Treffen der Wandergesellen: Tradition geht auf das Jahr 1056 zurück

6. Mai 2016
11:30 Uhr
Rathaus Spandau, 13597 Berlin
In Spandau treffen sich die Wandergesellen zum Austausch regelmäßig an der Ruhlebener Straße. | Foto: Christian Schindler
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Spandau. Mehr als 200 Wandergesellen aus aller Welt versammeln sich am 6. Mai um 11.45 Uhr auf dem Rathaus-Vorplatz, wo sie von Bürgermeister Helmut Kleebank (SPD) empfangen werden.

Einmal im Jahr treffen sich der Wandergesellen des Bauhauptgewerbes zum Himmelfahrtstreffen. In diesem Jahr ist es Berlin, wo die Zunft der rechtschaffen fremden Zimmerer zu Berlin-Spandau die Organisation übernommen hat.

Dazu Helmut Kleebank: „Mit dem Treffen erleben wir eine wunderbare Tradition der Handwerkskunst in Spandau. Ich freue mich, die Gesellen zu empfangen. Die Tradition der Wanderschaft geht auf das Jahr 1056 zurück. Damals wie heute sind wir der Überzeugung, dass noch keiner dümmer zurückgekommen ist, als er losgegangen ist.“

Das Himmelfahrtstreffen dient dem Austausch von Informationen über das Reisen und handwerkliche Aktivitäten. Die rechtschaffenen fremden Zimmergesellen sind eine von fünf Zünften, in denen Junggesellen auf Wanderschaft gehen können. Man darf demzufolge nicht verheiratet sein, keine Schulden und keine Vorstrafen haben und das 30. Lebensjahr nicht überschritten haben.

Klare Regeln gelten

Die Regeln sind streng: Das Handy ist verboten und wird vor der Abreise an die Wand genagelt. Der Geselle darf nicht näher als 50 Kilometer an den Heimatort kommen, muss sein Gepäck auf einer Schulter und immer die Kluft seiner Zunft tragen. Er muss sich ehrbar und rechtschaffen verhalten, mindestens zweimal im Ausland gearbeitet haben und länger als drei Jahre reisen.

Dazu Zimmermeister Thomas Löffler: „Wanderjahre lehren einen, das Leben zu meistern. Wollten wir die Welt besehen, musste in die Fremde gehen. Die Wanderschaft ist kein Spaziergang. Oft muss man fechten gehen (Brot erbetteln), um satt zu werden. Nach vollendeter Wanderschaft, bist Du eine gestandene Persönlichkeit beziehungsweise ein echter Mann.“

Seit über 200 Jahren in Spandau

Seit 1793 sind die „rechtschaffenen fremden Zimmergesellen“ in Spandau ansässig. Das „fliegende Stubenschild“ mit dem Wappen ist gut sichtbar in der Herberge Ruhlebener Straße 2 angebracht. Diese Herberge ist die Anlaufstelle für Gesellen in Berlin. Sie ist eine Arbeitsvermittlungs- und Unterbringungsstelle. Auch die „ausgereisten“ (die ihre Wanderschaft hinter sich haben) Gesellen treffen sich dort.

Warum man übrigens im bauwütigen Berlin so selten Wandergesellen im Stadtbild sieht, begründet der Spandauer Buchgeselle Anton Possin wie folgt: „Woanders werden bessere Löhne gezahlt.“ CS

Weitere Infos zum Treffen unter www.himmelfahrtstreffen.com.
Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

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