Nach Gerd Steinmöller benanntes Künstlerhaus lädt zum Tag des offenen Ateliers ein

26. November 2017
12:00 Uhr
Zitadelle Spandau, 13599 Berlin
Kulturstadtrat Gerhard Hanke und Witwe Ruth Steinmöller enthüllen die Hinweistafel zum Künstlerhaus. | Foto: Christian Schindler
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  • Kulturstadtrat Gerhard Hanke und Witwe Ruth Steinmöller enthüllen die Hinweistafel zum Künstlerhaus.
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Große Ehrung für Gerd Steinmüller: Das Künstlerhaus auf der Zitadelle trägt jetzt den Namen des 2003 verstorbenen langjährigen Kunstamtsleiters.

Kein anderer hätte so eindrucksvoll die Ansprache zur Benennung halten können wie Winfried Augustat, langjähriger Pfarrer der Nikolaikirche. Mit der ihm eigenen lutherischen Sprachmacht erinnerte Augustat an einen Freund und Weggefährten, der bei der Werbung für seine Ideen zur Attraktivität Spandaus bei möglichen Unterstützern immer die eine Einleitung parat hatte: „Männer wie wir.“

Das durften dann auch gestandene Frauen sein, wie Ingrid Jahn, die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Altstadt Spandau. Sie gehörte ebenso zu den Mitstreitern Steinmöllers wie die jeweils amtierenden Bezirksämter, die aus dessen Sicht allesamt einen Zweck hatten: Seine grandiosen Ideen in der konkreten Arbeit umzusetzen.

Und diese Ideen waren Paukenschläge, die die Zitadelle, in den 1970er-Jahren ein eher noch verschlafenes und nur wenigen Geschichtsinteressierten bekanntes Bauwerk am Havelufer, zu einem weit über Berlin hinaus bekannten Ausstellungsort machten. Als der eiserne Vorhang tatsächlich noch ziemlich undurchlässig war, holte Steinmöller wertvolle Exponate aus dem Moskauer Armeemuseum in die Zitadelle, um die napoleonische Zeit zu beleuchten. Die westlichen Alliierten hatte Steinmöller zuvor nicht über den Kontakt nach Moskau informiert. Als die wertvollen Exponate dann vor Ort waren, gab es seitens des Senats und der Schutzmächte keine Möglichkeit mehr, die Schau zu verhindern.

Gerd Steinmöllers Blick ging nicht nur in die Geschichte, sondern auch in die Kunstwelt. Salvador Dali war einer der ganz Großen, deren Werke er nach Spandau holte. Das Große in seinen Ausstellungen hinderte Steinmöller aber nicht daran, seine vielfältigen Interessen zum manches Mal puren Rummel-Vergnügen anderer zu machen. Im Juni 2002 erinnerte er daran, dass 300 Jahre zuvor preußische Truppen die Friedhofsmauer der Nikolaikirche einrissen, weil sie Exerzierübungen im Wege stand. Die Historische Spandauer Stadtgarde ging gegen eine Mauer aus Pappkartons vor, Pfarrer Augustat stimmte in Perücke und Talar das lutherische „Ein feste Burg ist unser Gott an“.

Diese Spektakel veranstalteten eben „Männer wie wir“, denen Augustat jetzt mit Blick auf Steinmöller bestätigte, dass sie „Feste feste feiern konnten.“ Einer der vielen weiteren Mitstreiter Gerd Steinmöllers war der 2015 verstorbene Bürgermeister Konrad Birkholz (CDU), der ihn 1997 mit dem Bundesverdienstkreuz auszeichnete.

Bei all den wichtigen Veranstaltungen zur Zitadelle und zu Spandau, auch die Zugänglichkeit des Forts Hahneberg war Steinmöller ein Anliegen, kam ihm sicher das Gespür für die leisen Töne zugute. Er war gelernter Klavierbauer und Klavierstimmer. 1971 kam er zum Kunstamt Spandau, 1976 wurde er dessen Leiter und blieb es bis Ende 1996.  

Das Haus vier der Zitadelle, in dem bis heute Künstler unterschiedlicher Gattungen und Stilrichtungen arbeiten, wurde auch auf Gerd Steinmöllers Initiative hin zu einem sehr lebendigen Ort auf der Zitadelle. Deswegen trägt es jetzt seinen Namen. Da trifft es sich gut, dass am 26. November die Künstler dieses Hauses sowie die an den Italienischen Höfen auf der Zitadelle von 12 bis 17 Uhr zum Tag der offenen Tür einladen. Der Eintritt ist frei.

Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

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