Rumänisches Zeltlager soll weg: 40 Personen campierten vier Monate auf einer Brache

Behelfsquartier ohne fließend Wasser: Eine Gruppe aus Rumänien hofft auf bessere Lebensverhältnisse als die jetzigen. | Foto: Thomas Schubert
  • Behelfsquartier ohne fließend Wasser: Eine Gruppe aus Rumänien hofft auf bessere Lebensverhältnisse als die jetzigen.
  • Foto: Thomas Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Halensee. Sie kamen, um in Deutschland Arbeit zu finden. Dann landeten die Osteuropäer in der Obdachlosigkeit und überwinterten in einer Zeltstadt zwischen Heilbronner Straße und Bahndamm. Nun steht das Camp kurz vor der Räumung.

„Wo schlafen, wo schlafen?“ Der Mann namens John beginnt zu gestikulieren, formt mit beiden Händen ein symbolisches Kissen und legt seinen Kopf auf den Rücken der oberen. John lebt als einer von rund 40 Bewohnern einer Zeltstadt seit Ende 2015 im Nirgendwo. Als einziger spricht er ein wenig Deutsch und gibt der Verzweiflung Ausdruck, am Bahndamm kurz vor einem Discountmarkt an der Heilbronner Straße gestrandet zu sein. „Wir wollten doch Arbeit“, nennt er den Grund, weshalb die Männer und Frauen Rumänien verließen. Und die Familien, die sie nach erfolgreichem Fußfassen herbeiholen wollten.

Kein Klo, kein fließend Wasser

Jetzt sieht es so aus, als würde zumindest das Dasein in der behelfsmäßigen Zeltstadt ohne fließend Wasser und Toilette bald enden. Denn die Duldung auf dem leeren Baugrundstück, das einem privaten Eigentümer gehört, lief in dem Moment aus, da eine größere Öffentlichkeit von den Zuständen erfuhr. „Ein guter Mann“ – so nennt John den Grundstückseigentümer, der das Campieren vorübergehend erlaubte. „Warum kommen nicht andere mächtige Männer, um uns zu helfen?“

Von Seiten des Bezirksamts jedenfalls hieß es bislang, dass die Nutzung des privaten Grunds kein Einschreiten des Ordnungsamts nach sich ziehen kann. Schließlich drängten die Stadträte Marc Schulte (SPD) und Carsten Engelmann (CDU) aber offenbar auf eine humanere Lösung. Und tatsächlich winken einige Männer bereits mit Bescheinigungen, die ihnen einen Umzug in eine Obdachloseneinrichtung mit festem Dach ermöglichen. Den übrigen Zeltstadt-Bewohnern soll es nicht anders ergehen. Engelmann betont, dass man keine Vertreibung will und setzt darauf, dass die Rumänen das Angebot zur Einquartierung in Notunterkünften annehmen.

Wer mit den Nachbarn an der Heilbronner Straße spricht, wird eher Mitgefühl als Ablehnung bemerken. „Mich haben sie eigentlich nicht gestört“, erklärt ein älterer Herr. Einzig die Tatsache, dass man eine Kuhle neben der Zeltstadt als Toilette nutzt – sie ist sogar mit einem WC-Schild ausgewiesen –, sorgt für Unbehagen. John und seine Mitbewohner würden ihr Geschäft gerne in eine Kloschüssel verrichten, lieber heute als morgen. tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüft- und Knieschmerzen müssen nicht sein.  | Foto: AdobeStock_197992483

Infoabend für Patienten
Schluss mit Hüft- und Knieschmerzen!

Leiden Sie unter Hüftschmerzen, die Ihr Leben dauerhaft beeinträchtigen? Oder schmerzt das Knie bei jedem Schritt? Dann lassen Sie sich nicht länger quälen! Wir laden Sie herzlich zu unserem Infoabend ein, bei dem Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüft- und Knieschmerzen entdecken können, ohne sich vor dem Eingriff fürchten zu müssen. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, wird Sie durch die modernsten Methoden...

  • Westend
  • 26.03.24
  • 205× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 389× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Seinen Füßen sollte man sehr viel Aufmerksamket schenken.

Infos für Patienten
Thema: „Rund um den ganzen Fuß"

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Doch wenn Probleme auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen einen tiefen Einblick in die Anatomie des Fußes und beschäftigen sich gezielt mit Problemen wie Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen für diese häufig auftretenden Probleme....

  • Pankow
  • 06.03.24
  • 1.358× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Wir beantworten Ihre Fragen gern. | Foto: Volkmar Otto

Sicherheit während der OP
Wie sicher sind Narkosen im Alter?

Im Laufe unseres Lebens steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Operation benötigen. Doch mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Zum Beispiel können Herz-Kreislauf-Erkrankungen, schwere Lungenkrankheiten oder Demenz die Narkoseverträglichkeit beeinflussen. Wir laden Sie herzlich ein, Ihre Fragen und Bedenken mit uns zu teilen. Unser Ziel ist es, Ihnen die Angst vor der Narkose zu nehmen und Ihnen ein Verständnis dafür zu vermitteln, wie wir Ihre...

  • Reinickendorf
  • 13.03.24
  • 1.186× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.