Überraschende Einblicke: neues Buch zu Friedenau

Die Titelseite des neuen Buches. | Foto: KEN
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Friedenau. Eine richtige Überraschung bietet das Wohnhaus in der Rheingaustraße 30. Hinter seinen Balkonen verbirgt sich bis heute die ehemalige Maschinenhalle des 1905 fertiggestellten Friedenauer Elektrizitätswerks.

Pünktlich zum 145. Gründungsjubiläum der Bildungsbürger-Wohnkolonie 1871 liegt ein weiteres Buch zu Friedenau vor. Verfasst wurde es von Juliane Last als 44. Band der Reihe „Einst und jetzt“, herausgegeben vom Chefredakteur der Märkischen Oderzeitung, Frank Mangelsdorf.

Juliane Last ist Anglistin, Skandinavistin und Medienwissenschaftlerin. Seit 2009 lebt die gebürtige Hessin als freie Autorin mit ihrer Familie in Friedenau. Last gibt in knapper, gut lesbarer Form einen Überblick über den Ortsteil.

Nach einer Einführung, einem historischen Abriss zu Friedenau von den Anfängen bis in die Gegenwart, führt sie ihre Leser zu charakteristischen Orten des Stadtteils. Wie schon in ähnlichen Vorgängerpublikationen von Gudrun Blankenburg 2006 oder dem Autoren-Duo Peter Hahn und Jürgen Stich 2015 werden berühmte Bewohner, Plätze, Kirchen, Schulen, Kinos, Bahnhöfe und andere Gebäude in ihrem Wandel vorgestellt.

In vielen Beispielen im Buch spiegelt sich große Zeitgeschichte wider. Genannt sei etwa die nicht mehr existierende Gossner Mission in der Handjerystraße 19-20. Nach ihrem Abriss steht dort heute ein Neubau mit Eigentumswohnungen. Die Einrichtung bot während des Zweiten Weltkriegs vielen jüdischen Mitbürgern vorübergehend Unterschlupf. Oder der Kaiser-Wilhelm-Garten in der Rheinstraße 65. Hier eröffnete 1907 das erste deutsche „Reformkinematographentheater“.

In der Wilhelmshöher Straße 17-20 steht seit Beginn des vorigen Jahrhunderts das „Einküchenhaus“. Es ist eines von vier in Berlin. Die Wohnungen besaßen keine eigenen Küchen. Vielmehr wurden in einer zentralen Küche die Wunschspeisen der Bewohner zubereitet. Das Einküchenhaus arbeitete nach dem Konzept der Frauenrechtlerin und Sozialdemokratin Lily Braun (1865-1916). Sie wollte die Frau von der Hausarbeit befreien. Die Idee zündete nicht. Schon in den 1920er-Jahren erhielten alle Wohnungen eigene Küchen.

Das Besondere an Juliane Lasts Buch wie übrigens aller Bände der „Einst und jetzt“-Reihe ist die Gegenüberstellung von aktuellen und historischen Abbildungen. Der Fotograf André van Linn hat die ausgewählten Motive aus demselben Blickwinkel aufgenommen, den die alten Bilder aus dem Fundus öffentlicher und privater Archive zeigen.

Juliane Lasts Beitrag zu Friedenau zeugt von einer ausgezeichneten Ortskenntnis und ist mit seinen 96 Seiten ein guter Einstieg in weiterführende Lektüre zu diesem an Kultur und Lebensart reichen Teil Berlins. Nach Bänden zu Schöneberg und Friedenau planen Frank Mangelsdorf und der Verlag Culturcon Medien jetzt weitere Bücher über Berliner Stadtteile. KEN

Juliane Last. Einst und jetzt. Berlin-Friedenau. ISBN: 978-3-944068-36-7. Hardcover, 18,95 Euro.
Die Titelseite des neuen Buches. | Foto: KEN
Die Gossner Mission in der Handjerystraße, hier in einer Aufnahme aus dem Jahr 1893, steht nicht mehr. Juliane Last erinnert an ihre wechselvolle Geschichte. | Foto: Schul- und Stadtteilmuseum Friedenau
Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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