Projekt ohne Alternativen? Bebauungspläne am Ex-Dolgensee-Center liegen aus

Auf dem Grundstück an der Dolgenseestraße 8 und 11 will der Investor OIB Projekt 690 Wohnungen bauen. Die Anwohner finden das zu viel. | Foto: Berit Müller
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Friedrichsfelde. Ob an der Sewan-, Dolgensee- oder Volkradstraße - im Friedrichsfelder Kiez herrscht derzeit reges Baugeschehen. Für ein viel kritisiertes Vorhaben liegt jetzt der Bebauungsplanentwurf aus. Es geht um das Grundstück des ehemaligen Dolgensee-Centers.

Clubgaststätte, Kaufhalle, Dienstleistungswürfel – fertig ist das Nahversorgungszentrum. Nach diesem Schema und in nahezu identischer Bauweise entstanden in den 1970er- und 80er-Jahren vor allem in den Neubauvierteln der DDR unzählige Kiezzentren. So auch in der Dolgenseestraße. Inzwischen sind die meisten Einheitsensembles entweder ersatzlos verschwunden oder moderneren Einkaufs- und Dienstleistungstempeln gewichen. Nun sind auch die Tage des Dolgensee-Centers gezählt. Nach 20 Jahren des Stillstands hat mit dem Abriss der Kaufhalle im Friedrichsfelder Kiez der sichtbare Wandel begonnen.

Auf dem rund 20 000 Quadratmeter großen Areal des einstigen Nahversorgungszentrums will der Investor OIB Projekt 23 GmbH & Co KG bauen. Der Eigentümer der Grundstücke Dolgenseestraße 8, 8A, 11, 11A sowie der südlich und westlich angrenzenden Flurstücke plant dort zwei Zehngeschosser mit insgesamt 690 Wohnungen. Im Erdgeschoss des südlicheren Riegels sind Räume für Einzelhandel, Gastronomie, Arztpraxen und Dienstleister vorgesehen. Parkplätze, eine Kita, ein neues Domizil für die Jugendfreizeitstätte „Betonoase“ und begrünte Außenbereiche komplettieren die Pläne.

Doch das Großvorhaben stieß förmlich mit Bekanntwerden auf eine Menge Kritik, vor allem in der Nachbarschaft. Zu viel, zu hoch, zu dicht sei die beabsichtigte Bebauung - so der Tenor. Die Stadträtin für Stadtentwicklung Birgit Monteiro (SPD) hatte daher im vergangenen Jahr einen Runden Tisch einberufen, an dem der Investor OIB Projekt, Anwohner, Bezirksverordnete und das Bezirksamt nach Kompromissen suchten. In mehreren Sitzungen diskutierten die Teilnehmer über alternative Bauformen.

Eine Lösung fanden sie nicht. So lehnte der Investor den Wunsch nach einer gestaffelten – quasi pyramidenförmigen – Architektur der Wohnhäuser mit dem Verweis „nicht wirtschaftlich“ ab. Die Gebäude jeweils um ein Stockwerk zu reduzieren, hätte das Projekt um mehr als 100 Wohnungen geschrumpft. Auch keine Option. Und die Blöcke zu „verrücken“ hätte dem einen Anwohner vielleicht mehr Licht, dem anderen aber mehr Schatten gebracht.

So einigte sich der Runde Tisch schließlich nur auf eine Stellungnahme, die alle Konsens- und Dissens-Punkte enthielt. Das Papier ging zur Kenntnis an die Bezirksverordnetenversammlung. Die entscheidet darüber, ob der Bebauungsplan 11-120VE beschlossen oder abgewiesen wird. Das Votum bildet die rechtliche Grundlage für das Projekt in der Dolgenseestraße, das im kommenden Jahr starten soll.

Die Zeichen für den Investor stehen trotz aller Vorbehalte nicht schlecht. „Wir haben natürlich Verständnis für die Sorgen der Anwohner“, sagt Norman Wolf, Fraktionsvorsitzender der Linken. „Aber in der Abwägung kommt man zum Ergebnis, dass die am Runden Tisch diskutierten Alternativen deutlich weniger Wohnungen oder eine kleinere Passage bedeuten.“

Ausgelegt und einzusehen ist der Bebauungsplan-Entwurf inklusive aller Gutachten, Begründungen, Studien bis einschließlich Freitag, 17. November, im Fachbereich Stadtplanung, Alt-Friedrichsfelde 60, Haus 2, Raum 2.1210A. Wer sich von den Mitarbeitern des Fachbereichs Ziele, Zwecke und Auswirkungen erläutern lässt, kann eine Stellungnahme zum Vorhaben abgeben. Zeit: montags bis mittwochs von 8 bis 16 Uhr, donnerstags von 8 bis 18 Uhr und freitags von 8 bis 13 Uhr sowie nach telefonischer Vereinbarung. Infos gibt es unter  902 96 64 63. bm

Die Pläne stehen auch im Internet unter http://asurl.de/13hg

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

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