Friedrichshain. Der Projektraum der Alten Feuerwache in der Marchlewskistraße sieht derzeit aus wie ein großes Puppentheater oder ein Spielzeugladen. Exakt 337 Figuren stehen hier.
Sie wurden von ebenso vielen Kindern aus sieben Berliner Grundschulen angefertigt. Aus Friedrichshain vertreten war die 36. Grundschule in der Andreasstraße. Das passierte in einem Ausstellungsprojekt mit den Künstlern Julia Ziegler und Christian Bilger unter dem Titel "... und was könnte ich mal werden?"
Denn die Schüler sollten ihre Kreationen mit einem Beruf verbinden.
Neben der entsprechenden Ausstattung, wie Arbeitskleidung oder Equipment, ist jede Figur auch zu einer typischen Handbewegung aus ihrem Arbeitsbereich in der Lage. Sie wird durch Berühren der Besucher in Gang gesetzt. Dann näht eine Schneiderin, ist ein Zahnarzt mit einem Patienten beschäftigt oder hantieren Computer-Experten an einer Maus.
Robert Lembkes Fernsehquiz
Das Ganze orientiert sich bewusst an einem Fernsehquiz, das wahrscheinlich die meisten jungen Mitwirkenden dieser Ausstellung nicht einmal dem Namen nach kennen. Nämlich an den TV-Klassiker "Was bin ich?" mit Robert Lembke. Dort musste ein Rateteam durch geschicktes Fragen das Arbeitsgebiet eines Gastes herausbekommen. Die einzige Hilfe, die es dabei bekam, war die "typische Handbewegung" für die jeweilige Zunft. Das "heitere Beruferaten" lief von den Kindertagen der Flimmerkiste bis in die 80er-Jahre in der ARD. Und zwar, Zufall oder nicht, genau 337 Mal. Später gab es dann noch einige ähnliche Sendungen.
Die Anleihen an diese Fernsehgeschichte sind aber nur ein Aspekt der Ausstellung. Genauso interessant ist der Überblick über die dargestellten Berufe. Sie geben zumindest eine Ahnung davon, was die Kinder möglicherweise einmal werden wollen. Und da sind so ziemlich alle Sparten vertreten und längst nicht nur die IT-Fachkraft oder andere als angesagt geltende Tätigkeiten. Vielmehr scheint gerade das Handwerk zu faszinieren, vielleicht auch, weil sich malern oder Brot backen ganz gut darstellen lässt. Auch Möbelverkäufer oder Polizisten fehlen nicht. Die Schüler mussten sich mit Berufen beschäftigen und bekamen dabei ein wenig Ahnung davon, was sie ausmacht.
Spannend ist die Schau schon wegen ihres besonderen Figurenkabinetts. Und wegen der Erinnerung an Robert Lembke. "Welches Schweinderl hätten S’ denn gern?", pflegte der Bayer seine Gäste zu Beginn zu fragen. Denn in einem Sparschwein landeten bei jeder falschen Frage des Rateteams fünf Mark für die Person, deren Beruf erkannt werden musste. Dieses weitere Markenzeichen von "Was bin ich?" fehlt allerdings in der Ausstellung. tf
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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