Spitze für die Parochialkirche: Knobelsdorff-Schule schuf Holz-Stahl-Konstruktion

Der Auszubildende Paul Müller verbindet Holz und Stahl. | Foto: Christian Schindler
3Bilder
  • Der Auszubildende Paul Müller verbindet Holz und Stahl.
  • Foto: Christian Schindler
  • hochgeladen von Christian Schindler

Haselhorst. Im Jahre 1944 traf eine Brandbombe den Turm der Parochialkirche in Mitte, der daraufhin wie eine Fackel in das Kirchenschiff fiel. Dafür, dass der Turmsockel ab kommendem Sommer wieder einen passenden Aufbau trägt, sorgen auch Experten aus der Knobelsdorff-Schule.

Das Skelett ist den Blicken der Öffentlichkeit verborgen. Auch seine nächste große Reise wird es eher anonym auf einem Transporter zurücklegen. Dann wird die 13 Meter hohe Konstruktion aus Holz und Stahl vermutlich im Februar nach Moritzburg bei Dresden gebracht, wo das Meisterwerk aus Haselhorst mit Kupfer verkleidet wird. Irgendwann im Sommer verhilft dann ein Kran der Parochialkirche wieder zu einer Spitze, die der ersten reformierten Kirche Berlins den ehemaligen architektonischen Glanz wiedergibt.

Seit fünf Jahren ist ein Team um den Lehrer und Zimmereimeister Thomas Wellner aus der Knobelsdorff-Schule mit der Sturmspitze befasst. Die Schule an der Nonnendammallee 140 ist das Berliner Oberstufenzentrum Bautechnik I, und hier lässt sich eigentlich jede Frage zum Thema Bauen beantworten. Wenn der Blick in Archive nicht mehr weiterhilft, kombiniert man modernde Technik mit althergebrachtem Wissen und Erfahrung. „Zum Turm der Parochialkirche gibt es keine zeitgenössischen Pläne, wir orientieren uns an Fotos“, sagt Wellner, der erst ein Modell der Kirchsturmspitze anfertigen ließ, bevor es ans Original ging.

In Abstimmung mit Denkmalpflege und Gemeinde entstand eine moderne Holz-Stahlkonstruktion, die nicht nur schön ist, sondern auch ein Glockenspiel aufnehmen kann. Eine Besonderheit ist die konkave Wölbung der horizontalen Balken.

Die Parochialkirche zwischen Kloster- und Parochialstraße ist eine architektonische Besonderheit.

Am 15. August 1695 legte Friedrich III. den Grundstein für das barocke Kirchengebäude, das nach dem Tode des Baumeisters Johann Arnold Nehring von Martin Grünberg vollendet wurde. Die Kirche wurde 1703 eingeweiht, der Turm wurde aber erst 1714 fertig. Ein Glockenspiel mit 37 Bronze-Glocken machte den Turm auch als Singturm bekannt, dessen „Konzerte“ im 20. Jahrhundert auch im Rundfunk übertragen wurden.

Die jetzt noch in der Knobelsdorff-Schule lagernde Spitze wird sogar 52 Glocken erhalten, und im Sommer den dann gut 65 Meter hohen Turm zieren. Die gesamte Turmrestaurierung wird rund 3,5 Millionen Euro kosten, von denen 2,8 Millionen die Lotto-Stiftung Berlin übernimmt. Der Unternehmer Hans Wall, Vorsitzender des Vereins „Denk mal an Berlin“, hat schon 420.000 Euro als Privatspende beigesteuert. CS

Weitere Informationen zur Knobelsdorff-Schule unter www.knobelsdorff-schule.de.
Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

13 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 125× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 101× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 186× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 575× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.