Der Expressionist Ernst Ludwig Kirchner lebte in der Körnerstraße

Ludwig Kirchner in einem Selbstporträt aus dem Jahr 1919. | Foto: Wikipedia
5Bilder
  • Ludwig Kirchner in einem Selbstporträt aus dem Jahr 1919.
  • Foto: Wikipedia
  • hochgeladen von Karen Noetzel

Friedenau. In der Ausstellung zum Werk Ernst Ludwig Kirchners im Hamburger Bahnhof sind auch Fotografien aus dem Nachlass des expressionistischen Künstlers zu sehen. Einige stammen aus Kirchners Berliner Zeit; eine Spurensuche in Friedenau.

Einige Fotos in der Schau gewähren Einblicke ins Privatleben und in das Interieur von Ernst Ludwig Kirchners Mansardenwohnung um 1915, „die mit zwei Ateliers und den Wohnräumen das gesamte Dachgeschoss“ des Hauses einnahm, wie es in Band 1 von „Friedenau erzählt“ der edition Friedenauer Brücke nachzulesen ist.

Man sieht Kirchners Mansardeneinrichtung mit bestickten Vorhängen und selbstgebauten Möbeln oder Kirchners Lebensgefährtin Erna Schilling zusammen mit seinem Schüler Werner Gothein und dem Freund Hugo Biallowons bei einer mimischen Darstellung. Die Aufnahmen, die im Kirchner Museum Davos verwahrt werden, nennen auch die damalige Adresse des Malers: Körnerstraße 45, vorgeblich in „Berlin-Friedenau“.

Nur stimmt das nicht. Die Körnerstraße gehörte schon immer zum Bismarckviertel in Steglitz und kann unter Verwendung eines Begriffs des Essayisten Christian G. Pätzold höchstens als das „gefühlte Friedenau“ bezeichnet werden.

„Unter dem Atelierfenster lag die Wannseebahn, in der Nähe der kleine Bahnhof Friedenau,“ schreibt Gudrun Blankenburg im fünften Kapitel ihres 2006 erschienenen Buches „Friedenau – Künstlerort und Wohnidyll. Die Geschichte eines Berliner Stadtteils“.

In die fünfte Etage eines heute nicht mehr existierenden Wohnhauses waren Ernst Ludwig Kirchner und Erna Schilling 1913 nach dem Bruch mit den Freunden der Künstlergruppe „Die Brücke“ gezogen. Davor lebten beide weitaus weniger geräumig in der Durchlacher Straße 14, heute 15/15a. In Wilmersdorfs südöstlichster Ecke betrieben Kirchner und Max Pechstein leider erfolglos das MUIM-Institut (Moderner Unterricht in Malerei).

Ernst Ludwig Kirchner meldete sich 1915 zum Militär. 1917 suchte er Heilung in Davos, die Erlebnisse des Ersten Weltkrieg hatten ihn seelisch und körperlich zusammenbrechen lassen. Er blieb, von einigen späteren Besuchen in Berlin abgesehen, für immer in den Bündner Alpen. Erna Schilling wohnte noch bis 1919 in der Körnerstraße. Sie kümmerte sich um persönliche und geschäftliche Kontakte. Später schickte sie aus Berlin Gemälde, Druckgraphiken und Zeichnungen in die Schweiz, um das Atelier zu räumen.

Am 15. Juni 1938, wenige Wochen nach seinem 58. Geburtstag, erschießt sich Ernst Ludwig Kirchner, aus Angst, die Deutschen könnten nach dem Anschluss Österreichs auch in Graubünden einmarschieren. Er war zerrüttet von Veronal und von der Herabwürdigung seiner Person und seines künstlerischen Werks durch die Nazis. KEN

Die Ausstellung im Hamburger Bahnhof, Invalidenstraße 50-51, ist bis 26. Februar Dienstag, Mittwoch und Freitag 10 bis 18 Uhr, Donnerstag 10 bis 20 Uhr, am Wochenende 11 bis 18 Uhr zu sehen.
Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

19 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüft- und Knieschmerzen müssen nicht sein.  | Foto: AdobeStock_197992483

Infoabend für Patienten
Schluss mit Hüft- und Knieschmerzen!

Leiden Sie unter Hüftschmerzen, die Ihr Leben dauerhaft beeinträchtigen? Oder schmerzt das Knie bei jedem Schritt? Dann lassen Sie sich nicht länger quälen! Wir laden Sie herzlich zu unserem Infoabend ein, bei dem Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüft- und Knieschmerzen entdecken können, ohne sich vor dem Eingriff fürchten zu müssen. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, wird Sie durch die modernsten Methoden...

  • Westend
  • 26.03.24
  • 218× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 403× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Seinen Füßen sollte man sehr viel Aufmerksamket schenken.

Infos für Patienten
Thema: „Rund um den ganzen Fuß"

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Doch wenn Probleme auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen einen tiefen Einblick in die Anatomie des Fußes und beschäftigen sich gezielt mit Problemen wie Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen für diese häufig auftretenden Probleme....

  • Pankow
  • 06.03.24
  • 1.372× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Wir beantworten Ihre Fragen gern. | Foto: Volkmar Otto

Sicherheit während der OP
Wie sicher sind Narkosen im Alter?

Im Laufe unseres Lebens steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Operation benötigen. Doch mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Zum Beispiel können Herz-Kreislauf-Erkrankungen, schwere Lungenkrankheiten oder Demenz die Narkoseverträglichkeit beeinflussen. Wir laden Sie herzlich ein, Ihre Fragen und Bedenken mit uns zu teilen. Unser Ziel ist es, Ihnen die Angst vor der Narkose zu nehmen und Ihnen ein Verständnis dafür zu vermitteln, wie wir Ihre...

  • Reinickendorf
  • 13.03.24
  • 1.198× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.