Hans Panhoff: Zwischen Enttäuschung und Erleichterung

Hans Panhoff (rechts) war als Stadtrat für die Bereiche Stadtentwicklung, Mieten, Naturschutz und Grünflächen zuständig. Dazu zählte auch die Unterzeichnung eines Pilotprojekts der Berliner Wasserbetriebe, die ab 2017 die Verantwortung für den Brunnenbetrieb im Bezirk übernehmen. Mit dabei der damalige Stadtentwicklungs- und heutige Innensenator Andreas Geisel (SPD, Mitte) und Wasserbetriebe-Vorstand Jörg Simon. | Foto: Thomas Frey
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  • Hans Panhoff (rechts) war als Stadtrat für die Bereiche Stadtentwicklung, Mieten, Naturschutz und Grünflächen zuständig. Dazu zählte auch die Unterzeichnung eines Pilotprojekts der Berliner Wasserbetriebe, die ab 2017 die Verantwortung für den Brunnenbetrieb im Bezirk übernehmen. Mit dabei der damalige Stadtentwicklungs- und heutige Innensenator Andreas Geisel (SPD, Mitte) und Wasserbetriebe-Vorstand Jörg Simon.
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Friedrichshain-Kreuzberg. Als "gefasst" würde er seine Stimmungslage beschreiben, sagt Hans Panhoff Ende November. Einige Tage zuvor hatte der bisherige Grüne Baustadtrat seiner Fraktion mitgeteilt, dass er für einen Posten im Bezirksamt nicht mehr zur Verfügung steht.

Mit diesem Schritt setzte er monatelangen Gerüchten über seine politische Zukunft ein Ende. Ausschlaggebend dafür sei mangelnder Rückhalt seiner Parteifreunde gewesen, sagt er. Das habe Enttäuschungen hinterlassen. Gleichzeitig zeigt er sich erleichtert, jetzt eine Entscheidung getroffen zu haben.

Inzwischen ist Hans Panhoff nicht mehr im Amt. Sein Nachfolger Florian Schmidt wurde am 15. Dezember gewählt. Die Grünen setzen darauf, dass er bei Bürgerprotesten eine andere Herangehensweise zeigt und Beteiligungsverfahren frühzeitiger und nachvollziehbarer organisiert. Solche Hoffnungen weisen darauf hin, wie sehr sein Vorgänger in den vergangenen Jahren im Fokus der Bezirkspolitik stand. Der Verantwortungsbereich Stadtentwicklung, Mieten, Naturschutz und Grünflächen war und ist das bevorzugte Schlachtfeld vieler Auseinandersetzungen. Das gilt gerade in Zeiten von Wohnungsnot, Verdrängung, Kämpfen gegen Neubauten. Investoren auf der einen, aufgebrachte Bürger auf der anderen Seite und dazwischen ein Stadtplanungsausschuss, in dem es an Alphatieren ebenfalls nicht mangelte, sorgten für eine schwierige Gemengelage.

Knackpunkt: Gerhard-Hauptmann-Schule

Von außen betrachtet waren es aber nicht nur solche Kämpfe, die einen Knackpunkt in der Amtszeit von Hans Panhoff bedeutet haben, sondern sein Verhalten auf dem Höhepunkt der Eskalation um die Gerhart-Hauptmann-Schule. Als im Juni 2014 ein Großteil der damals mehr als 200 Bewohner das Gebäude freiwillig räumte, zwei Dutzend von ihnen das aber verweigerten und drohten, sich vom Dach zu stürzen, stellte Panhoff ein Räumungsersuchen bei der Polizei. Dazu ist es dann nicht gekommen, weil weitere Verhandlungen mit den Besetzern ihnen erst einmal ein Bleiberecht zusicherten. Aber Panhoffs Vorstoß machte ihn gerade bei vielen Grünen in Friedrichshain-Kreuzberg zu einer persona non grata.

Hans Panhoff will diese Ereignisse heute nicht mehr allzu hoch hängen. Ihm wäre es vor allem darum gegangen, Bewegung in die festgefahrene Situation zu bringen, erinnert er sich. Das sei gelungen. Aber ja, diese Tage hätten Spuren hinterlassen. "Ich werde die Namen der Leute nicht nennen, die mich schon zuvor aufgefordert haben, die Schule räumen zu lassen". Und auch das noch: "Ich habe mich nicht weggeduckt, wie andere Kollegen im Bezirksamt."

Nach diesen turbulenten Wochen musste er einen Abwahlantrag in der BVV überstehen, Anfang 2016 eine Missbilligung, weil ein Bauvorbescheid für das ehemalige Yaam-Grundstück am Ostbahnhof nicht den Weg in den Ausschuss gefunden hatte. "Hier ist ein Fehler passiert, für den ich mich entschuldigt habe. Aber das wollte kaum einer hören."

Im Nahkapf

Gerne offensiv, nicht selten emotional, manchmal auch persönlich angefasst war der Stadtrat gerade nach dem Sommer 2014 häufig unterwegs. Dass er dabei nicht immer abgeklärt aufgetreten sei, klingt in der Nachbetrachtung an. Aber dafür war Hans Panhoff nicht der Typ. Anders als sein Vorgänger, der ehemalige Bürgermeister Franz Schulz, der Angriffe so lange an sich abperlen ließ, bis sich die Kontrahenten müde argumentiert hatten, ging der 59-Jährige gerne sofort in den Nahkampf. Solche Direktheit war manchmal anstrengend, oft unnötig und bewirkte eher noch größeren Aufruhr. "Wenn es irgendwo Ärger gab, war es meist der böse Panhoff", wird das von ihm sarkastisch kommentiert. Aber letztendlich gehe es weniger darum, Partikularinteressen zu befriedigen, sondern den gesamten Bezirk im Blick zu behalten. Aber wie das definiert wird, dazu gab es häufig unterschiedliche Sichtweisen. Das verursachte Konflikte.

Der Stadtrat a.D. streicht heraus, was er als Erfolg verbucht. Der Kampf für das Vorkaufsrecht in Milieuschutzgebieten zum Beispiel. Oder das Konzept für den Görlitzer Park. Und selbst manche strittigen Themen, wie etwa den Umbau des Fraenkelufers, kann er nach dem gescheiterten Bürgerentscheid der Gegner am Ende auf der Habenseite verbuchen.

Näher an Hans Panhoff heranzukommen war während der sechs Jahre seiner Amtszeit selten möglich. Fragen, die seinen Bereich betrafen wurden meist kurzfristig und konkret beantwortet. Aber fast immer war das mit der Einführung verbunden: "Machen Sie schnell, ich habe wenig Zeit." Erst nach seinem angekündigten Rückzug gab er sich entspannter und war weniger von der sonst so typischen Eile getrieben. Aber allzu Persönliches wurde abgeblockt. Wen habe das zu interessieren? Immerhin verriet Hans Panhoff, dass er künftig gerne beratend oder konzeptionell tätig werden würde. Sich um ein Projekt länger kümmern zu können, statt den Schreibtisch voll von Aufgaben und Entscheidungen zu haben, steht wohl dahinter.

Wie seine Arbeit im Nachklang betrachtet wird, hängt auch vom Agieren seines Nachfolgers ab. Die Erwartungen reichen von wahren Wunderdingen bis zur Einschätzung, dass jeder in dieser Funktion nur mit Wasser koche. "Vielleicht werden wir uns eines Tages noch nach Hans Panhoff zurücksehnen" - auch diese Stimmen gibt es. tf

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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