"Das Leben Danach": Loveparade-Drama kommt ins TV!
BERLIN / KÖLN - Lange Zeit stand die Loveparade für ein buntes Treiben in der Hauptstadt. Unfassbar waren dann die Bilder vom 24. Juli 2010 aus Duisburg. 21 junge Menschen starben bei einer schrecklichen Massenpanik. Der WDR drehte sieben Jahre danach einen Film, der das Leiden der Opfer zeigt. Ein sehr trauriger Film.
Wie kann man Leid noch beschreiben, wenn sich reale Szenen aus den Nachrichten bereits in die Köpfe der Zuschauer gebrannt haben? Denn wir alle erinnern uns an die Massenpanik, bei der 21 Menschen in Duisburg zu Tode gequetscht wurden. 652 Besucher bei der Loveparade 2010 wurden zum Teil schwer verletzt. Die Überlebenden leiden noch heute. Und über dieses Leiden der Opfer, drehte der WDR einen beklemmenden Spielfilm. Die Erzählungen beruhen auf Berichte von Überlebenden, die bis heute nicht zurück in den Alltag finden können. Hinterbliebene Eltern, die ihre Kinder verloren; junge Menschen, die ihre Freunde sterben sahen.
Die Überlebenden sind die Kaputten
Antonia Schneider, gespielt von Jella Haase ("Fack ju, Göthe"), erzählt in diesem Film ihre Geschichte. Antonia fuhr am Tag der Loveparade nach Duisburg und wäre bei der Massenpanik beinahe zu Tode getrampelt worden. Die Macher des Films zeigen in Rückblenden und meist nur in schnellen Schnitten, wie sich Enge und Panik an diesem Tag anfühlten. Die kurzen Bilder der Loveparade - auch wenn sie nachgestellt wurden - sind so drastisch, dass der Zuschauer das Geschehen an diesem 24. Juli 2010 durchaus etwas überfordern kann. Das ist gewollt, damit der Betrachter die Angst der Opfer nachfühlen kann. Trotzdem bleibt die Katastrophe in Bildern - auch aus Respekt vor den Opfern - nicht Hauptbestandteil der Geschichte. In dem Film sagt Antonia über sich: "Die, die tot sind, das sind die Guten, um die alle trauern können. Und die, die überlebt haben, wir sind die Kaputten."
Jella Haase versteht das Trauma
Unverfälscht zeigt der Film, wie Überlebende vergessen wurden und ein normales Leben unmöglich für sie geworden ist. Da gibt es Szenen, wo Antonia aus dem Albtraum aufwacht oder weint. Der Kamera verweilt in diesen Momenten ohne Worte bei der Protagonistin. Man zeigt sehr authentisch die bittere Wahrheit: Sieben Jahre danach leidet Antonia an Depressionen, Angst- und Panikattacken. Sirenen lassen sie aufschrecken, pinke Farben machen ihr Angst, Technomusik wird sie nie mehr hören können und ihre Eltern wissen nicht mehr weiter mit ihr. Antonia ist innerlich kaputt! Schauspielerin Jella Haase sagte der BILD AM SONNTAG über ihre Arbeit zum Film: "Die Rolle hat mir geholfen, zu verstehen, was ein Trauma mit einem Menschen macht. Auch sieben Jahre danach."
"Das Leben Danach" - am Mittwoch, 27. September, um 20:15 Uhr in der ARD.
Hintergrundinfo: Die Loveparade fand zunächst als genehmigte Demonstration, später als private Veranstaltung von 1989 bis 2003 jährlich und auch noch einmal 2006 in Berlin statt. Vor allem im Berliner Stadtbezirk Friedrichshain waren Clubs wie das "Matrix" (Warschauer Brücke) Anlaufstelle vieler Raver nach der Parade. Im "Matrix" legte regelmäßig DJane Marusha auf. 2007, 2008 und 2010 fand die Loveparade im Ruhrgebiet statt, zuletzt in Duisburg. Nach dem schweren Unglück vom 24. Juli 2010 entschied man sich, die Loveparade nicht mehr zu veranstalten.
Autor:Marcel Adler aus Friedrichshain |
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