An zwei Tage in der Woche herrscht Chaos in den Bürgerämtern

Menschenschlange im Treppenhaus über zwei Etagen. Eine Momentaufnahme im Rathaus Kreuzberg am Morgen des 11. August. | Foto: Frey
2Bilder
  • Menschenschlange im Treppenhaus über zwei Etagen. Eine Momentaufnahme im Rathaus Kreuzberg am Morgen des 11. August.
  • Foto: Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Friedrichshain-Kreuzberg. Im Rathaus Friedrichshain stehen die Besucher manchmal bis vor die Eingangstür. Im Rathaus Kreuzberg belegen sie die Treppen. Alle wollen zum Bürgeramt.

Dieses Bild bietet sich an den beiden Standorte an jeweils zwei Tagen in der Woche. Massenandrang herrscht immer am Montag und Mittwoch in Kreuzberg sowie ebenfalls Montag und am Freitag in Friedrichshain. Der Grund: Zu diesen Terminen finden im Bezirk noch freie Sprechstunden statt. Ansonsten müssen sich Bürgeramtsbesucher auch hier vorher anmelden. In vielen anderen Bezirken werden die Kunden inzwischen nur noch nach vorheriger Terminvergabe bedient. Was dazu führt, dass viele auch von anderswo jetzt ebenfalls nach Friedrichshain-Kreuzberg kommen. Und dort für chaotische Verhältnisse sorgen.

Etwa vor einigen Tagen im Rathaus Kreuzberg. Bereits gegen 8 Uhr bildete sich eine lange Schlange. Gut eine halbe Stunde später waren alle Wartemarken für diesen Tag vergeben. Wer keine erhielt, musste wieder nach Hause gehen. Auch gegen Mittag war ein großer Teil der Wartenden noch nicht an der Reihe. Sie sei auch seit dem frühen Morgen hier, bestätigt eine Frau. "Aber es hilft nichts, ich muss mich dringend ummelden." Dass sie dafür wahrscheinlich mehrere Stunden benötigt, habe sie bereits befürchtet. Aber sich für einen Termin anzumelden bringe ihr noch weniger. "Da ist bis September alles voll."

Andere Gäste warten stoisch, bis ihre Nummer endlich aufgerufen wird. Manche telefonieren auch und scheinen andere Verabredungen für den weiteren Verlauf des Tages abzusagen oder zu verschieben. "Ich komme hier noch nicht weg", spricht ein Mann in sein Handy. "Wann? Keine Ahnung."

Trotz entsprechender Hinweisschilder, dass heute kein zusätzlicher Publikumsverkehr mehr möglich ist, kommen auch immer wieder noch neue Kunden. Ein Sicherheitsmitarbeiter weist sie darauf hin, dass sie nicht mehr bedient werden. Auch Klagen über die Wichtigkeit des Anliegens ändern daran nichts. "Erst am Montag können Sie wiederkommen."

Der angesagte Massenansturm stresst natürlich auch die Mitarbeiter des Bürgeramtes. Die haben zwar inzwischen Verstärkung in Form von vier befristet beschäftigten Kollegen bekommen. Aber auch das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Sollstärke bei den Bürgerdiensten beträgt rund 70 Beschäftigte. Allerdings sind wegen Krankheit oder Urlaub nur gut zwei Drittel regelmäßig im Einsatz.

Und insgesamt ist natürlich auch dieses Amt vom allgemeinen Stellenabbau betroffen. Er hat bereits dazu geführt, dass das Bürgeramt 2 in der Schlesischen Straße seit Juni bis auf weiteres geschlossen ist. Auch das erhöht den Druck auf die beiden anderen Standorte natürlich weiter.

Trotz dieser Situation denkt der Bezirk bisher nicht daran, die jeweils noch zwei terminfreien Tage aufzugeben und ebenfalls auf vorherige Anmeldung umzustellen. Denn das ändere nichts am Grundproblem, nämlich zu wenig Personal für zu viele Kunden. Auch dort, wo die Bürger nur noch mit Anmeldung vorstellig werden können, sei es ja nicht so, dass die Ämter nicht ausgelastet seien. An den vielen Menschen, die derzeit nach Friedrichshain-Kreuzberg strömen, zeige sich nur das Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage.

Gefordert wird deshalb, die Bürgerämter personell so auszustatten, dass der Ansturm bewältigt werden kann. "Nach den jüngsten Prognosen wächst Berlin in den nächsten 15 Jahren um rund 250 000 Einwohner, also die Größe eines Bezirks", rechnet Stadtrat Knut Mildner-Spindler (Linke), zuständig für die Bürgerdienste, vor. Gleichzeitig gebe es immer weniger Personal für die zusätzlichen Leistungen. Das Ergebnis: Warteschlangen.

Thomas Frey / tf
Menschenschlange im Treppenhaus über zwei Etagen. Eine Momentaufnahme im Rathaus Kreuzberg am Morgen des 11. August. | Foto: Frey
Eine Schlange bis fast auf die Straße. Wartende vor dem Bürgeramt im Rathaus Friedrichshain. Foto: Frey
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüft- und Knieschmerzen müssen nicht sein.  | Foto: AdobeStock_197992483

Infoabend für Patienten
Schluss mit Hüft- und Knieschmerzen!

Leiden Sie unter Hüftschmerzen, die Ihr Leben dauerhaft beeinträchtigen? Oder schmerzt das Knie bei jedem Schritt? Dann lassen Sie sich nicht länger quälen! Wir laden Sie herzlich zu unserem Infoabend ein, bei dem Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüft- und Knieschmerzen entdecken können, ohne sich vor dem Eingriff fürchten zu müssen. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, wird Sie durch die modernsten Methoden...

  • Westend
  • 26.03.24
  • 1.272× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.385× gelesen
  • 1
Gesundheit und MedizinAnzeige
Seinen Füßen sollte man sehr viel Aufmerksamket schenken.

Infos für Patienten
Thema: „Rund um den ganzen Fuß"

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Doch wenn Probleme auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen einen tiefen Einblick in die Anatomie des Fußes und beschäftigen sich gezielt mit Problemen wie Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen für diese häufig auftretenden Probleme....

  • Pankow
  • 06.03.24
  • 2.337× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Wir beantworten Ihre Fragen gern. | Foto: Volkmar Otto

Sicherheit während der OP
Wie sicher sind Narkosen im Alter?

Im Laufe unseres Lebens steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Operation benötigen. Doch mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Zum Beispiel können Herz-Kreislauf-Erkrankungen, schwere Lungenkrankheiten oder Demenz die Narkoseverträglichkeit beeinflussen. Wir laden Sie herzlich ein, Ihre Fragen und Bedenken mit uns zu teilen. Unser Ziel ist es, Ihnen die Angst vor der Narkose zu nehmen und Ihnen ein Verständnis dafür zu vermitteln, wie wir Ihre...

  • Reinickendorf
  • 13.03.24
  • 2.295× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.