Bezirk soll Freibeuter wieder kapern: Kaufpreis für das Schiff ist noch immer nicht eingegangen

Zukunft ungewiss: Der Freibeuter liegt noch immer in der Rummelburger Bucht. | Foto: Thomas Frey
2Bilder
  • Zukunft ungewiss: Der Freibeuter liegt noch immer in der Rummelburger Bucht.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Friedrichshain. Der Freibeuter liegt weiter in der Rummelsburger Bucht vor Anker. Dort darf er aber nicht bleiben. Und das ist nur ein Problem, das es mit dem früheren Jugendfreizeitschiff gibt.

Ein weiteres, für den Bezirk mindestens ebenso großes besteht drin, dass bisher nur ein kleiner Betrag für den Kauf entrichtet wurde. Und weil sich weder beim Geld, noch in Sachen alternativer Liegeplatz etwas bewegt, hat zumindest der SPD-Bezirksverordnete Frank Vollmert jetzt die Nase voll. Er verlangt, den Verkauf rückabzuwickeln und das Schiff neu auszuschreiben. Dabei soll vor allem ein Interessent gefunden werden, der den Freibeuter verschrottet. Mit seinem Antrag werden sich nach der Sommerpause die Ausschüsse für Haushalt und Jugendhilfe beschäftigen.

Das Ende auf dem Schiffsfriedhof war eigentlich ohnehin für die einstige schwimmende Freizeitstätte vorgesehen. Sie wäre schon froh, wenn der Bezirk bei der Veräußerung mit "plus/minus Null" herauskomme, erklärte die damalige Stadträtin Jana Borkamp (Bündnis 90/Grüne) im vergangenen Sommer, als der Kahn feilgeboten wurde.

Wider Erwarten kam es anders. Denn für den Freibeuter interessierte sich der Verein "Spreewohnen e.G.", der auch den Zuschlag bekam. Und zwar für eine Summe von 225 000 Euro. Ein warmer Geldregen, den es bisher aber hauptsächlich auf dem Papier gibt.

Die Spreewohnen-Genossenschaft plant, auf dem Schiff ein alternatives Lebens- und Arbeitskonzept zu verwirklichen. Das bestehe aus "forschen und wohnen", erklärte Mitglied Markus Ibrom im Frühjahr im Stadtplanungsausschuss (wir berichteten).

Aber auf dem Wasser gewohnt werden darf in der Rummelsburger Bucht nicht. Diese Senatsvorgabe wurde 2016 noch einmal richterlich bestätigt, als versucht wurde, sie für sogenannte Floating Homes auszuhebeln. Die Käufer sind beim Kauf auf das Wohnverbot hingewiesen worden, weshalb sie ihr schwimmenden Eigentum an eine andere Stelle bringen müssen. Aber das erwies sich bisher als nicht durchführbar. Schon wegen seiner Größe ist das Boot nur eingeschränkt manövrierfähig und könnte höchstens einen Alternativstandort in seiner bisherigen Umgebung ansteuern. Aber da gibt es keine Plätze.

Diese Schwierigkeiten scheinen die Genossen von Spreewohnen völlig unterschätzt zu haben. Von einem "etwas jungfräulichen" Herangehen sprach Markus Ibrom bei der Ausschusssitzung. Man habe eigentlich gedacht, der Erwerb sei wie ein Hauskauf. Das sei naiv gewesen. Wobei er allerdings auch den Bezirk als Verkäufer nicht ganz aus seiner Verantwortung entlassen wollte. Letzteres ist vielleicht auch als eine Art Entlastungsangriff wegen der bisher nicht eingegangenen Kaufsumme gedacht. Denn von den 225 000 Euro sind bisher lediglich rund 3000 Euro bezahlt worden. Mehrfach habe die Verwaltung deshalb seit Dezember 2016 das Entrichten des vollständigen Preis angemahnt, wie sich aus einer von Baustadtrat Florian Schmidt (Bündnis 90/Grüne) vorgelegten Chronologie ergab. Das nicht Eingehen des Betrags wurde von der Genossenschaft zunächst mit noch laufenden Verhandlungen mit einer Bank, später wegen der Suche nach einem Liegeplatz begründet. Letzteres verbunden mit der Bitte, ihr dabei behilflich zu sein.

Zuletzt hatte der Bezirk der Spreewohnen e.G. eine Frist bis zum 30. Juni gestellt. Auch die ist ohne Zahlung verstrichen, wie aus einer Antwort des Stadtrats auf entsprechende Fragen von Frank Vollmert in der jüngsten Bezirksverordnetenversammlung hervorgeht. Eine Rückabwicklung des Vertrags solle aber erst nach einem klärenden Gespräch erfolgen. tf

Zukunft ungewiss: Der Freibeuter liegt noch immer in der Rummelburger Bucht. | Foto: Thomas Frey
An seinem derzeitigen Platz kann das Schiff nicht bleiben. | Foto: Thomas Frey
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüft- und Knieschmerzen müssen nicht sein.  | Foto: AdobeStock_197992483

Infoabend für Patienten
Schluss mit Hüft- und Knieschmerzen!

Leiden Sie unter Hüftschmerzen, die Ihr Leben dauerhaft beeinträchtigen? Oder schmerzt das Knie bei jedem Schritt? Dann lassen Sie sich nicht länger quälen! Wir laden Sie herzlich zu unserem Infoabend ein, bei dem Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüft- und Knieschmerzen entdecken können, ohne sich vor dem Eingriff fürchten zu müssen. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, wird Sie durch die modernsten Methoden...

  • Westend
  • 26.03.24
  • 183× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 366× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Seinen Füßen sollte man sehr viel Aufmerksamket schenken.

Infos für Patienten
Thema: „Rund um den ganzen Fuß"

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Doch wenn Probleme auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen einen tiefen Einblick in die Anatomie des Fußes und beschäftigen sich gezielt mit Problemen wie Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen für diese häufig auftretenden Probleme....

  • Pankow
  • 06.03.24
  • 1.331× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Wir beantworten Ihre Fragen gern. | Foto: Volkmar Otto

Sicherheit während der OP
Wie sicher sind Narkosen im Alter?

Im Laufe unseres Lebens steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Operation benötigen. Doch mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Zum Beispiel können Herz-Kreislauf-Erkrankungen, schwere Lungenkrankheiten oder Demenz die Narkoseverträglichkeit beeinflussen. Wir laden Sie herzlich ein, Ihre Fragen und Bedenken mit uns zu teilen. Unser Ziel ist es, Ihnen die Angst vor der Narkose zu nehmen und Ihnen ein Verständnis dafür zu vermitteln, wie wir Ihre...

  • Reinickendorf
  • 13.03.24
  • 1.161× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.