Volksentscheid Fahrrad: Eva-Maria Scheel vom ADFC fordert mehr Einsatz von der Politik

Eva-Maria Scheel legt die meisten ihrer Wege auf dem Rad zurück. | Foto: David Heerde
  • Eva-Maria Scheel legt die meisten ihrer Wege auf dem Rad zurück.
  • Foto: David Heerde
  • hochgeladen von Stefanie Roloff

Berlin. Eva-Maria Scheel ist die Landesvorsitzende des ADFC Berlin. Im Interview mit Berliner-Woche-Reporterin Stefanie Roloff spricht sie sich klar für den Volksentscheid Fahrrad aus.

Frau Scheel, die Initiative Volksentscheid (VE) Fahrrad setzt sich für ein Gesetz zur Förderung des Radverkehrs ein. Stimmt der ADFC dem zu?

Eva-Maria Scheel: Auf unserer Mitgliederversammlung im März 2016 haben wir beschlossen, den Volksentscheid und die Forderung nach einem Radgesetz zu unterstützen. Wie die Initiative VE Fahrrad ist auch der ADFC Berlin mit der schleppenden Umsetzung der Radverkehrsstrategie in Berlin absolut unzufrieden. Als sich 2015 die Initiative VE Fahrrad dazu entschloss, ein Radgesetz auf den Weg zu bringen, haben wir lange im ADFC diskutiert, ob wir den Weg der direkten Demokratie mitgehen sollen. Vor 30 Jahren stand der ADFC vor den Rathäusern, da gab es noch keine Fahrradlobby. Heute entscheiden wir in den Gremien mit.

Widerspricht das nicht dem Weg des ADFC?

Eva-Maria Scheel: Ganz klar, nein! Wir haben im ADFC unseren Methodenmix aus Veranstaltungen, wie der Sternfahrt und anderen politischen Demonstrationen, und der Arbeit in Gremien. Für uns ist die Unterstützung des Volksentscheids eine außerparlamentarische Ergänzung, die den Druck auf die Politik erhöht.

Der Antrag auf Einleitung eines Volksbegehrens lag der SPD-CDU-Koalition bereits seit Juni 2016 zur Prüfung vor. Wie geht es nun weiter?

Eva-Maria Scheel: Im Juni 2016 hat die Initiative dem Berliner Senat 105 000 Unterschriften für den Antrag auf ein Volksbegehren vorgelegt. Damit ist das Abgeordnetenhaus verpflichtet, über den Entwurf des Radgesetzes abzustimmen. Das wurde ja nun gerade neu gewählt. Beschließt es das Radgesetz, muss es der Berliner Senat umsetzen. Bei Ablehnung werden noch mal 170 000 Unterschriften benötigt, um den Volksentscheid parallel zur Bundestagswahl durchzuführen. Wir müssen jetzt abwarten!

Was macht der ADFC, wenn es nicht klappt?

Eva-Maria Scheel: Wir setzen uns weiter für eine konsequente Förderung des Radverkehrs in Berlin ein, so, wie wir es auch schon vor dem Volksentscheid getan haben. Derzeit treten wir mit unserem Forderungskatalog „Zeichen setzen“ an die Fraktionen im Abgeordnetenhaus heran, damit er Bestandteil der Koalitionsvereinbarung wird.

Was fordert der ADFC Berlin konkret für die Infrastruktur der Stadt?

Eva-Maria Scheel: Eine zentrale Forderung von uns ist der Umbau von großen Kreuzungen. Diese müssen fahrradgerecht und sicher werden, sie sind Unfallschwerpunkte für Radfahrer. Der ADFC fordert sichere Radverkehrsanlagen an Hauptstraßen. Das können Radspuren sein, damit der Fahrradfahrer vom Autofahrer gesehen wird – wenn sie denn nicht zugeparkt werden! Separierte, breite Radwege wie etwa in Kopenhagen wären eine tolle Alternative. Aber das muss ortsabhängig geplant und individuell entschieden werden. Die Infrastruktur muss den Anforderungen des stetig wachsenden Radverkehrsanteils in der Stadt angepasst werden.

Was muss die Politik jetzt tun?

Eva-Maria Scheel: Das Fahrrad ist der Schlüssel für eine nachhaltige Mobilität und eine lebenswerte Stadt. Die neue Koalition muss die Weichen stellen und die Verkehrswende wollen. Um Berlin fahrradfreundlicher zu machen, benötigen wir mehr Personal in der Senatsverwaltung und in jedem Bezirksamt mindestens eine Ingenieursstelle. Und wir brauchen einen wesentlich höheren Etat! Wir fordern 40 Millionen Euro pro Jahr für Infrastruktur und Sanierung. Im Moment sind es nur 6,5 Millionen Euro.

Wie viele Mitglieder hat der ADFC Berlin und wie kann man sich engagieren?

Eva-Maria Scheel: Der ADFC Berlin hat mehr als 14.000 Mitglieder und rund 200 Ehrenamtliche, die sich auf vielfältige Weise engagieren. Das reicht von der Arbeit in den Stadtteilgruppen, über die Mitarbeit im Vorstand bis hin zur Mitwirkung in unserer Selbsthilfewerkstatt. Aber auch punktuelles Engagement ist möglich, etwa als Ordner bei Stern-, Kreis oder Lichterfahrten. Mitglied werden kann man über unsere Webseite adfc-berlin.de. Infos zum Gesetz gibt es auf volksentscheid-fahrrad.de.

Autor:

Stefanie Roloff aus Friedenau

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

3 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 243× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 211× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 127× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 237× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.569× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.