Wohnungsbau am Henriettenplatz: Bäume und Laternen standen Projekt im Weg

Gerodet für den Wohnungsbau: Entlang der Seesener Straße bis zum Henriettenplatz entstehen 180 Wohnungen und ein Geschäftshaus. | Foto: Thomas Schubert
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Halensee. Im Schnellverfahren erhielt der Immobilienentwickler HNK Baurecht für ein Projekt, das eine der letzten Lücken am Kurfürstendamm bald schließen wird. Dass am Henriettenplatz über 50 alte Bäume fallen mussten, befeuert den Zorn der Anwohner erneut.

Bretterzäune, Bulldozer und Bauarbeiter, ein Plateau aus planierter Erde. Wo bis vor Kurzem Lauben und Bäume standen, ist der Boden bereitet für den Wohnungsbau. Am S-Bahnhof Halensee kann dieser Tage niemand mehr übersehen, dass auch das zweite Immobilienprojekt in der Seesener Straße zügig vorwärtskommt. Im südlichen Teil sind die ersten von 220 Wohnungen eines Projekts der Sanus AG bezugsfertig. Nun war auch das neue Nachbarvorhaben des Investors HNK kein unbekanntes, das Erteilen einer Baugenehmigung für 180 Wohnungen und ein Geschäftshaus am Ku’damm längst kommuniziert.

„Dieser Kiez weint“

Aber die Art und Weise des Baubeginns gibt dem Zorn der Bürgerinitiative Henriettenplatz neue Glut. „Hilfe, die Seesener Straße wird kahl geschlagen“, schlug Sprecher Heinz Murken im Februar Alarm. In der Tat waren an der Ecke Seesener Straße und am Henriettenplatz in kürzester Zeit nicht nur 44 Gehölze auf privatem Grund verschwunden, sondern auch elf Exemplare auf öffentlichem Straßenrand. Angekündigt gewesen war nur der Verlust eines einzigen Baums. „Dieser Kiez weint“, beklagte sich Murken etwas theatralisch. Und verwies umso grimmiger auf ein erfolgreiches Bürgerbegehren, wonach der Bezirk jeden Angriff auf das städtische Grün verhindern soll.

Machtlos gibt sich Baustadtrat Oliver Schruoffenger (Grüne), der die Situation von Amtsvorgänger Marc Schulte übernahm. Die Botschaft, dass nur ein Baum fallen soll, sei von vornherein unrealistisch gewesen, teilte er in der Bezirksverordnetenversammlung mit. Rein rechtlich sei der Akt trotzdem nicht anzufechten, zumal der Investor per Neupflanzung von Bäumen Ausgleich schaffen muss. „Und zwar möglichst direkt vor dem Neubau“, stellt der Stadtrat fest.

Missverständnisse vermeiden

Zu klären bleibt, warum im Zuge der Bauvorbereitung am Henriettenplatz nun auch Straßenlaternen verschwunden sind, die urheberrechtlichen Schutz genießen. Die mintgrünen Exemplare in historisierter Bauweise gehören zum architektonischen Ensemble, das die westliche Pforte des Ku’damms säumt.

Hier am Henriettenplatz soll der Wohnriegel von HNK mit einem Geschäftshaus seinen Abschluss finden. Ein demnächst anstehendes Workshopverfahren wird entscheiden, welches Gesicht diese Hinterpforte zur City West bekommt. „Es wird keine späte Grundsatzdiskussion, ob dort gebaut wird“, beugt Schruoffeneger Missverständnissen vor.

Dass das Verfahren zur Platzneugestaltung umsichtiger ausfallen muss als das zur Eröffnung der Bauarbeiten, liegt aber für die Vertreter aller politischen Fraktionen auf der Hand. Immerhin sehe die Seesener Straße nun aus „wie nach einem Kriegsangriff“, beklagt Christoph Brzezinski von der CDU. „Wir werden uns ansehen, ob es keine andere Art gab, die Baugrube zu errichten.“ Und Wolfgang Tillinger von der SPD verlangt Akteneinsicht, „um zu ergründen, was hier tatsächlich passiert ist“. Bei der Sanierung des Bikini-Hauses am Breitscheidplatz habe das Bezirksamt bei ähnlichen Voraussetzungen eine Baumfällung verhindern können – durchaus zum Wohle des Projekts. tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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