Wie lange kann ich mir meine Wohnung noch leisten?

Mitglieder des Protestcamps von Kotti & Co. am Kottbusser Tor. | Foto: Frey
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Friedrichshain-Kreuzberg. In der Palisadenstraße kämpfen Senioren gegen steigende Mieten und Verdrängung. Am Kottbusser Tor haben Bewohner seit Pfingsten ein Protestcamp eingerichtet. In der Lausitzer Straße verhinderten Anfang November rund 150 Menschen eine angekündigte Zwangsräumung.

Nur drei Beispiele wie das Thema Mieten derzeit weite Teile der Bevölkerung beschäftigt und aufwühlt. Gerade in Friedrichshain-Kreuzberg werden immer teurere Wohnungen zu einem Problem.Nach den jüngsten Zahlen des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) sind die Mieten allein innerhalb des vergangenen Jahres durchschnittlich um acht Prozent gestiegen. Binnen fünf Jahren sind sie um etwa 20 Prozent teurer geworden. Zieht ein Mieter neu in eine Wohnung ein, kommt es sogar vor, dass er 40 Prozent mehr zahlen muss, als der Vormieter. Bei den Wohnungskosten gehört der Bezirk inzwischen zur Spitzengruppe in Berlin. Durchschnittlich 5,97 Euro kostet die Nettokaltmiete pro Quadratmeter. Nur in Steglitz-Zehlendorf (6,00 Euro) und Charlottenburg-Wilmersdorf (6,27 Euro) muss noch mehr bezahlt werden. Dabei berücksichtigen diese Angaben nur die Kosten der BBU-Mitgliedsunternehmen, zu denen vor allem viele Wohnungsbaugesellschaften gehören.

Bei anderen Anbietern sind im Bezirk mittlerweile Kosten von mehr als sieben Euro keine Seltenheit. In einigen Fällen, vor allem bei sogenannten Luxusappartements werden sogar zweistellige Beträge verlangt. Ähnlich gestiegen sind inzwischen auch die Preise für die immer zahlreicher werdenden Eigentumswohnungen. Berlin galt lange als Dorado für billige Mieten. Selbst jetzt liegen die Quadratmeterpreise noch unter denen vieler anderer deutscher Großstädte. Spekulanten, aber nicht nur die, sehen hier eine gute Geldanlage. Auch die derzeitige Eurokrise erweist sich als Kostenbeschleuniger. Aus Angst vor einer möglichen Inflation legen immer mehr Menschen ihr Geld in Immobilien, sogenanntem "Betongold" an. Dieser erhöhten Nachfrage steht bisher nur ein begrenztes Angebot gegenüber. Denn in den vergangenen Jahren war vor allem die ehemalige Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) überzeugt, es gebe in der Stadt genügend leer stehende Wohnungen.

Zu wenig Wohnungen

Eine Ansicht, die schon damals, vor allem für die Innenstadtbezirke nicht mehr galt. Erst seit einem Jahr steuert die neue rot-schwarze Landesregierung dagegen und will jetzt bis 2016 rund 30 000 neue Wohnungen bauen. Aber auch diese Zahl werde nach Ansicht von Experten den Mehrbedarf nicht decken.

Die steigenden Mieten werden für viele Menschen in Friedrichshain-Kreuzberg unerschwinglich. Ihnen bleibt oft nur der Umzug in ein derzeit günstigeres Quartier vor allem in den den Außenbezirken. Damit kam eine Verdrängung in Gang, gegen die sich jetzt vor allem der Widerstand artikuliert. Etwa im Kotti-Camp, dessen Aktivisten eine Deckelung ihrer Mieten auf rund fünf Euro verlangen.

Oder in der Palisadenstraße, wo sich die Senioren gegen eine zunächst angekündigte Erhöhung auf das Doppelte zur Wehr setzten. Mit einem ersten Erfolg, denn statt von sechs auf zwölf Euro soll die Miete zunächst nur auf 7,60 Euro pro Quadratmeter steigen und liegt damit ungefähr auf der Höhe der ortsüblichen Vergleichsmiete. Allerdings ist das erst einmal nur ein freiwilliges Entgegenkommen des Vermieters, das jederzeit widerrufen werden kann.

Dass solche Preissprünge überhaupt möglich sind, liegt an der besonderen Situation im sozialen Wohnungsbau, nach dem Wegfall der Anschlussförderung. Die Eigentümer können danach die wirkliche Kostenmiete verlangen. Mit der Folge, dass diese Wohnungen oft teurer sind als viele vergleichbare frei finanzierte.

Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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