Martin Wiebels Wiedergutmachung: Zweitägiges Fassbinder-Event in der Zwingli-Kirche

1. April 2017
Zwingli-Kirche, 10245 Berlin
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31. März 2017
1. April 2017

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Gottfried John und Hanna Schygulla waren zwei der Hauptdarsteller der Serie "Acht Stunden sind kein Tag" und sind jetzt noch einmal zu sehen. | Foto: Rainer Werner Fassbinder Foundation
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  • Gottfried John und Hanna Schygulla waren zwei der Hauptdarsteller der Serie "Acht Stunden sind kein Tag" und sind jetzt noch einmal zu sehen.
  • Foto: Rainer Werner Fassbinder Foundation
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Friedrichshain. Fernsehserien, bei denen ganz "normale" Menschen im Mittelpunkt stehen, sind inzwischen keine Seltenheit mehr. Seine Geburtsstunde erlebte dieses Alltags-TV vor fast 45 Jahren.

Es begann 1972 mit dem Fünfteiler "Acht Stunden sind kein Tag" des Regisseurs Rainer Werner Fassbinder (1945-1982). Die Serie war im Arbeitermilieu angesiedelt und setzte sich mit dem Leben verschiedener Protagonisten auseinander. Neben Unterhaltung war damit, ganz im Stil der damaligen Zeit, auch eine gesellschaftliche Aussage verbunden. Der Titel "Acht Stunden sind kein Tag", der sich auf die Arbeitszeit bezieht, fand danach sogar Eingang in die Umgangssprache. Das Werk selbst wurde aber im Laufe der Jahre eher vergessen. Bei der vergangenen Berlinale gab es eine Wiederentdeckung der aufwendig restaurierten Serie. Sie wird am 31. März und 1. April einschließlich einer dazugehörigen Dokumentation erneut gezeigt und zwar in der Zwingli-Kirche am Rudolfplatz.

Dass der Fassbinder-Event dort stattfindet, ist Professor Martin Wiebel zu verdanken. Dem langjährigen Chef des Vereins KulturRaum Zwingli-Kirche gelang das nicht zuletzt wegen seines beruflichen Hintergrunds. Martin Wiebel war Redakteur, Produzent und Dramaturg und verantwortete in dieser Funktion viele bekannte Filme, von "Männerpension" bis "Hannah Arendt". Auch mit "Acht Stunden sind kein Tag" hatte er vor mehr als vier Jahrzehnten zu tun. Allerdings auf eine Weise, die er heute eher bedauert. Martin Wiebel arbeitete damals beim WDR in Köln, der die Serie produzierte, und gehörte dort zunächst zu ihren Kritikern. In der Debatte fielen Schlagworte wie "geschminkte Proleten".

Das ursprüngliche Urteil hat er längst revidiert. "Ich war halt noch jung", meint der 74-Jährige. Er sei auch nicht schuld daran gewesen, dass es keine Fortsetzung gegeben habe. Aber die beiden "Acht Stunden sind kein Tag"-Abende könnten als späte Wiedergutmachung gewertet werden.

Abgesehen von diesem persönlichen Bezug sorgt der Film-Event dafür, dass die Zwingli-Kirche und ihr Kulturverein wieder einmal mit einer sicher weit beachteten Veranstaltung auf sich aufmerksam machen. Denn seit sich der Professor vor zwei Jahren aus der aktiven Arbeit zurückzog, hat zumindest die öffentliche Wahrnehmung ziemlich abgenommen.

Für Fassbinder in Friedrichshain engagiert sich Martin Wiebel aber noch einmal und läuft zu Hochform auf, damit die beiden Veranstaltungen zu einem Ereignis werden. Immerhin handle es sich dabei um ein Stück Fernsehgeschichte, dessen rekonstruierte Fassung in Berlin zum ersten Mal nach der Premiere bei den Filmfestspielen gezeigt wird. Sie ist auch für nicht deutschsprechende Zuschauer geeignet, denn es gebe englische Untertitel, vergisst Martin Wiebel nicht zu erwähnen. tf

Die Aufführungen beginnen an beiden Tagen um 19 Uhr. Am Freitag, 31. März, werden die ersten beiden 90-minütigen Folgen sowie die dreiviertelstündige Dokumentation gezeigt. Am Sonnabend, 1. April, gibt es die Folgen drei bis fünf zu sehen, ebenfalls jeweils 90 Minuten lang. Der Eintritt pro Abend kostet zwölf Euro, für beide Termine 20 Euro. Karten sind über die Website www.kulturraum-zwinglikirche.de sowie, wenn noch vorhanden, an der Abendkasse erhältlich.
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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