem Stück, mit dem die 23. Spielzeit eröffnet wurde.
„Laboratorium zum großen Glück“ für Menschen ab fünf Jahre sei ein Stück, das die Frage erforscht: Welche Zutaten braucht es, um glücklich zu werden", erläutert Produktionsleiterin Pascale Senn Koch.
Das Theater Morgenstern greift dazu in die große Kiste der Literatur und wird fündig bei den Brüdern Grimm, Erich Kästner und Heinrich Böll. Geschickt werden Motive aus „Hans im Glück“, „Das Märchen vom Glück“ und der „Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral“ sowie weitere aus Märchen von Hans Christian Andersen zu einer zeitgemäßen Geschichte verwoben.
Mit Pokal und drei großen Goldklumpen kehren Professor Gluck, seine Assistentin und seine Haushälterin heim. Ein Kochrezept hat sie bei einem Wettbewerb berühmt und reich gemacht. „Auch in Gold ist Glück“, meinen sie. Das Glück jedoch zerstiebt. Die beiden Frauen verlassen den Professor. Die Assistentin will Abenteuer erleben und eine Heldin werden, die Haushälterin nach Paris, um zu tanzen. Gluck selbst träumt von einer Fahrt an den Nordpol; am liebsten zu dritt. „Das wäre das größte Glück“, sagt er. Doch niemand ist mehr da. „Und das Glück ist auch weg.“
Auf der von Daniel Koch liebevoll eingerichteten Bühne im Schlesiensaal des Rathauses Friedenau beginnt die eigentliche Glückssuche. Schritt für Schritt wird sie von Selim Çinar (Professor Gluck), Marie Philipp (Assistentin) und Nadine Pirchi (Haushälterin) in den wunderbaren Kostümen von Kartin F. Bischof unternommen, von Cello-Klängen Radu Nagys tiefgründig unterlegt.
Mit Spielfreude, großartigen Slapstick-Einlagen und sehenswerter Pantomime gelangen die Figuren zu verschiedensten Definitionen des Glücks: Es braucht nur wenig im Leben, um glücklich zu sein; vielleicht reicht Ketchup am Essen schon aus. Schnell stellt sich heraus: Weniger ist mehr. Es wird getauscht – Gold gegen Schuhe, Schuhe gegen Brot und so weiter bis zu der Erkenntnis: Das Glück will erobert werden.
Das Premierenpublikum, Groß und Klein, war begeistert. Es gab minutenlangen Applaus und Blumen für das Ensemble. Wie es mit der Glückssuche ausgeht, kann man am 29. Oktober um 16 Uhr, 31. Oktober, 1. und 2. November um 11 Uhr sowie vom 7. bis 9. November um 10 Uhr erfahren. KEN
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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