BSC-Präsident Hans-Joachim Fenske zum Prügelexzess beim Fußballmatch

Nicht mit uns: BSC-Präsident Hans-Joachim Fenske tritt ein für gewaltfreien Sport. | Foto: Schubert
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Grunewald. Remis mit einem Schwerverletzten: Nach dem 2:2 des Berliner Sport-Clubs gegen Sparta Lichtenberg am 19. April kam es zur Massenschlägerei. Ein Spieler von Sparta bangt um sein Augenlicht - und beim Grunewalder Verein herrscht Bestürzung. Berliner-Woche-Reporter Thomas Schubert traf BSC-Präsident Hans-Joachim Fenske zum Gespräch.

Wie verliefen die Ereignisse aus Ihrer Sicht? Und was war die Ursache?

Hans-Joachim Fenske: Das Spiel wurde von beiden Seiten sehr emotional geführt und es kam auf dem Platz bereits zu verbalen Auseinandersetzungen zwischen den Mannschaften, die zu einer Anheizung der Atmosphäre, auch unter den Zuschauern, führten. In der letzten Spielminute erzielte der BSC überraschend den Ausgleichstreffer und nach dem Abpfiff soll es zu einer nochmaligen verbalen Provokation der Sparta-Spieler durch eine Zuschauergruppe von unserer Seite gekommen sein. Auf einer Videoaufzeichnung, die dem Verein, der Polizei, der Staatsanwaltschaft und dem Fußballverband vorliegt, kann man eindeutig sehen, dass in diesem Moment der betroffene Sparta-Spieler von Kameraden festgehalten wird. Und man sieht weiter, wie dieser Spieler trotzdem seine Fußballschuhe wieder anzieht, dabei schon guckt, wo die Leute sind, die ihn verbal attackiert haben, und dann auf sie zu rennt. Dem ersten dieser Zuschauer tritt er in Kung-Fu-Manier in den Unterleib, so dass dieser umfällt. Er trifft auch den zweiten mit voller Wucht und dann noch einen dritten. Und nun schreiten andere ein und drücken ihn auf den Boden. Hier könnte man sagen: die Sache ist zu Ende, man ruft die Polizei oder lässt es auf sich beruhen. Aber jetzt kommt einer unserer Spieler, der mit den umgetretenen Zuschauern verwandt ist, und tritt dem auf dem Boden festgehaltenen Spieler vorsätzlich mit den Füßen hart ins Gesicht. Das sorgt für eine Eskalation und in der Folge kommt es zu einem großen Handgemenge. Ich möchte eindeutig klarstellen: Ein solches Verhalten wie von den bewusst provozierenden Zuschauern und den beteiligten gewalttätigen Spielern beider Mannschaften hat im Sport und wie auch in der Gesellschaft absolut nichts zu suchen.

Wie ist die Stimmung im Club? Und wie muss man sich als Präsident in so einer Situation verhalten?

Hans-Joachim Fenske: Zunächst wollten wir uns selbst ein umfassendes Bild von den Ereignissen machen. Die Videoaufzeichnung war dabei sehr wichtig. Danach haben wir sofort Ermittlungsverfahren eingeleitet gegen unseren eigenen Spieler, gegen den Sparta-Spieler, dessen Trainer und den Sparta-Torwart. Im Video kann man sehen, dass sie alle maßgeblich an den körperlichen Attacken beteiligt waren. Außerdem habe ich als Präsident beschlossen, dass unser Spieler mit sofortiger Wirkung suspendiert wird. Sein Verhalten ist in keiner Weise entschuldbar und eine Schande für den Verein. Es ist mir wichtig, hier ein klares Zeichen zu setzen, auch vor den vielen Jugendlichen, die bei uns spielen. Wegen der Vorverurteilung des BSC in den Medien erleben wir es natürlich, dass Eltern unserer jungen Mitglieder uns anschreiben und eine Erklärung wollen. Das kann ich verstehen. Glauben Sie mir, ich bedaure, dass das alles vorgefallen ist, und ich schäme mich als Präsident dafür. Aber ich möchte auch gleichzeitig versichern, dass so ein Vorfall eine absolute Ausnahme für den Berliner Sport-Club ist und in keiner Weise den Charakter dieses Vereins widerspiegelt. Meine eigenen Enkel treiben hier Sport und es ist weiter ein sehr guter Verein, der von einem friedlichen und fairen Miteinander geprägt ist.

Was kann der Club unternehmen, um solche Szenen künftig zu vermeiden?

Hans-Joachim Fenske: Wir werden den Zuschauern eindeutig klar machen, dass die Fairness, die wir im sportlichen Wettstreit von den Athleten erwarten, bei ihnen nicht aufhört. Bei den Spielern liegen in so einem Spiel die Nerven blank. 90 Minuten angepöbelt zu werden, hat nichts mehr mit Sport zu tun. Wer sich daran nicht hält, wird die Spiele unseres Vereins demnächst nicht mehr besuchen können. Mit unseren Spielern haben wir ebenfalls geredet und unmissverständlich deutlich gemacht, welches Verhalten wir von ihnen als Mitglieder und Repräsentanten unseres Vereins erwarten, und einen entsprechenden Verhaltenskatalog aufgesetzt. Wer diesen nicht einhält, hat im Berliner Sport-Club nichts verloren.

Emotionen auf dem Spielfeld gehören zum Sport. Aber warum kommt es ausgerechnet im Lokalfußball zur Eskalation?

Hans-Joachim Fenske: Pauschal kann ich das nicht beurteilen. Bei diesem Spiel gab es die Konstellation, dass Sparta gegen den Abstieg kämpft, wir im Mittelfeld stehen. Die Mannschaft, die sportlich stärker unter Druck stand, hat aber in der letzten Sekunde noch den Treffer zum Ausgleich kassiert. Und wenn dann noch Beleidigungen von vermeintlichen Fans dazukommen, gehen bei einigen Leuten die Pferde durch. Ich würde mir wünschen, dass auch der Berliner Fußballverband solche Geschehnisse stärker bestraft. Denn die jungen Leute überschreiten die Grenzen häufig im Wissen, dass ihnen keine ernsten Konsequenzen drohen. Wenn sie aber eine lange Sperre zu befürchten hätten, würden sie diese Grenzen viel ernster nehmen. Ansonsten könnten sie ihren geliebten Sport nicht mehr ausüben.

Thomas Schubert / tsc
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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