Etappensieg im Abwasserkampf: Ralf Steegs Spreespeicher wird von den Wasserbetrieben übernommen

Ralf Steeg auf seinem Ponton am Osthafen. Der darunter liegende Abwasserspeicher bleibt nach der Übernahme durch die Wasserbetriebe weiter im Einsatz. | Foto: Thomas Frey
2Bilder
  • Ralf Steeg auf seinem Ponton am Osthafen. Der darunter liegende Abwasserspeicher bleibt nach der Übernahme durch die Wasserbetriebe weiter im Einsatz.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Friedrichshain. Ja, natürlich sei er zufrieden, sagt Ralf Steeg. Aber es klingt nicht wie die pure Euphorie. Die stellt sich erst ein, als er von den Vorteilen seiner Anlage erzählt. Sie habe sich im regulären Betrieb nicht nur als voll funktionsfähig erwiesen, sondern sei außerdem noch kostengünstig.

Seine Anlage ist ein schwimmender Abwasserspeicher mit Namen Luritec/Spree2011 im Osthafen. Die war dort bisher als Pilotprojekt installiert und wird jetzt von den Berliner Wasserbetrieben übernommen. Ralf Steeg (54), Chef der Firma Luri.watersystems mit Sitz in der Köpenicker Straße hat damit ein wichtiges Etappenziel erreicht. Der Weg dahin war nicht immer einfach. Und er hat noch mehr Pläne, die für eine nahezu saubere Spree sorgen sollen.

Aber bleiben wir zunächst bei seinem ersten Speicher. Zu erkennen ist der an einem Ponton, der sich wenige Schritte vom Ufer entfernt befindet. Unter der künstlichen Insel liegt der Tank, der vor allem bei Starkregen ungeklärtes Abwasser aufnimmt und verhindert, dass es in den Fluss strömt. Dort bleibt das Abwasser, bis die Kanäle wieder frei sind und der Inhalt abgepumpt werden kann. Und mit zusätzlichen Reinigungsanlagen ausgerüstet kann der Speicher sogar zur einer dezentralen Kläranlage werden.

Steegs Konzept setzt bei den Einleitungen in den Fluss an. Dort fängt er die trübe Brühe ab. „Meine Anlagen funktionieren wie ein Lego-Baukasten“, erklärt er. Damit könne er sie dem jeweiligen Standort anpassen. Dafür nötig ist aber die Ponton-Oberfläche, unter der der Speicher eingeordnet wird.

Die Inseln könnten als Freizeit- und Erholungsraum genutzt werden, war seine Idee, die schon über den ersten Prototyp hinaus ging. Es könnten dort Blumen blühen, auch ein Cafébetrieb wäre möglich. Sie wären als Schiffsanlegestellen nutzbar.

Allerdings hatte Steeg mit reichlich Widerstand zu kämpfen. Der kam vor allem von der Hafengesellschaft Behala. Sie befürchtete anscheinend, dass eine Abwasseranlage ihre Verkaufsabsichten des direkt angrenzenden Grundstücks beeinträchtigen könnten. Nicht nur dieser Kleinkrieg ging Ralf Steeg an die Nerven. Er war ihm unverständlich, dass das Land Berlin gerne mit seiner Innovationskraft wirbt, auf der anderen Seite ihm aber landeseigene Betriebe oder auch die Verwaltung Steine in den Weg legten.

Auch die Haltung der Berliner Wasserbetriebe war teilweise ambivalent. Auf der einen Seite unterstützten sie, ebenso wie das Bundesforschungsministerium oder die Technische Universität Berlin, das Pilotprojekt, andererseits gab es auch dort eine gewisse Zurückhaltung. Allerdings sei der Steeg-Speicher mit einer Kapazität von 470 Kubikmetern nicht der „große Bringer“ im Gesamtnetz der Wasserbetriebe. Als Kaufpreis kann Ralf Steeg mit einer Summe um die 1,6 Millionen Euro rechnen. Von dem Geld bleibe ihm aber nichts, beteuert er. Mit der einen Hälfte müsste er Fördermittel zurückbezahlen, die andere Hälfte gehe für Kredite drauf.

Aber mit der Luritec/Spree2011 hat er sein erstes Baby in Berlin erfolgreich zum Laufen oder besser zum Schwimmen gebracht. Und vielleicht kommt er damit auch seiner Gesamtidee jetzt ein Stück näher.

Zwischen dem Allianz-Tower an der Elsenbrücke und der Mühlendammschleuse in Mitte gebe es 14 Einlaufstellen in die Spree. Am liebsten würde er dort überall das Abwasser auffangen. Er könne Tanks in verschiedenen Größen liefern und die Pontons auch direkt in die Uferlandschaft integrieren. Was auf ihnen passieren soll, dazu würde er gerne die Bevölkerung befragen.

Nach seinen bisherigen Erfahrungen rechnet Ralf Steeg aber nicht damit, dass sich solche Vorstellungen schnell umsetzen lassen. Eher handle es sich dabei um ein Langzeitprojekt. tf

Ralf Steeg auf seinem Ponton am Osthafen. Der darunter liegende Abwasserspeicher bleibt nach der Übernahme durch die Wasserbetriebe weiter im Einsatz. | Foto: Thomas Frey
Die Insel vom Ufer aus gesehen. | Foto: Luri.watersystems
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 133× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 123× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 197× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 581× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.