Friedrich-Bergius-Schule ehrt den ehemaligen Schüler Günther Smend

29. November 2017
17:00 Uhr
Friedrich-Bergius-Schule, 12159 Berlin
Günther Smend als Angeklagter vor dem Volksgerichtshof im August 1944. | Foto: Familienarchiv Smend
  • Günther Smend als Angeklagter vor dem Volksgerichtshof im August 1944.
  • Foto: Familienarchiv Smend
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Mitwisserschaft und ein gescheiterter Anwerbeversuch waren sein Todesurteil. 73 Jahre nach seiner Hinrichtung in Plötzensee ehrt die Friedrich-Bergius-Schule Günther Smend.

Der Offizier Günther Smend, geboren am 29. November 1912 in Trier, besuchte von 1921 bis 1924 das damalige Friedenauer Gymnasium. Sein Vater, der Hauptmann Julius Smend, war nach einer Kriegsverletzung ins Reichswehrministerium nach Berlin versetzt worden. 1924 zog die Familie aus beruflichen Gründen nach Mülheim an der Ruhr. Dort legte Günther Smend 1932 sein Abitur ab. Noch im selben Jahr trat er als Offiziersanwärter in die Reichswehr ein.

Er war laut Auskunft des Stadtarchivs Mülheim an der Ruhr ein sehr guter Schüler, im Sport wie in den akademischen Fächern. Früh hatte er den Entschluss gefasst, die Laufbahn eines Berufsoffiziers einzuschlagen. Günther Smend machte in der Reichswehr und in der Wehrmacht Karriere. Zuletzt war er am 15. Juli 1943 zum Adjutanten von Generaloberst Kurt Zeitzler (1895-1963), dem Generalstabschef des Heeres, ernannt worden.

Smend kam in seinem neuen Amt mit Widerstandskreisen innerhalb des Generalstabs in Kontakt. Er erfuhr von den Attentatsplänen auf Hitler. Man drängte ihn, seinen Chef zur Teilnahme an der Verschwörung zu bewegen. Doch Zeitzler war ein Gefolgsmann Hitlers.

Unmittelbar nach dem Scheitern des Attentats verhaftete die Gestapo den dreifachen Vater Günther Smend auf dem Lehrter Bahnhof und brachte ihn in das Geheime Staatspolizeihauptamt in der Prinz-Albrecht-Straße, der heutigen Niederkirchnerstraße. Am 30. August 1944 wurde Günther Smend vom Volksgerichtshof unter Vorsitz Roland Freislers zum Tode durch den Strang verurteilt und am 8. September 1944 hingerichtet. Ein Grab existiert nicht.

Am 29. November um 17 Uhr, am 105. Geburtstag Günther Smends, wird die Schulgemeinschaft der Friedrich-Bergius-Schule mit der Enthüllung eines Ehrenmals im Beisein von Mitgliedern der Familie Smend ihres ehemaligen Schülers gedenken. Das Denkmal wurde vom Künstler Ingo Zeißig entworfen und gestaltet. Zeißig, 1964 in Hoyerswerda geboren, studierte 1985 bis 1990 Technik und Informatik in Berlin. Er ist Lehrer für bildende Künste an der Friedrich-Bergius-Schule.

„Gerade die Ereignisse der letzten Zeit haben uns allen deutlich gemacht, dass Demokratie, Freiheit und Grundrechte, wie wir sie genießen dürfen, nicht selbstverständlich sind und ihr Erhalt von jedem Bürger unseres Landes täglichen Einsatz und aktives Eintreten einfordern“, so Schulleiter Michael Rudolph.

Auf der Festveranstaltung sprechen Generalmajor Josef Blotz und Günther Smends jüngster Sohn Axel, Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung 20. Juli 1944. In einem 2014 geführten Interview mit dem Geschichtsautor der „Welt“, Sven-Felix Kellerhoff, zitierte Axel Smend aus einem Büchlein, das sein Vater im Gefängnis dabei hatte. Unter dem 20. Juli 1944 findet sich folgender Eintrag, der an die Mutter gerichtet ist: „In der Nacht telefonierten wir. Du warst froh, meine Stimme zu hören. Ich wusste schon, dass ich Dich nicht mehr sehen würde. Es konnte nicht anders sein.“

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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