Das Reifenwerk ist Geschichte

Das Reifenwerk wurde 2015 abgerissen. | Foto: Ralf Drescher
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Schmöckwitz. Während des Zweiten Weltkriegs aufgebaut, im vorigen Jahr abgerissen. Das Berliner Reifenwerk am Adlergestell ist Geschichte.

Begonnen hatte es 1943 als Reifen-Müller. Nachdem seine Firma in der Innenstadt bei einem Bombenangriff zerstört worden war, errichtete Unternehmer Georg Müller die Betriebsstätte am Adlergestell neu. Ohne Baugenehmigung, nur mit Zustimmung der Wehrwirtschaftsführung, durfte das Reifenwerk am Adlergestell und mitten im Wald errichtet werden. Schließlich wurden LKW-Reifen für die Wehrmacht gefertigt.
Nach dem Krieg gingen die Reifen als Reparation an die russischen Besatzer. Müller plante bereits eine Vergrößerung des Unternehmens. Dann wurde Georg Müller 1953 enteignet. „Im Vorfeld gab es Hetzkampagnen der SED gegen ihn. Dabei war Müller sehr sozial, feierte gemeinsam mit seiner Belegschaft Weihnachten und mietete Ferienhäuser für Mitarbeiter an. Ein hochanständiger mittelständischer Unternehmer wurde aus rein politischen Gründen seiner Lebensgrundlage beraubt“, sagt Stefan Förster, Historiker und Vorsitzender des Heimatvereins Köpenick.
Förster muss es wissen. Hat er doch im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt eine Broschüre zu Geschichte und Niedergang des Schmöckwitzer Reifenwerks erstellt.
Denn nach dem Untergang der SED-Diktatur erhielt die Familie Müller ihr Eigentum zurück. Grundstück und Betriebsgebäude wurden verkauft und dann vom windigen neuen Eigentümer an noch windigere Unternehmer verpachtet. Als das Areal 2015 nach einer Zwangsversteigerung an das Land Berlin fiel, mussten nicht nur marode Betriebsgebäude abgerissen werden. Auch die Hinterlassenschaften der Zwischenpächter waren zu entsorgen, darunter schrottreife Autos, Müll und sogar ein Bootswrack.
Gemeinsam mit dem Ortsverein Schmöckwitz lädt Stefan Förster am 27. April zu einem Vortrag über die Geschichte des Reifenwerks ein. Los geht es um 19 Uhr im Gemeindezentrum, Alt-Schmöckwitz 1. Der Eintritt ist frei, es wird um Spenden gebeten. Außerdem ist die bereits erwähnte Broschüre zu haben. RD

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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