Die Neubaupläne der WBM sorgen für Unruhe

Kommen die Neubauten wird auch dieser Spielplatz in einem Wohnkarree an der Palisadenstraße verschwinden. Das befürchten zumindest viele Anwohner. | Foto: Frey
  • Kommen die Neubauten wird auch dieser Spielplatz in einem Wohnkarree an der Palisadenstraße verschwinden. Das befürchten zumindest viele Anwohner.
  • Foto: Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Friedrichshain. Der Bezirk wird, laut Prognosen, in den nächsten zehn Jahren um rund 16.000 Einwohner wachsen. Weitere Wohnungen sowie Ausbau im bisherigen Bestand müssen deshalb her.

Die Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) plant in den kommenden Jahren Neubauten auf 22 Grundstücken im westlichen Friedrichshain. Dort sollen bis zu zehngeschossige Hochhäuser, jedes mit ungefähr 38 Wohnungen, entstehen.

"Nachverdichtung" nennt die WBM dieses Vorhaben. Es betrifft zum Beispiel Flächen rund um die Kraut- oder die Koppenstraße oder im nördlichen Bereich der Karl-Marx-Allee.

Vorgestellt wurden die Pläne zum ersten Mal im November 2014 im Stadtplanungsausschuss. Schon als die Berliner Woche damals darüber berichtete, reagierten die ersten Mieter aufgeschreckt. Inzwischen hat sich der Protest formiert.

"Das ist nicht hinnehmbar", sagt Hans-Joachim Trappen, Mitglied des Mieterbeirats. Nach seiner Meinung habe die Nachverdichtung nicht nur Auswirkungen auf die Wohnqualität, sondern schädige außerdem das Klima. "Wenn es jetzt heißt, für die dafür benötigten Grundstücke gibt es Ersatzflächen, dann frage ich mich, warum nicht gleich auf denen gebaut wird?"

Auch in der Bezirkspolitik schlägt das Thema Wellen. Dort geht es vor allem darum, bestimmte Anliegen durchzusetzen. Ein inzwischen gemeinsamer Antrag von Linken, SPD und Bündnis90/Grüne listet zahlreiche Kriterien auf, die bei den Neubauplänen berücksichtigt werden sollen. Dazu gehören unter anderem Wohnungen für Familien, Senioren oder Behinderte sowie ein Ausgleich für verlorene Spiel-, Grün- oder Parkplätze. Auch die Anpassung der sozialen Infrastruktur müsse berücksichtigt werden.

Das Herzstück ist aber die Forderung, dass zwei Drittel der neuen Wohnungen im preiswerten Segment angeboten werden sollen. Bei diesem Vorstoß fiel WBM-Geschäftsführer Lars Ernst bei der Sitzung des Stadtplanungsausschuss am 3. Juni fast vom Stuhl. "Bei privaten Investoren ist von so einem hohen Anteil keine Rede", merkte er an. Replik aus dem Ausschuss: Dort gebe es auch weniger Einflussmöglichkeiten, als bei einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft.

Ein weiteres Anliegen ist eine umfassende Bürgerbeteiligung. Gerade an den zunächst nur spärlichen Informationen hat sich der Protest als erstes entzündet.

Ein weiteres Einbeziehen mache erst Sinn, wenn das Vorhaben konkret werde, argumentierte die WBM. Bisher handle es sich lediglich um einen Masterplan, der so auch nicht unbedingt eins zu eins umgesetzt werde. Aber selbstverständlich werde es eine Bürgerbeteiligung geben. Auch mit den Mieterbeiräten fänden Gespräche statt und vorgesehen seien bisher verschiedene Veranstaltungen in den einzelnen Quartieren. Zumal die Umsetzung an einigen Stellen schon ziemlich konkret wird. Das betrifft vor allem die nördlichen Krautstraße, für die es bereits einen positiven Bauvorbescheid gibt. Hier soll die Planung im Sommer beginnen.

Für die südliche Koppenstraße wird derzeit eine Bauvoranfrage vorbereitet. In diesem Bereich geht es auch deshalb so schnell, weil hier der Paragraph 34 Baugesetzbuch zum Tragen kommt. Er besagt, dass Neubauten ohne Bebauungsplan genehmigt werden müssen, wenn sie sich am umliegenden Bestand des Quartiers orientieren. Auch nach Ansicht von Baustadtrat Hans Panhoff (B90/Grüne) ist das an dieser Stelle gegeben.

Anders sieht es bei vielen ebenfalls für eine Nachverdichtung vorgesehenen Flächen nördlich der Karl-Marx-Allee aus. Hier ist ein städtebaulicher Wettbewerb vorgesehen. Gerade in dieser Gegend ist der Protest der Mieter besonders groß.

Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 101× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 541× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 504× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 457× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 480× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.