Geschichte wird eingepackt: Am 1. April schließt das Mitte Museum für fast zwei Jahre

Die Borsig-Figuren und das riesige Stadtmodell kommen ins Depot. Kerstin Sittner-Hinz in einem Ausstellungsraum im Mitte Museum. | Foto: Dirk Jericho
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Gesundbrunnen. Das regionalgeschichtliche Museum für Mitte, Tiergarten und Wedding in der Pankstraße 47 wird geschlossen. Spezialisten müssen Tausende Exponate einlagern.

Ein ganzes Museum wird eingepackt. Tausende Objekte und Ausstellungsstücke, über 10 000 Grafiken, 700 Kunstwerke und mehr als 100 000 Fotos kommen ins Depot. Wohin, weiß die Chefin vom Mitte Museum, Kerstin Sittner-Hinz, noch nicht. Derzeit läuft eine europaweite Ausschreibung für den Verpackungsakt. Spezialisten sollen alles, was in den 16 Räumen des denkmalgeschützten Museumsgebäudes steht, sorgfältig einpacken und sicher aufbewahren.

Geld aus dem Sonderprogramm

Denn das Backsteinhaus, das 1864 bis 1866 als 26. Gemeindeschule erbaut worden war und heute zu den ältesten Gemeindeschulbauten Berlins gehört, wird umfassend saniert. Der Bezirk hat 2,7 Millionen Euro aus dem Senatsprogramm SIWA (Sondervermögen Infrastruktur der Wachsenden Stadt) bekommen. Jetzt kann das Mitte Museum endlich barrierefrei umgebaut werden, so dass auch Rollstuhlfahrer in die Ausstellungen kommen. Dazu wird im alten Toilettenstrang ein Fahrstuhl eingebaut. Das gesamte Haus wird renoviert und bekommt neue Klos. Auch der vom Hausschwamm befallene Dachstuhl kann endlich saniert werden. Der Bezirk hatte bisher kein Geld, um das Mitte Museum auf Vordermann zu bringen.

Die ehemalige Schule wurde 1959 zum Heimatmuseum Wedding. Nach der Bezirksfusion 2001 wurden die Bezirksmuseen zusammengelegt. Die Ausstellungen von Alt-Mitte waren 2009 die letzten, die ins neue Mitte Museum umgezogen sind. In der Dauerausstellung werden Alltagskultur, Schul- und Technikgeschichte sowie die Geschichte der drei Ortsteile Wedding, Mitte und Tiergarten gezeigt. Tausende Objekte, Möbel und Gegenstände sind zu sehen. Zu den Highlights gehört das originale Klassenzimmer um 1900. Es gibt auch ein riesiges Modell der AEG-Werke, lebensgroße Borsig-Figuren oder die als Minikino nachgebaute Lichtburg. An der Decke hängt ein riesiges Stadtmodell von Alt-Moabit.

Von Stecknadel bis Riesenmodell

All dies müssen die Verpackungsexperten in den kommenden Wochen demontieren, verpacken und einlagern. Von der Stecknadel über Schränke, Uniformen oder Geschirr bis hin zum 25 Quadratmeter großen Modell kommt alles in die Kiste. Danach rücken ab Sommer die Bautrupps an. Anfang 2018 soll das Mitte Museum wiedereröffnet werden, mit einer Sonderausstellung „zum epochalen Großereignis der Renaissance, dem Reformationsjahrhundert in Berlin“, so Kerstin Sittner-Hinz. „Berlin an der Schwelle der Neuzeit“ lautet der Arbeitstitel zu einer weiteren Schau, „in der wir berlinspezifische Tatsachen in historische Zusammenhänge stellen und mit aktuellen Zeitfragen koppeln“, so die Museumschefin. Ihre fünf Mitarbeiter werden in den kommenden zwei Jahren daran arbeiten. Kerstin Sittner-Hinz ist beim Rundgang durch das Haus etwas wehmütig, aber auch voller Freude wegen der endlich beginnenden Sanierung. Sie betont, dass das Museumsteam in der Zwischenzeit nicht abtauche. „Wir werden mit Projekten und Veranstaltungen weiterhin im Bezirk präsent sein“, verspricht die Chefin. Es wird museumspädagogische Angebote in Schulen geben, Workshops, Führungen im Bezirk oder Veranstaltungen zum Tag des offenen Denkmals. Die Telefonnummer des Museums bleibt in der Bauphase erreichbar:  460 60 19-0. DJ

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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