Plötzlich hatte ich keine Heimat: Klaus Bürgel wohnt in Stralau und liebt Berlin

Klaus Bürgel freut sich immer, "seinen Fernsehturm" zu sehen, wenn er von einer Reise wieder nach Berlin zurückkehrt. | Foto: Christian Hahn
  • Klaus Bürgel freut sich immer, "seinen Fernsehturm" zu sehen, wenn er von einer Reise wieder nach Berlin zurückkehrt.
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Friedrichshain. Früher war die DDR meine Heimat. Ich will sie nicht als was ganz Tolles glorifizieren. Wir haben vieles bemängelt, oft gemeckert, gehofft, dass es wohl nach dem nächsten Parteitag besser werden könnte.

Aber man kannte sich aus. Ich wusste, mit wem ich mich anlegen konnte und mit wem besser nicht. Wir hatten gute Freunde und wir halfen uns gegenseitig. Wir hatten Vertrauen zueinander und es wurde nie enttäuscht. Es gab Abende am Lagerfeuer mit singen und Gegrilltem, es gab kritische Theaterstücke und tolle Gedichte ...

Dann wurden wir Bundesbürger. Adresse, Telefonnummer, Autokennzeichen – alles wurde geändert. Das Grundstück war nicht mehr sicher, der Arbeitsplatz auch nicht. Steuererklärung muss sein und vielleicht kann man ihrgendwo Zuschüsse bekommen oder auch nicht. Das Leben war nicht schlecht, wir sind verreist wie die Weltmeister. Das war super. Aber ich hatte keine Heimat mehr.

Vor einigen Jahren verkauften wir unser Grundstück und nun leben wir in Berlin. Ich musste erkennen, dass Menschen aus der alten Bundesrepublik und DDR-Bürger sehr unterschiedliche Empfindungen zu Berlin haben.

Für Westdeutsche ist Westberlin immer noch ein schwieriger Teil der Vergangenheit. Wie eingemauert die Menschen dort waren, empfinde ich immer noch als furchtbar. Freilich konnten sie in die „Freiheit“ reisen. Aber wer ein Arbeitsverhältnis hatte, dem blieb dafür auch nur wenig Zeit.

Für DDR-Bürger war es schon üblich, dass man nach Berlin fuhr um 1. einzukaufen (und man kündigte das auch den Kollegen an, man würde das eine oder andere mitbringen), um 2. Kultur zu genießen und um 3. ein wenig Weltstadtflair zu inhalieren. Wir sind jetzt in Ost- und Westberlin unterwegs und lieben es. Hier kenne ich mich aus. Meist sind mehr Ausländer unterwegs als Deutsche – macht aber nix, die haben auch an jeder Seite nur ein Ohr, genau wie wir. Und immerzu gibt es Neues: eine Bar, ein Biergarten, Wohnblocks, ein Spielplatz ...

Es bleibt interessant, unterwegs zu sein. Wir verreisen immer noch gern, aber wenn es wieder zurückgeht, freue ich mich, "meinen Fernsehturm" zu sehen. Dann weiß ich, ich bin wieder zu Hause. Klaus Bürgel

Die Beiträge zu anderen „Heimatgeschichten“ von unseren Lesern und Reportern finden Sie hier.
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Lokalredaktion aus Mitte

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