Die East Side Gallery und was aus ihr werden soll

Mini East Side Gallery: Ein von der Initiative "Monument to Joy" gestaltetes Mauerstück. | Foto: Thomas Frey
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Friedrichshain. Sie ist 1,3 Kilometer lang und einer der größten Publikumsmagnete in Berlin. Gleichzeitig ist die East Side Gallery in den vergangenen Jahren gerade von offizieller Seite oft stiefmütterlich behandelt worden.

Das soll sich in Zukunft ändern. Deutlich wurde das zuletzt bei einem Anhörung am 13. Oktober, zu dem der Bezirk ins Friedrichshain-Kreuzberg Museum in der Adalbertstraße eingeladen hatte. Dort zeigte sich, dass die Vorstellungen sehr weit auseinander gehen.

Das erhaltene Stück Mauerstreifen an der Mühlenstraße erinnert an die Zeit der Teilung Berlins. Dass der Betonwall nicht wie sonst fast überall in Berlin nach der Wiedervereinigung abgerissen wurde, war zahlreichen Künstlern zu verdanken, die ihn Anfang 1990 bemalt hatten. Das sorgte für seinen Bestand, Besucherinteresse und letzten Endes für die Einordnung als Denkmal.

Die internationale Aufmerksamkeit stehe aber im krassen Gegensatz zu seiner bisherigen Wahrnehmung bei den Verantwortlichen in Berlin, so die mehrfach geäußerte Klage. Die Bilder verfielen, wurden 2009 mit Hilfe von Bundesmitteln neu aufgetragen. Bauliche Veränderungen, etwa eine Art Gartenzaun entlang der Mühlenstraße, können deshalb nur ein Aspekt eines künftigen Konzepts sein.

Dazu kommt das Problem der bereits existierenden oder geplanten Neubauten. Das Hochhaus "Living Levels" ist dafür der markanteste Ausdruck. Ein weiterer Gebäuderiegel auf dem Nachbargrundstück soll folgen. Die Genehmigung für den Hochhausbau sorgte 2013 für einen Proteststurm, in dessen Folge immerhin deutlich wurde, dass es ein unkoordiniertes "Weiter so" nicht mehr geben sollte.

Aber wie fortfahren? Da ist zum Beispiel der Vorstoß des Grünen-Bezirksverordneten und Kulturausschussvorsitzenden Werner Heck, der beim Hearing als Moderator fungierte. Er möchte, dass die East Side Gallery in die Weltkulturerbeliste aufgenommen wird.

Das Land Berlin, vertreten durch Gerry Woop (Linke), Staatssekretär für Denkmalschutz und Europa in der Senatskulturverwaltung, verfolgt primär ein anderes Ziel. Die East Side Gallery soll Teil der Stiftung Berliner Mauer werden. Dadurch wäre zwar für ihren Unterhalt gesorgt. Auf der anderen Seite machte Geschäftsführer Axel Klausmeier aber deutlich, dass die Stiftung dann auch das Sagen habe. Prämissen wären dabei die Vorgaben als Ort der Teilung und die Kunstaktion von 1990. Alle weiteren Aktivitäten wären nur in engem Rahmen möglich. Schon deshalb gibt es Widerstand gegen die Stiftungsidee.

Es existieren zahlreiche Personen, Gruppen oder Vereinigungen, die dort ebenfalls ihre Ideen verwirklichen wollen. Die meisten von ihnen rufen auch bei Kani Alavi Argwohn hervor. Er steht für die Vereinigung East Side Gallery, in der viele, aber nicht alle der ursprünglichen Künstler vertreten sind. Sie war in den vergangenen Jahren die lauteste und Stimme für den Erhalt.

Andere, wie Christine MacLean, die vor 28 Jahren das Bemalen des Betonwalls organisiert hat, stehen wiederum in Distanz zu Alavis Verein. Christine McLean sympathisiert mehr mit der Initiative "Monument to Joy", die zahlreiche Aktionen oder Installationen an diesem "Ort der Freude" propagiert. Dazu gibt es weitere Interessenten, die ebenfalls hoffen, dort noch Fuß zu fassen. Etwa das Asisi-Mauerpanorama, das über kurz oder lang von seinem bisherigen Platz am Checkpoint Charlie weichen muss.

Neue Bauprojekte konterkarieren so ziemlich alles, was hier angedacht ist. Zumindest darüber ließ sich ein Konsens herstellen. Sie zu verhindern wird aber schwierig, zumal sie teilweise schon geplant sind. All das hinterließ am Ende ein Gefühl von Unzufriedenheit, von dem auch Kulturstadträtin Clara Herrmann (Bündnis90/Grüne) in ihrem Schlusswort sprach. Dabei wird es zumindest nicht mehr passieren, dass die East Side Gallery mehr oder weniger ihrem Schicksal überlassen bleibt. tf

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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