Zuflucht für Bedürftige: Lebensmittelausgabe der Adventgemeinde feiert Jubiläum

Ohne ehrenamtliches Engagement wäre die tägliche Arbeit für Bedürftige nicht zu bewerkstelligen. | Foto: Mia Bavandi
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Seit 1997 engagiert sich die Herz & Hand Adventgemeinde Spandau für bedürftige Gemeindemitglieder. Ihre anfängliche Suppenküche hat sich zu einer festen Institution im Bezirk entwickelt.

„Wir sind wie eine Familie und helfen einander“, sagt Veronika Rakow. Im Jahre 2008 hat die heutige Rentnerin mit ihrem Mann Eberhard alias „Hardi“ die Projektleitung der Lebensmittelausgabe der Herz & Hand Adventgemeinde Spandau übernommen und bis vor kurzem inne.

Bereits vor 11 Jahre zuvor, genauer am 9. Dezember 1997, wurde das von der lokalen Gemeinde initiierte Sozialprojekt unter der Schirmherrschaft des Advent-Wohlfahrtswerks der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten Deutschland von Rita und Werner Sass gegründet. „Die Idee dazu ist im Hauskreis der Kirchengemeinde entstanden. Wir wollten etwas Gutes tun“, erinnert sich Veronika Rakow. Die Idee, bedürftige Menschen im Bezirk zu unterstützen und ihnen warme Mahlzeiten anzubieten, wurde anfangs mit einer Suppenküche der Familie Sass und Mitgliedern der Kirchengemeinde im Tiefwerderweg umgesetzt. „Werner hat nicht nur Suppe, sondern richtige Menüs mit Gemüse gekocht“, erzählt Rakow. Angesichts seiner Kochkünste hieß es damals nicht, man gehe in die Suppenküche, sondern: „Wir gehen zu Werner“.

Fahrer sind schwer zu finden

Als Werner Sass 2004 aufgehörte zu kochen, wurde der Zufluchtsort für Bedürftige im Folgejahr von der Suppenküche in eine Lebensmittelausgabe umfunktioniert. Seither werden an drei Tagen pro Woche Lebensmittel verteilt, die der Adventgemeinde von insgesamt 27 Einzelhändlern gespendet werden. Bei der Zusammenarbeit versuchen die Gemeindemitglieder auf die regionale Nähe zu achten. „Denn der größte Mangel besteht an guten Fahrern, die die Ware zu uns liefern. Je größer der Wagen, desto schwieriger wird es Fahrer zu finden“, weiß Rakow. Dieter Rutten, der mit seiner Lebenspartnerin und Beifahrerin Ramona Weinberg lassen sich davon jedoch nicht schrecken. Sie übernehmen die meisten Fahrten in zwei von der Privatklinik Nikolassee gespendeten Kleintransportern. Nur so kann die Lebensmittelausgabe den Menschen dauerhaft helfen.

Dienstags und donnerstags erhalten Bedürftige für den Beitrag von drei Euro Lebensmittel. „Wir bekommen kein Geld vom Staat und finanzieren alles ehrenamtlich und über freiwillige Spenden“, erklärt Rakow die kleine Spende für Erhalt von Nahrungsmitteln, Süßem und Saurem, viel Kopfsalat im Sommer oder Plätzchen rund um die Weihnachtszeit. Freitags erfolgt die Ausgabe in bereits zusammengestellten Kisten an zumeist „Stammkunden“, und an jedem Sonnabend besteht die Möglichkeit, von Supermärkten abgegebene Ware in der Gartenstadt Staaken zu beziehen.

Bis zu 300 Gäste pro Tag

„An manchen Tagen sind es bis zu 300 Menschen, die zu uns kommen. Natürlich in Abhängigkeit von Wetterverhältnissen und wann die Ämter das Geld ausgeben“, berichtet Projektleiter Pastor Simon Rahner, der vor kurzem in die Fußstapfen der als „Ehrenpräsidenten“ bezeichneten Rakows getreten ist.

Rahner schätzt an der Arbeit nicht nur das Vermitteln und Leben von christlichen Werten sowie das im Laufe der Jahre gewachsene Engagement der Kirchengemeinde, sondern auch die Integration und Mitwirkung Bedürftiger innerhalb des „an Menschen unterschiedlicher Herkunft, Nationalität oder Religion bunt gemischten Projekts, in dem Welten aufeinander prallen“. Viele Bedürftige werden selbst zu Mitarbeitern. Für sie stellt es eine Win-win-Situation dar, denn durch ihre Mithilfe erhalten sie wieder Sinn in ihrem Leben, werden eingegliedert und erleben mit einer neuen Aufgabe wieder Struktur im Alltag“, findet Rahner.

Veronika Rakow, die seit Beginn aktiv an der Umsetzung des Projektes beteiligt ist, wird weiterhin unterstützend vor Ort sein. „Es hat mir immer am Herzen gelegen, Gutes zu tun, und das wird es auch weiterhin sein“, denkt sie an die vielen berührenden Begegnungen gerne zurück. „Bedürftigkeit könnte jeden von uns treffen und durchzieht alle Gesellschaftsschichten“, spricht sie aus Erfahrung.

Autor:

Mia Bavandi aus Reinickendorf

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