Der Bauch von Berlin: Mit Stadtgänger Bernd S. Meyer zum Forckenbeckplatz

20. August 2016
11:00 Uhr
Forckenbeckplatz, 10249 Berlin
Der Forckenbeckplatz wandelte sich zu einem Quartiersplatz, den Friedrichshainer wie Lichtenberger lieben. Am Eingang Bänschstraße wird die Plastik „Junges Paar“ des Berliners Erwin Damerow schon mal mit Pappkrönchen veredelt. Ringsum wohnen wohl lustige Leute... | Foto: BSM
  • Der Forckenbeckplatz wandelte sich zu einem Quartiersplatz, den Friedrichshainer wie Lichtenberger lieben. Am Eingang Bänschstraße wird die Plastik „Junges Paar“ des Berliners Erwin Damerow schon mal mit Pappkrönchen veredelt. Ringsum wohnen wohl lustige Leute...
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Friedrichshain. Einst begann an der Treppe Storkower Straße in Lichtenberg eine Überführung, die zum Ringbahnhof, dann über das Schlachthofgelände in Prenzlauer Berg lief und bis Eldenaer Straße in Friedrichshain reichte. Es war die längste Fußgängerbrücke Europas: 500 Meter durch eine gruslig-trübe blecherne Röhre, wie im Krimi.

Der TV-Polizeiruf 110 hatte sie lange im Vorspann, bis zum Abriss des Originals. Ein verbliebenes Brücken-Zehntel über Ringbahn und neue Straße wurde saniert und bekam Aufzüge. Die Straße parallel der Bahn heißt nach Stadtrat Hermann Blankenstein, dem Schlachthof-Erbauer. Mitarbeiter August Lindemann wurde mit jener Straße geehrt, die nun ebenerdig zur Eldenaer, zum Forckenbeckplatz führt. Auch dieser Platz hat mit dem alten Schlachthof zu tun.

Namensgeber Max von Forckenbeck, damals Berlins Oberbürgermeister, kaufte 1876 knapp 40 Hektar Ackerflächen von Lichtenberg. Die Stadt baute Ställe für 1000 Rinder, Hallen für Hammel-, Schweine- und Rinderauktionen im Stil des Klassizismus’ der späten Schinkelschule, Klinker und Gusseisen. „Zentralviehhof“ hieß der Teil für das per Bahn angelieferte Lebendvieh. Hinter einer Mauer lagen Schlachthäuser und Verarbeitungsbetriebe. Fortan war hier von Schlachthygiene die Rede, von Kaldaunenwäsche, Darmschleimerei, Albuminfabrik und Fleisch-Großmarkthalle.

1976 ist der Schlachtbetrieb beendet worden. In den 90ern hätte das Gelände dann fast olympische Weihen erhalten. Als das nicht klappte, wurde das 50-Hektar-Areal vom Senat zum Stadtviertel in Pankow umgeplant. Wohnen, Handel und Wandel inmitten eines riesigen industriellen Denkmals mit Abriss, Um- und Neubau. So kam es auch, daß der Forckenbeckplatz einen Hermann-Blankenstein-Park als neuen Nachbarn erhielt. Ein Nachbar nicht nur mit Grün-Perspektive, sondern auch einer, den mittendrin und ringsherum denkmalgeschützte Hinterlassenschaften nach Maßgabe des einstigen Schlachtzwanggesetzes zieren. Aus dem „Bauch von Berlin“ wächst ein Zukunftsort. BSM

Die Führung mit Bernd S. Meyer, dem Mann mit der Leiter, beginnt am 20. August 11 Uhr. Treff ist am Brückenabgang August-Lindemann-Straße, S-Bahnhof Storkower Straße (S41 und S42, S8, S85 und S9). Die Führung ist für Leser der Berliner Woche kostenlos. Allerdings ist eine Anmeldung erforderlich: am Freitag, 19. August, von 10 bis 12 Uhr anrufen unter  887 27 74 14.
Autor:

Manuela Frey aus Charlottenburg

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